Autonomes Fahren bleibt für viele Österreicher:innen ein Zukunftsthema mit gemischten Gefühlen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Allianz, die im Rahmen des 13. Allianz Motor Day vorgestellt wurde. Während die meisten Befragten in der Technologie einen Komfortgewinn sehen, herrscht bei der Sicherheit weiterhin Skepsis.
Mehr als die Hälfte der europaweit rund 8.500 Teilnehmenden (siehe Infobox) erwartet demnach ein gleich hohes oder höheres Sicherheitsniveau als bei von Menschen gesteuerten Fahrzeugen (56 %). Gleichzeitig äußerten 69 Prozent Bedenken hinsichtlich der Zuverlässigkeit in unerwarteten Situationen, 72 Prozent halten die Technologie für "zu neu und ungetestet".
"Vertrauen hängt in Europa weniger von technischer Perfektion als von Beweisen ab", sagte Klaus-Peter Röhler, Mitglied des Vorstands der Allianz SE. Menschen wollten, dass autonome Fahrzeuge ihre Sicherheit durch "transparente Daten, strenge Aufsicht und klare Verantwortlichkeiten" belegen.
Komfort vor Sicherheit
In Österreich steht laut Umfrage der Komfort klar im Vordergrund: 44 Prozent der Befragten sehen den Vorteil darin, sich während der Fahrt anderen Tätigkeiten widmen zu können, 40 Prozent erwarten weniger Stress. Nur 29 Prozent verbinden autonomes Fahren primär mit mehr Sicherheit.
Als gesellschaftlichen Nutzen nennen 63 Prozent eine verbesserte Mobilität für ältere Menschen oder Personen mit Einschränkungen. Besonders geeignet erscheinen Fahrten in der Nacht (43 %), für Besorgungen (29 %) oder Geschäftsreisen (15 %).
Das Wissen über die Technologie ist den Ergebnissen zufolge begrenzt: Nur 37 Prozent fühlen sich mit dem Thema vertraut, je ein Drittel bewertet autonomes Fahren positiv oder negativ.
Skepsis in kritischen Situationen
Die Zweifel am Reifegrad der Systeme sind deutlich: 74 Prozent der Österreicher:innen machen sich Sorgen, wie autonome Fahrzeuge in ethisch schwierigen Situationen reagieren würden. 71 Prozent halten die Technologie für zu unausgereift, 70 Prozent fühlen sich unwohl, keine Kontrolle über das Fahrzeug zu haben. Dennoch sehen 54 Prozent autonome Fahrzeuge als mindestens ebenso sicher wie herkömmliche – und 84 Prozent betonen, dass sie jederzeit eingreifen können möchten.
"Die Ergebnisse zeigen, dass die Unsicherheit groß ist", so Jörg Hipp, Chief Product Officer der Allianz Österreich. Das liege weniger an eigenen Erfahrungen, sondern an psychologischen Faktoren wie Kontrollverlust oder mangelnder Vertrautheit. Notwendig seien mehr Transparenz und reale Alltagserfahrungen. Das Potenzial sei aber erheblich: Autonome Fahrzeuge könnten Unfälle reduzieren und neue Mobilitätsformen schaffen.
Das Allianz Zentrum für Technik (AZT) erwartet, dass Automatisierung Unfälle durch menschliche Fehler – etwa Müdigkeit oder Ablenkung – deutlich senken werde. Bis 2035 wird ein Rückgang um 20 Prozent, bis 2060 um 50 Prozent prognostiziert.
Allianz fordert EU-weite Standards
Die Allianz fordert klare rechtliche Rahmenbedingungen, um die Einführung sicher zu gestalten. "Autonome Mobilität ist keine Frage des Ob mehr, sondern des Wie", betonte Klaus-Peter Röhler. Jeder Fortschritt müsse zu mehr Sicherheit und Unabhängigkeit führen.
Zu den Kernforderungen gehören:
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EU-"Führerschein" für autonome Fahrzeuge: Einheitliche Zulassungs- und Prüfverfahren sollen den grenzüberschreitenden Einsatz erleichtern.
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Gemeinsame Standards für den Zugang zu Fahrzeugdaten: Unfall- und sicherheitsrelevante Daten sollen unter europäischen Datenschutzvorgaben für Versicherer und Behörden zugänglich bleiben.
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Europäische Datenbank für kritische Verkehrssituationen: Sie soll Unfälle und Beinaheunfälle autonomer Fahrzeuge erfassen, um die Technologie kontinuierlich zu verbessern.
Damit wolle man nicht nur Vertrauen schaffen, sondern auch Europas Führungsrolle bei Mobilitätsinnovationen sichern, heißt es vom Unternehmen.
www.allianz.at
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