Markus Mendel im Interview
"Wer jetzt liquide ist, macht die besten Deals"

Im LEADERSNET-Interview spricht Markus Mendel, Geschäftsführer EHL Investment Consulting und frisch gekürter "Makler des Jahres", über die aktuellen Herausforderungen und Chancen am österreichischen Investmentmarkt. Er analysiert Trends bei Assetklassen, Finanzierung und Investorenverhalten, erklärt, weshalb ein erfolgreicher Makler immer eine Extrameile gehen muss, warum jetzt wieder Bewegung in den Immobilienmarkt kommt und welche Strategien langfristig Erfolg versprechen.

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Mendel, Sie wurden Mitte September mit dem Cäsar 2025 als "Makler des Jahres" ausgezeichnet. Was bedeutet Ihnen diese Anerkennung – auch im Hinblick auf Ihr Team bei EHL Investment Consulting?

Markus Mendel: Der Cäsar steht für Exzellenz und Innovationskraft in der Immobilienbranche und wird von einer hochkarätigen Verbandsjury an außerordentliche Persönlichkeiten verliehen, was eine ganz besondere Auszeichnung und Anerkennung ist, auf die ich natürlich auch sehr stolz bin. Es ist die renommierteste personenbezogene Auszeichnung, die man in der Immobilienbranche gewinnen kann, und sie bezieht sich direkt auf die Leistungen der Preisträger:innen. Klar ist aber auch, dass diese Leistungen nur mit einem starken, gut funktionierenden und effizienten Team möglich sind, und ich bin sehr dankbar, dass ich so ein tolles Team in der EHL Investment Consulting habe.

Ich blicke mit viel Stolz auf das letzte Jahr zurück, in dem es uns trotz der sehr herausfordernden Marktbedingungen mit einem vermittelten Transaktionsvolumen von über 660 Millionen Euro gelungen ist, ein gutes Unternehmensergebnis zu erzielen. Besonders wichtig ist es mir dabei immer, unsere engagierten Mitarbeiter:innen motiviert zu halten, eine stabile wirtschaftliche Grundlage des Unternehmens zu gewährleisten und weiter in die Stärkung unserer Kundenbeziehungen zu investieren.

LEADERSNET: In der Begründung der Jury wird Ihr Beitrag zur Entwicklung von EHL als führender Investmentmakler hervorgehoben. Worauf sind Sie in Ihrer bisherigen Laufbahn besonders stolz?

Mendel: Das ist gar keine leichte Frage. Mein persönlicher Zuständigkeitsbereich als Geschäftsführer der EHL Investment Consulting GmbH umfasst sowohl die Unternehmens- und Mitarbeiterführung, Budgetierung, Akquisition, Prozessoptimierung sowie die strategische Ausrichtung des Unternehmens als auch die sehr enge und operative Zusammenarbeit mit unseren Kund:innen im Rahmen der Verkaufs- und Beratungsmandate. Ergänzend bin ich für die Betreuung und Steuerung unseres Netzwerks zu BNP Paribas Real Estate verantwortlich und leite hierbei alle länderübergreifenden Mandate und paneuropäischen Portfoliotransaktionen der Gruppe. Das ist viel Verantwortung, macht mir aber unglaublich viel Spaß, und wenn die Bemühungen am Ende zum Erfolg führen, die Marktanteile steigen und das Unternehmensergebnis stimmt, dann ist das etwas, auf das wir als Team sehr stolz sein können.

LEADERSNET: Sie haben über 20 Jahre Branchenerfahrung, davon mehr als ein Jahrzehnt bei EHL. Welche Fähigkeiten braucht ein:e Makler:in, um sich langfristig in einem volatilen Marktumfeld durchzusetzen?

Mendel: Das Spektrum an Fähigkeiten, die ein:e gute:r Investmentmakler:in mitbringen sollte, ist recht breit. Neben der fachlich fundierten Marktkenntnis ist es aus meiner Sicht insbesondere ein sehr gutes und enges Netzwerk und der professionelle Umgang mit diesem Netzwerk, der den Unterschied macht. Wenn man als motivierter, starker und vertrauensvoller Partner von den Marktteilnehmer:innen wahrgenommen wird, dann ist das sicherlich der entscheidende Schlüssel zum Erfolg. Die Kund:innen müssen sehen, dass man sich um ihre Belange bemüht, bereit ist, die berühmte Extrameile zu gehen und mit Lösungsvorschlägen aufwartet, wenn es schwierig wird.

LEADERSNET: Der österreichische Investmentmarkt zeigt sich derzeit angespannt, mit Insolvenzen, hoher Inflation und steigenden Kapitalmarktsätzen. Gleichzeitig gibt es erste Anzeichen für eine Stabilisierung. Wie beurteilen Sie die Lage?

Mendel: "Angespannt" trifft die Beschreibung ganz gut. Der österreichische Immobilieninvestmentmarkt hat in den letzten Monaten vor allem unter der weiter fortschreitenden Insolvenzwelle sowie dem fehlenden Wirtschaftswachstum gelitten. Die zurückhaltende Kreditvergabe der Banken bleibt weiterhin ein fundamentales Hemmnis, wobei auch alternative Finanzierungsmodelle – etwa durch Mezzanin- und/oder private Kreditfonds – diese Lücke nicht schließen können. Die ausufernde öffentliche Verschuldung sowie die schleppende wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland dämpfen auch die Entwicklung der österreichischen Konjunktur. Trotzdem sehen wir in einzelnen Teilmärkten eine erste, leichte Erholung.

