Entwicklungen in Österreich
So hoch fallen die Spitzenmieten für Handelsflächen derzeit aus

Österreichs Handel bleibt aufgrund von sinkender Kaufkraft, hohen Kosten und steigenden Insolvenzen unter Druck. Dieses schwierige Marktumfeld hat laut einer aktuellen Analyse auch Folgen für Handelsflächen und Mieten.

Die österreichische Handelslandschaft bleibt 2024 von Zurückhaltung geprägt. Weder im stationären Geschäft noch im Online-Handel konnte eine echte Trendwende erzielt werden. "Es ist zwar ein schwaches Licht am Ende des Tunnels sichtbar, dennoch sind die leicht gestiegenen realen Umsätze noch keine Entwarnung", betont Stefan Krejci von Remax Commercial Austria.

Konjunktur und Konsum im Minus

Nach dem BIP-Rückgang 2023 um minus 0,8 Prozent fiel die Wirtschaftsleistung 2024 nochmals um minus 1,2 Prozent (Statistik Austria). Auch 2025 erwarten Institute wie Wifo und IHS nun ein Minus von bis zu 0,3 Prozent. Die Kaufkraft hinkt entsprechend: Zwar legten die einzelhandelsrelevanten Haushaltsausgaben nominell um 1,7 Prozent zu, real stagnierten sie jedoch.

Branchenspezifisch zeigt sich ein gemischtes Bild: Während der Möbelhandel erneut deutliche Einbußen hinnehmen musste (minus 5,4 Prozent), legten Lebensmittel (plus 4,6 Prozent) und Sportartikel (plus 0,5 Prozent) leicht zu.

Online-Handel boomt wieder

Ein starker Gegentrend ist im E-Commerce sichtbar. Dessen Anteil an den Gesamtausgaben stieg 2024 laut Handelsverband auf über 14 Prozent – ein Rekordwert, der rund 12,5 Milliarden Euro entspricht. Vor allem Mobile Commerce legte kräftig zu (plus 28 Prozent auf 4 Milliarden Euro). Krejci verweist in diesem Zusammenhang auf Anbieter wie Temu oder Shein, deren Geschäftsmodelle aus seiner Sicht "zurecht auf dem Prüfstand stehen".

Insolvenzen erreichen neue Höchststände

Die Zahl der Unternehmenspleiten im Handel kletterte 2024 auf über 1.100 Fälle – ein trauriger Rekord. Besonders betroffen war Kika/Leiner, 2025 folgte Palmers mit massiven Filialschließungen. "Wir haben bereits 2021 damit gerechnet, dass die Insolvenzen nach Auslaufen der Corona-Hilfen stark steigen. 2024 war der bisherige Höhepunkt – 2025 dürfte diesen noch übertreffen", so Krejci.

Diskonter auf Expansionskurs

Während viele Branchen Flächen reduzieren, setzen Diskonter und Drogerieketten auf Expansion. Woolworth eröffnete seit 2023 bereits 34 Filialen und plant bis Ende 2025 bis zu 30 weitere. Auch Action, Tedi und Kik wachsen weiter. Im Gegensatz dazu bleibt der Schuhhandel ohne neue Marktteilnehmer und verliert laufend Flächen.

Auswirkungen auf Handelsimmobilien

Die strukturellen Verschiebungen drücken auch den Immobilienmarkt. In sieben von zehn Großstädten schrumpften die Verkaufsflächen 2024 weiter, die Leerstandsquote in Innenstädten stieg auf 5,5 Prozent. "Immer mehr Flexibilität wird vom Vermieter eingefordert – etwa durch Betriebskosten-Deckelungen oder verkürzte Laufzeiten", erklärt Krejci.

Neue Konzepte ergeben sich vor allem durch Systemgastronomie, Trendbranchen wie E-Mobilität oder Luxusmarken. Auch Umnutzungen – etwa zu Gastronomie, Fitness oder Handwerksflächen – gewinnen an Bedeutung.

Mieten in Bewegung

Die Entwicklung der Spitzenmieten zeigte sich 2024 regional sehr unterschiedlich. In Wien blieben die Werte mit rund 400 Euro pro Quadratmeter stabil. Auch in Graz kam es nach dem Rückgang im Jahr 2023 zu einer Stabilisierung bei 75 Euro pro Quadratmeter. Linz hielt das Niveau ebenso konstant, während Salzburg deutlich verlor und von 145 auf 120 Euro pro Quadratmeter zurückfiel. Innsbruck verzeichnete ein leichtes Minus auf 110 Euro pro Quadratmeter. In Klagenfurt blieb das Mietniveau unverändert bei 25 Euro pro Quadratmeter. Im Raum Bregenz kommen hingegen kaum neue Projekte auf den Markt, der Wettbewerb konzentriert sich dort auf die besten Lagen. Für 2025 erwarten die Remax-Expert:innen insgesamt eine Seitwärtsbewegung.

Spitzenmieten Handelsflächen 2024/25

Fazit

Der österreichische Handel steht weiter unter Druck. Steigende Kosten, Kaufzurückhaltung und Insolvenzen prägen das Marktumfeld. Chancen ergeben sich punktuell durch diskontgetriebene Expansion, neue Gastronomieformate und flexible Nachnutzungskonzepte. "Der Handel braucht dringend Maßnahmen – etwa Bürokratieabbau oder mehr Abgabengerechtigkeit", mahnt Krejci abschließend.

www.remax.at

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