Fotos vom #5 Brabus
Neues smart-Flaggschiff mit mehr als 640 PS im Alltagstest

Wir haben das elektrische Power-SUV unter die Lupe genommen und geklärt, ob der Kraftprotz seinen Premium-Ambitionen gerecht wird, wie alltagstauglich die neue Größe der Marke ist und wo der #5 Brabus trotz guter Ansätze noch nachsitzen muss.


Die Zeiten, als smart-Modelle klein waren, sind spätestens seit dem Neustart unter dem Joint Venture von Mercedes und Geely vorbei. Bei den beiden bisher verfügbaren Modellen #1 und #3 (hier können Sie unseren Testbericht nachlesen), handelt es sich um vollelektrische Vertreter der gestandenen Kompaktklasse mit Längen von 4,27 und 4,40 Metern. Und mit ihrem neuen Flaggschiff wächst die Marke noch mehr über sich hinaus: Mit dem #5 Brabus hat smart jetzt ein Elektro-SUV am Start, das mit seinen Wurzeln nur noch den Namen gemeinsam hat. Große Platzverhältnisse, Premium-Anspruch im Innenraum, über 500 Kilometer Reichweite – und dabei so schnell, dass es einem fast den Atem raubt. Doch nicht alles ist rund in diesem neuen Kapitel der Marke.

Ein Smart wie nie zuvor

Schon beim Einsteigen ist klar: So viel smart wie hier gab’s noch nie. Der #5 bietet auf allen Sitzen großzügige Platzverhältnisse, dazu einen gut nutzbaren Kofferraum – und sogar einen praktischen Frunk, wo man die Ladekabel verstauen kann. Das riesige Panoramadach verstärkt den Raumeindruck zusätzlich und sorgt für echtes Lounge-Gefühl. Wichtig: An heißen Tagen lässt es sich per elektrischem Sonnenschutz abdunkeln. Auch bei Materialien und Verarbeitung ist smart im Vergleich zu früher kaum wiederzuerkennen: Alles fühlt sich hochwertig an, nichts knarzt, alles sitzt. Hier gibt es sogar dort, wo mittlerweile selbst Premiumanbieter wie Audi, BMW oder Mercedes den Rotstift ansetzen (in den unteren Bereichen und an den hinteren Türtafeln), haptisch äußerst ansprechende Materialien. Chapeau, smart! Zudem ist der Innenraum perfekt gedämmt. Selbst bei Autobahntempo kommt man sich im Innenraum vor, wie in einer von der Außenwelt abgekoppelten Kapsel.

Brabus-Power trifft auf Gewicht

Normalerweise bringt man den deutschen Edel-Tuner Brabus mit potenten Verbrennern, die einen betörenden Sound erzeugen, in Verbindung – siehe etwa den brandneuen "Brabus 1000". Doch wie sich am Topmodell des #5 zeigt, beherrschen die Veredler aus Bottrop mittlerweile auch den Bereich der Elektroautos. Denn mit seinen beiden Elektromotoren, Allradantrieb und brachialer Leistung schießt das smart-Flaggschiff wie von der Tarantel gebissen nach vorn. Die Beschleunigung ist beeindruckend – fast schon absurd für ein Fahrzeug dieser Größe. Da muss man bei Überholvorgängen mitunter aufpassen, damit man vor dem "Strom geben", bereits die Spur gewechselt hat. Bei 646 PS und einem von der ersten Umdrehung anliegenden maximalen Drehmoment von 710 Nm sollte das brachiale Nach-vorne-Schießen aber nicht wirklich überraschen. Doch wo der große Stromer geradeaus begeistert, zeigt sich selbst im betont dynamischen "Brabus"-Modus in Kurven schnell die physikalische Grenze: Das hohe Gewicht von rund 2,4 Tonnen verhindert echte Sportlichkeit, trotz straff abgestimmtem Fahrwerk. Zum Kurvenräubern ist ein ausgewachsenes SUV aber ohnehin nicht gedacht. Das wissen auch die Macher:innen dieses Modells, was sich unter anderem an den Vordersitzen erkennen lässt. Diese sind zwar äußerst komfortabel und somit langstreckentauglich, verzichten aber auf integrierte Kopfstützen oder übermäßigen Seitenhalt. Selbst die Lenkung ist nicht allzu sportlich ausgelegt. Die großen Bremsen kommen mit dem hohen Gewicht bestens klar und arbeiten fadingfrei.