LEADERSNET: Das Transaktionsvolumen ist im ersten Halbjahr 2025 gestiegen, wenn auch noch keine Trendwende erkennbar ist. Spüren Sie bereits mehr Nachfrage von Investorenseite?

Mendel: Was ich aktuell sehr positiv bewerte und was für mich ein klares Anzeichen für eine steigende zukünftige Transaktionstätigkeit ist, sind die derzeitigen Prüfungsaktivitäten der Investor:innen. Hier spüren wir ein stark gestiegenes Interesse. Das bedeutet zwar nicht, dass jede Prüfung in einer Transaktion mündet, allerdings befinden sich einige Deals kurz vor Abschluss – quer durch alle Assetklassen – und wir blicken hier positiv in die Zukunft.

LEADERSNET: Besonders das Wohnsegment zeigt sich robust, während Logistik und Büro zurückbleiben. Welche Assetklassen sehen Sie aktuell als attraktivste Chancen für Investor:innen?

Mendel: Im Wohnsegment ist auch meiner Wahrnehmung nach klar das größte Interesse gegeben und hier kommen bereits auch wieder die institutionellen Investor:innen zurück. Neben Wohnen ist allerdings auch das Hospitality-Segment sehr stark nachgefragt. Das Interesse reicht hier vom bestehenden Hotel, Serviced Apartment oder Studierendenwohnheim bis zur Entwicklungsmöglichkeit für derartige Produkte in attraktiven Lagen.

Im Einzelhandelsbereich sind insbesondere Fachmarktzentren in starken Agglomerationslagen mit gesundem und wachsendem Einzugsgebiet gefragt, während sich die Nachfrage nach Shopping-Centern eher in Grenzen hält.
Der Büro-Investmentmarkt konzentriert sich aktuell stark auf das Top-Segment, das heißt Spitzenlagen mit nachhaltigen Bestandsobjekten, die einen starken und möglichst langfristigen Cashflow aufweisen. Bewegt man sich in die klassischen B-Lagen und hat hier Objekte, welche mit Leerständen zu kämpfen haben oder starke Nachhaltigkeitsdefizite aufweisen, dann ist ein starkes Ansteigen der Risikoaufschläge zu beobachten.

LEADERSNET: Die zurückhaltende Kreditvergabe der Banken bleibt ein Hindernis. Erwarten Sie, dass alternative Finanzierungsformen an Bedeutung gewinnen – und wenn ja, welche?

Mendel: Die restriktive Kreditvergabe ist im Moment aus meiner Sicht eines der größten Hemmnisse des Transaktionsmarktes. Die Gründe für die Vorsicht der Banken sind allerdings nachvollziehbar, und es wird sicher noch einige Zeit benötigen, bis auf dem Finanzierungsmarkt wieder Normalität einkehrt.

Dass andere Finanzierungsformen wie zum Beispiel Mezzaninkapital die aktuelle Finanzierungslücke schließen können, glaube ich nicht, da sehr viele Mezzanin-Finanzierer durch die Marktverwerfungen und Insolvenzen große Verluste hinnehmen mussten und auch hier die Risikobereitschaft deutlich gesunken ist. Im Moment heißt es daher noch immer "Cash is King" und wer über ausreichend liquide Mittel verfügt, ist derzeit in der Lage, schneller als die Konkurrenz zu agieren und gute Deals zu machen.

LEADERSNET: Politische Rahmenbedingungen und Eingriffe in den Markt sind immer wieder Diskussionsthema. Was wünschen Sie sich von der Politik, um Investitionen zu erleichtern?

Mendel: Vorsichtig formuliert wünsche ich mir mehr marktwirtschaftliches Denken. Wenn man politisch in die Mieten eingreift und die Marktkräfte ausschaltet, so mag das für kurzfristige Schlagzeilen gut sein. Langfristig denkende Investor:innen werden ihr Kapital in jene Investments stecken, bei welchen sie eine nachhaltige Rendite und rechtliche Stabilität vorfinden. Dieses Kapital wird dem Wohnungsmarkt fehlen und die Mieten noch weiter nach oben treiben.

LEADERSNET: Abschließend: Sie wurden gerade als "Makler des Jahres" geehrt – wie wollen Sie diesen Schwung nutzen, um auch in einem schwierigen Marktumfeld weiterhin Erfolge für Ihre Kund:innen zu erzielen?

Mendel: Der Gewinn des Cäsar ist eine große Ehre und es ergaben sich durch diese verstärkte mediale Präsenz bereits neue Kontakte und weitere Möglichkeiten, welche die gesamte EHL Immobilien Gruppe gut nutzen kann. Ich werde sicherlich auch weiterhin mit vollem Elan bei der Sache bleiben und unsere Kund:innen bestmöglich beraten, um sie zum Erfolg zu führen.

www.ehl.at

www.ehl.at/investment

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV