LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Weger, Sie haben erst kürzlich die Position als CEO beim Schuhhandelsunternehmen Leder & Schuh übernommen. Davor waren sie in leitenden Positionen im Sport-, Luxus-, Lifestyle- und Modehandel. Wie nehmen Sie die aktuelle Stimmung der Branche hierzulande wahr? Was beschäftigt den Handel und was beschäftigt Sie?
Armin Weger: Der Handel steht zweifellos unter Druck. Steigende Kosten, rationalere Kaufentscheidungen und veränderte Konsumgewohnheiten sind Realität, die wir nicht ignorieren dürfen. Gleichzeitig verstehe ich diesen Druck auch als Antrieb: Menschen suchen Inspiration, Identität und Erlebnisse. Wer diese Bedürfnisse ernst nimmt, hat die Chance, sich nachhaltig zu differenzieren. Entscheidend ist hier für mich daher nicht die bloße Diagnose, sondern die Konsequenz – und die lautet: noch stärker an den Kund:innen, noch schneller in der Innovation.
LEADERSNET: Zu Leder & Schuh gehören die beiden Vertriebsschienen Humanic und Shoe4You. Haben Sie schon konkrete Pläne, wie es mit den Unternehmen weitergehen soll? Worin sehen Sie die größten Chancen, aber auch die größten Herausforderungen in der Zukunft?
Weger: Humanic und Shoe4You erfüllen ganz unterschiedliche Rollen innerhalb der Gruppe. Humanic ist unsere internationale, trendbewusste Fashion-Marke, während Shoe4You für Familie, ein breites Sortiment und Alltag steht. Beide Marken haben enormes Potenzial – allerdings nur, wenn wir ihre Profile konsequent weiter schärfen. Die größte Chance sehe ich darin, die digitalen und stationären Kanäle nicht länger getrennt zu betrachten, sondern zu einer echten Einheit zu verbinden. Kund:innen erwarten heute ein nahtloses Erlebnis über alle Kontaktpunkte hinweg. Die Herausforderung liegt darin, diese Transformation diszipliniert und mit klarer Linie umzusetzen – und genau darauf richten wir zukünftig unseren Fokus.
LEADERSNET: Welche Bedeutung hat dabei eigentlich Künstliche Intelligenz in Ihrer Branche?
Weger: Künstliche Intelligenz ist für uns ein strategisches Werkzeug. Sie verändert, wie wir Nachfrage prognostizieren, Sortimente steuern und Kund:innen individuell ansprechen. Aber – und das ist mir wichtig zu betonen – KI ist kein Selbstzweck. Technologie muss immer einen konkreten Mehrwert bringen: bessere Entscheidungen, höhere Effizienz und relevantere Angebote. Alles andere bleibt Theorie. Entscheidend ist daher, KI so einzusetzen, dass sie unseren Kund:innen wie auch unserem Geschäft spürbare Vorteile verschafft.
LEADERSNET: Was ist Ihrer Meinung nach außerdem Ihr größtes Potenzial, das Sie bei Leder & Schuh anbringen können?
Weger: Die Leder & Schuh ist ein Unternehmen mit einer langen und starken Geschichte, das den Handel in Österreich entscheidend geprägt hat. Diese Tradition möchte ich bewahren. Das Potenzial bei Leder & Schuh liegt darin, Tradition und Zukunft miteinander zu verbinden. Genau dabei bringe ich meine Erfahrung aus Branchen wie Sport, Fashion, Luxus und Beauty ein – Märkte, die ständig in Bewegung sind. Dort habe ich gelernt: Leadership bedeutet Klarheit, Konsequenz und Mut zur Veränderung. Mein Ziel ist es, gemeinsam mit den Menschen hier diese Stärke zu nutzen, um die Leder & Schuh erfolgreich in die Zukunft zu führen – und die Transformation so umzusetzen, dass sie in der Praxis wirkt und nicht nur auf dem Papier.
LEADERSNET: Apropos Potenzial: Der Fachkräftemangel hat Österreich nach wie vor fest in der Hand. Wie sieht es in Ihrem Unternehmen aus?
Weger: Der Fachkräftemangel ist Realität – daran führt kein Weg vorbei. Entscheidend ist, wie wir als Unternehmen darauf reagieren. Es geht darum, Arbeitsplätze so zu gestalten, dass Menschen sich langfristig wohlfühlen: mit fairen Bedingungen, klaren Entwicklungsperspektiven und einer Unternehmenskultur, die Eigenverantwortung ermöglicht. So entstehen Teams, die auch in herausfordernden Zeiten motiviert und mit Leidenschaft arbeiten.
LEADERSNET: Was bekommen Ihre Mitarbeiter:innen in den Unternehmen geboten?
Weger: Bei der Leder & Schuh bieten wir Flexibilität und Offenheit. Der viel entscheidendere Punkt jedoch ist die Unternehmenskultur. Die Mitarbeiter:innen möchten spüren, dass sie sich im Unternehmen weiterentwickeln, Verantwortung übernehmen und aktiv mitgestalten können. Wenn dieses Umfeld gegeben ist, entsteht echte Identifikation mit dem Unternehmen. Genau darin liegt der Schlüssel für eine gute Zusammenarbeit und nachhaltigen Erfolg.
LEADERSNET: Wie Sie sicher mitbekommen haben, wird momentan wieder über Sonntagsöffnung im Handel gesprochen. Befürworten Sie den zusätzlichen Shoppingtag oder lehnen Sie ihn ab?
Weger: Es gibt Argumente sowohl für als auch gegen Sonntagsöffnungen. Jede Lösung muss fair und praktikabel sein – für unsere Kund:innen ebenso wie für unsere Mitarbeiter:innen. Für mich wichtiger als ein zusätzlicher Öffnungstag ist die Attraktivität des Einkaufserlebnisses an jedem Tag. Entscheidend ist, dass wir unseren Kund:innen ein Einkaufserlebnis bieten, das begeistert und gleichzeitig komfortabel ist. Wir konzentrieren uns dabei vor allem auf die Weiterentwicklung unserer Online-Shops, unsere Humanic- und Shoe4You-Apps sowie Services wie Send to Store, Send to Home oder Click & Collect. Genau diese Angebote machen den Einkauf heute attraktiv und erlebnisreich – ganz unabhängig davon, welcher Wochentag es ist.
LEADERSNET: Und zu guter Letzt: Als CEO eines Schuhhandelsunternehmens muss ich Sie fragen, wie viele Schuhe besitzen Sie eigentlich?
Weger: Ich habe ungefähr 50 Paar – eine Mischung aus Sneakers, Business-Modellen und Klassikern. Für mich steckt dahinter aber mehr als nur eine Zahl: Schuhe sind ein Ausdruck von Persönlichkeit. Am Ende zählt für mich, dass man in ihnen die richtigen Schritte geht – im Alltag wie im Business.
LEADERSNET: Vielen Dank!
www.humanic.net
www.shoe4you.com
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