Reichweite und Ladeleistung als großer Trumpf

In Sachen Reichweite überzeugte der #5 im Test ebenfalls: 400 Kilometer auf der Autobahn und über 500 Kilometer über Land sind selbst dann realistisch, wenn man nicht auf Sparflamme fährt. Was neben dem großen Akku mit einer Kapazität von 100 kWh (brutto) auch am Aerodynamikfeinschliff liegt. Das Auto sieht zwar nicht gerade windschlüpfrig aus, verfügt aber dennoch über einige Kniffe – wie versenkte Türgriffe (fahren automatisch aus), Air-Curtains, oder geschlossene Front -, die den Luftwiderstand reduzieren. Die Rekuperation lässt sich in drei Stufen verstellen und reicht bis zum "One-Pedal"-Drive. Doch das eigentlich Beeindruckende ist die Ladeleistung: Die Batterie lädt in den beiden stärkeren Versionen des #5 deutlich schneller als bei praktisch allen Mitbewerbern, was ihn zum echten Langstrecken-Tipp macht. Smart setzt auf eine 800-Volt-Technik, die eine beeindruckende Schnellladeleistung von bis zu 400 kW ermöglicht – hier können nicht einmal die Top-Modelle von Porsche Taycan oder Audi e-tron GT mithalten. Im Bestfall dauert der Ladevorgang von zehn auf 80 Prozent nur 18 Minuten. Darüber hinaus ist im #5 Brabus serienmäßig ein 22-kW-On-Board-Lader für die heimische Wallbox verbaut. Auch das ist aktuell selbst im Premiumsegment noch eher die Ausnahme als die Regel. Ebenfalls lobenswert: Das Navi plant notwendige Ladestopps auf Langstrecken automatisch in die Routenführung ein.

Bedienung mit Hürden

Wie eingangs erwähnt, ist beim #5 Brabus aber nicht alles Gold, was glänzt. Weniger überzeugend ist die Bedienlogik: Vieles – teils zu viel – läuft über den 13 Zoll großen Touchscreen, etwa auch die Spiegelverstellung. Zwar funktioniert die Sprachsteuerung gut, doch klassische Tasten wären in manchen Situationen schlicht praktischer. Positiv hervorzuheben sind dagegen die gute Konnektivität, die brillante Grafik am Zentralbildschirm, das ausreichend informative 10,25-Zoll-Kombiinstrument sowie das gestochen scharfe Head-up-Display. Der animierte Avatar "Leo" ist eine nette Spielerei, meldet sich aber hin und wieder auch ungefragt zu Wort.

Assistenten (noch) mit Schwächen

In Sachen Assistenzsysteme ist positiv hervorzuheben, dass so gut wie alles, das die Autobranche derzeit zu bieten hat, serienmäßig an Bord ist – vom Adaptiven Tempomat (ACC) mit Stop & Go-Funktion über Notbremsassistent, 360-Grad-Kamera, Fußgängererkennung und Toter-Winkelwarner bis zum Spurhalteassistent. In der Praxis aber agieren sie oft ruckelig oder zu zögerlich, was den sonst hochwertigen Eindruck trübt. Während ähnliche Systeme von Porsche, BMW oder Audi dem Verkehrsgeschehen entsprechend sachte abbremsen und danach das Tempo wieder unmittelbar an den restlichen Verkehr anpassen, bremst der smart meistens zu heftig, um im Anschluss erst nach einer gefühlten Ewigkeit zum Normaltempo zurückzukehren. Besonders kritisch: Die Verkehrsschilderkennung funktioniert äußerst unzuverlässig und gleicht eher einem Glücksspiel – das kann im schlechtesten Fall zu unnötigen, teils gefährlichen Bremsmanövern führen. So ist es während des Tests mehrmals passiert, dass der #5 auf der Landstraße grundlos plötzlich Tempo 30 oder auf der Autobahn Tempo 80 erkannt hat und daraufhin das eigentlich erlaubte Tempo sofort stark reduzierte. Wenn in einer solchen Situation der Hintermann (zu) dicht dran ist, kann das schnell zu einem Auffahrunfall führen. Hier besteht klarer Verbesserungsbedarf. Doch wie die Chinesen – der #5 rollt in einem chinesischen Geely-Werk vom Band – in der Vergangenheit bereits mehrmals bewiesen haben, lernen sie extrem schnell dazu und merzen vorhandene Software-Probleme deutlich schneller aus als viele etablierte Hersteller. Deshalb dürfte sich das mit der unzureichend funktionierenden Verkehrszeichenerkennung mit einem der nächsten "Over-the-Air"-Updates erledigen. Einen Werkstattbesuch braucht man für die Nachbesserung also nicht einplanen.

