Minister will Geringfügigkeitsgrenze einfrieren
Hattmannsdorfer fordert neues Signal gegen Teilzeit-Trend

| Redaktion 
| 30.07.2025

Die Geringfügigkeitsgrenze ist bereits bis Ende 2026 eingefroren. Nun gehe es darum, diese Regelung weiterzuführen. Der Minister drängt außerdem auf einer Überprüfung der festen Einkommensgrenzen bei Sozialleistungen.

Vor dem Hintergrund der hohen Teilzeitquote in Österreich plant Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer, die Geringfügigkeitsgrenze einzufrieren. Wer unter dem aktuellen Schwellenwert von 551,10 Euro im Monat verdient, ist von Beiträgen zur Pensions- und Krankenversicherung befreit. Diese jährliche Ersparnis von über 1.100 Euro sei "ein eindeutiger Grund", unter dieser Grenze zu bleiben, erklärte der Minister am Mittwoch in einem Interview mit dem ORF-Radiosender Ö1.

Laut einer Pressesprecherin ist die Geringfügigkeitsgrenze bereits bis Ende 2026 eingefroren. Nun gehe es darum, diese Regelung weiterzuführen.

Überprüfung der festen Einkommensgrenzen

Hattmannsdorfer fordert außerdem eine Überprüfung der festen Einkommensgrenzen bei Sozialleistungen. Wer seine Arbeitszeit erhöht, riskiert unter Umständen den Verlust von Ansprüchen wie Sozialhilfe oder ORF-Gebührenbefreiung. Auch darin sieht Hattmannsdorfer ein "reales Hemmnis", mehr zu arbeiten. Österreich liegt mit einer Teilzeitquote von 36,1 Prozent EU-weit an zweiter Stelle. Seit 1994 hat sich dieser Wert laut Angaben des Ministeriums mehr als verdoppelt. Zudem ist in keinem anderen EU-Land die durchschnittliche Arbeitszeit so stark zurückgegangen wie in Österreich.

Fehlende Mittel für Vollzeit-Bonus

Kritik äußerte der Wirtschaftsminister schon seit Längerem gegenüber einer "Lifestyle-Teilzeitwelle", wie er es nennt. Zugleich räumte er im Ö1-Interview ein, dass es derzeit keine finanziellen Spielräume für steuerliche Anreize zugunsten von Vollzeitstellen gibt. Menschen mit Betreuungspflichten oder gesundheitlichen Einschränkungen sollen laut Hattmannsdorfer nicht Teil dieser Diskussion sein.

Vonseiten der SPÖ und der Gewerkschaften gab es zuletzt deutliche Kritik an der von Hattmannsdorfer angestoßenen Debatte. Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil erklärte im APA-Interview über Teilzeitbeschäftigte: "Die sind nicht schmähhalber in Teilzeit, das Familienleben lässt sich nicht anders gestalten." In dieselbe Richtung argumentiert ÖGB-Bundesgeschäftsführerin Helene Schuberth: "Wer Teilzeit als 'Luxus' oder mangelnden Leistungswillen darstellt, ignoriert die Fakten. Teilzeit ist kein Wunschkonzert, sondern oft eine Notwendigkeit – gerade für Frauen."

www.bmwet.gv.at

woher kommen die 36% ?
Laut Statistik Austria sind es 31% (Daten 2024): https://www.statistik.at/statistiken/arbeitsmarkt/arbeitszeit/teilzeitarbeit-teilzeitquote

Die Gründe sind vielfältig und vielleicht wäre es neben dem Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen - wobei vieles spricht auch für Teilzeittätigkeit für einige Jahre, da es auch öffentliche Kosten in der Kleinkinderbetreuung sparen könnte, vorausgesetzt die Anrechnung für die Pension wäre höher - auch dringend nötig über flächendeckende Ganztagsschulen zu sprechen, und zwar nicht nur bis zum 14 Lebensjahr.

Wir reden immer von den Kleinsten, aber was ist mit unseren Volksschulkindern und Jugendlichen? Auch die wollen wir gut betreut wissen, gerade in diesem sensiblen Alter, viel zu hoher social Media Nutzung & co, ist es meiner Ansicht nach nicht gut, sie komplett sich selbst zu überlassen, damit alle Vollzeit arbeiten können.

Die Diskussionen laufen zur Zeit in die Richtung, wie man alle in das bestehende System pressen kann, statt sich ernsthaft und zukunftsorientiert, die demografische Entwicklung beachtend, darüber Gedanken zu machen, ob es nicht auch an der Zeit ist, das System selbst zu verändern ist. Stichwort: niedrigere Vollzeit, starke Automatisierung wo es möglich und sinnvoll ist - Aufteilung des Arbeitsvolumens auf mehr Personen. Schrittweise, durchdacht.

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV