Am 7. August 2025 ist der sogenannte Equal Pension Day, sprich der Tag, an dem Männer hierzulande statistisch bereits so viel Pension bezogen haben, wie Frauen erst bis zum Jahresende erhalten werden. Das Datum ist eine von vielen Erinnerungen daran, dass Frauen auch im Jahr 2025 noch immer in zahlreichen gesellschaftlichen Bereichen des Lebens strukturell benachteiligt werden. So gibt es neben dem Gender Pay Gap (LEADERSNET berichtete u. a. hier und hier), und dem Gender Spar Gap (LEADERSNET berichtete) auch den Gender Care Gap (LEADERSNET berichtete) sowie den Gender Pension Gap. Was die Begriffe alle eint: Frauen steigen finanziell weit schlechter aus als Männer, müssen aber wesentlich mehr unbezahlte (Care-) Arbeit leisten – und das nicht ohne negative Folgen für sie im Laufe des Lebens.
Teilzeitdebatte zulasten der Frauen
Seit einiger Zeit weht seitens des Wirtschaftsministers Wolfgang Hattmannsdorfer ein eisiger Wind, wenn es um Teilzeitarbeit geht. Kritik äußerte der Politiker schon seit Längerem gegenüber einer "Lifestyle-Teilzeitwelle", wie er sie nennt. Jedoch brachte er erst kürzlich an, dass Menschen mit Betreuungspflichten und gesundheitlichen Einschränkungen nicht Teil dieser Diskussion sein sollen (LEADERSNET berichtete). Was Hattmannsdorfer dabei wohl auszublenden scheint: Der Großteil der Teilzeit-Angestellten sind Frauen. Laut Statistik Austria arbeiteten im vergangenen Jahr nur 13,7 Prozent der Männer in Teilzeit, während es bei den Frauen 51,1 Prozent waren. Die Teilzeitdebatte des Politikers geht also zulasten jener Personen, die ohnehin schon finanziell vom System gebeutelt werden.
Auch die Versicherung Helvetia appelliert mit Blick auf den Equal Pensions Day an mehr Bewusstsein. Denn Frauen erhalten nicht nur rund 40 Prozent weniger Pension als Männer, auch ihre private Altersvorsorge fällt im Schnitt geringer aus. Die Ursachen liegen unter anderem in Teilzeitarbeit, längeren Karenzzeiten und dem überwiegenden Anteil unbezahlter Care-Arbeit, was sich direkt auf die Höhe der staatlichen Pension sowie auf die Möglichkeiten privater Vorsorge auswirkt. Wer nun glaubt, dass Frauen sich bezüglich Absicherung im Alter einfach nicht ausreichend bilden, irrt sich.
Denn anhand einer Kundenstatistik von Helvetia wird deutlich, dass Frauen private Vorsorgemöglichkeiten fast ebenso häufig nutzen wie Männer. So wurden im Jahr 2024 fast gleich viele Lebensversicherungen von Frauen (49 %) wie Männern (51 %) abgeschlossen. Jedoch liegt die durchschnittliche Prämienzahlung um 17 Prozent niedriger (1.344 Euro vs. 1.568 Euro) – auch begründet durch den Gender Pay Gap, der hierzulande bei durchschnittlich 18 Prozent liegt. 2015 lag diese Differenz der Prämienzahlung sogar noch bei rund 41 Prozent. "Vorsorge leisten, jedoch sind leider häufig ihre Möglichkeiten begrenzt", so Andreas Bayerle, Vorstand Leben und Finanzen bei Helvetia Österreich.
Regionale Unterschiede in Österreich
Besonders stark vom Gender Pension Gap betroffen sind Frauen in Vorarlberg. Aktuell erhalten sie bis zu 47 Prozent Pension als Männer, weswegen der derzeitige Equal Pensions Day in der Region sogar auf den 13. Juli 2025 fiel. Am geringsten fällt die auf das Geschlecht zurückzuführende Differenz in Wien aus. Hier findet der Equal Pensions Day am 19. September 2025 statt – was in Summe aber dennoch 28 Prozent weniger Pension für die Frauen in der Bundeshauptstadt bedeutet. "In Vorarlberg arbeiten viele Frauen Teilzeit und traditionelle Rollenbilder sind stark verankert – das sorgt für eine besonders große Pensionslücke. In Wien hilft ein höherer Anteil an Vollzeitbeschäftigung, die Kluft etwas zu verkleinern", erklärt Bayerle.
Weiters heißt es, dass die Angst vor Risiken häufig verhindere, dass vorhandenes Geld produktiv für die Altersvorsorge genutzt werde. Wer rechtzeitig vorsorge, könne die Pensionslücke verringern. "Fondsgebundene Lebensversicherungen bieten Frauen die Möglichkeit, auch bei Teilzeit oder Karenz flexibel fürs Alter vorzusorgen. So können sie trotz unterschiedlicher Lebensphasen finanzielle Sicherheit aufbauen", so der Versicherungsexperte abschließend.
Altersarmut ist weiblich
Deutlich wird jedenfalls: Altersarmut ist weiblich. Es handelt sich nicht um Einzelschicksale, sondern um ein strukturelles Problem und das Ergebnis eines patriarchalen Ungleichgewichts, das über Jahrzehnte nicht beachtet wurde. Wer hier Lösungen bieten will, muss an den Ursachen ansetzen und darf keine symbolische Debatte über Teilzeitarbeit führen, die schlussendlich erneut zulasten all jener Personen ausfällt, die ohnehin aufgrund ihres Geschlechts und der entsprechenden Sozialisierung strukturell benachteiligt werden.
www.helvetia.at.
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