Bewusst polarisierendes Design

Natürlich müssen wir beim #5 auch noch über das Design sprechen – schließlich ist er ein smart, wie es ihn zuvor noch nie gegeben hat. Optisch ist das neue Flaggschiff ein Statement – mit klarer Polarisierung. Im Laufe des zehntägigen Tests haben wir immer wieder Personen gefragt, wie ihnen das Elektro-SUV gefällt, oder wurden direkt auf das Design angesprochen. Ergebnis: Rund die Hälfte findet das Exterieur mutig und modern, die anderen 50 Prozent können wenig damit anfangen. Uneingeschränkt positiv fielen hingegen die Reaktionen auf das Interieur aus. Hier kann der #5 mit seiner geschmackvollen Farbkombination (schwarz mit roten Elementen), den handschmeichelnden Materialien und der peniblen Verarbeitung auch bei Interessent:innen punkten, die smart bisher nicht auf der Liste hatten. Besonders gut kam auch die imposante Display-Landschaft an. Selbst für den:die Beifahrer:in gibt es serienmäßig einen 13-Zoll-Monitor, auf dem er:sie unter anderem Filme (Amazon Prime, AppleTV, etc.) sehen oder sich als DJ:ane (Spotify) austoben kann.

Fazit

Mit dem #5 Brabus definiert smart sich neu – kraftvoll, komfortabel und mit klarer Premium-Ausrichtung. Wer sich mit der Bedienstruktur arrangiert und die teils noch unausgereiften Assistenten nicht überbewertet, bekommt ein überraschend erwachsenes Elektro-SUV mit beeindruckender Performance, toller Reichweite, umfangreicher Ausstattung und hoher Alltagstauglichkeit. Ein weiterer Pluspunkt ist das wirklich gute Preis-Leistungs-Verhältnis: Für das Gebotene ist der Brabus-#5 mit einem Listenpreis von 64.000 Euro fast schon ein Geheimtipp – und das nicht nur im Premiumsegment. 

Fotos vom LEADERSNET-Test des smart #5 Brabus sehen Sie in unserer Galerie.

www.smart.com/at

Technische Daten smart #5 Brabus

Motoren: 2 Permanentmagnetmotoren
Antrieb: 1-Gang-Getriebe, Allrad
Leistung (inkl. Boost): 475 kW (646 PS)
Drehmoment: 710 Nm
Beschleunigung: 0 auf 100 km/h in 3,8 Sekunden
Spitze: 210 km/h (elektronisch begrenzt)
Batteriekapazität (netto/brutto): 94 kWh/100 kWh
Ladeleistung (AC/DC): 22 kW/400 kW
Normverbrauch: 19,9 kWh/100 km
Testverbrauch: 19,7 bis 24,5 kWh/100 km
Reichweite (WLTP): bis 540 km
Reichweite (Test): rund 400 km (Autobahn) bis über 520 km (Überland)
Abmessungen (L/B/H): 4.695/1.920/1.705 mm
Kofferraum: 630 bis 1.530 Liter
Frunk: 64 Liter
Leergewicht: ab 2.378 kg
Anhängelast (ungebremst/gebremst): 750/1.600 kg
Preis: ab 64.000 Euro

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Technische Daten smart #5 Brabus

Motoren: 2 Permanentmagnetmotoren
Antrieb: 1-Gang-Getriebe, Allrad
Leistung (inkl. Boost): 475 kW (646 PS)
Drehmoment: 710 Nm
Beschleunigung: 0 auf 100 km/h in 3,8 Sekunden
Spitze: 210 km/h (elektronisch begrenzt)
Batteriekapazität (netto/brutto): 94 kWh/100 kWh
Ladeleistung (AC/DC): 22 kW/400 kW
Normverbrauch: 19,9 kWh/100 km
Testverbrauch: 19,7 bis 24,5 kWh/100 km
Reichweite (WLTP): bis 540 km
Reichweite (Test): rund 400 km (Autobahn) bis über 520 km (Überland)
Abmessungen (L/B/H): 4.695/1.920/1.705 mm
Kofferraum: 630 bis 1.530 Liter
Frunk: 64 Liter
Leergewicht: ab 2.378 kg
Anhängelast (ungebremst/gebremst): 750/1.600 kg
Preis: ab 64.000 Euro

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