Editorial des Herausgebers
Rechte Kritik am Pfandsystem? Flasche leer!

Manchmal braucht es eben ein wenig länger: Ein halbes Jahr nach seiner Einführung hat nun auch die FPÖ das Thema Einwegpfand für sich entdeckt.

In einer Aussendung bezeichnet die Partei das System als "überteuerten Murks", den niemand brauche. Es sei bloß ein Prestigeprojekt der Grünen, wird geschimpft. Der Umweltsprecher der Freiheitlichen verstieg sich sogar zu der Wortschöpfung "Pfandmonster". Ob sich der "Experte" in Umweltfragen tatsächlich auskennt, vermag ich nicht zu beurteilen. In Sachen unfreiwilliger Komik macht ihm jedenfalls so schnell niemand etwas vor.

Die Realität allerdings schert sich herzlich wenig um die schrillen Zwischenrufe aus dem rechten Eck. Während die Bauchgefühl-Populist:innen der FPÖ versuchen, politisches Kleingeld zu wechseln, entwickelt sich das Pfandsystem in Österreich zu einem echten Erfolgsmodell.

Laut Recycling Pfand Österreich stehen die Zeichen derzeit gut, die angestrebte Sammelquote von 80 Prozent bis Ende 2025 zu erreichen. Fast noch wichtiger: Rund drei Viertel der Bevölkerung befürworten laut Umfrage das neue System. Natürlich ist Kritik immer willkommen. Läuft alles perfekt? Sicher nicht. Wie auch? Das System ist gerade einmal ein halbes Jahr alt. Die FPÖ-Kritik offenbart vor allem eines: Die Partei hat das Trauma des gescheiterten Regierungspokers offenbar noch immer nicht überwunden. Stattdessen verzettelt sie sich nun in Themen, die für die breite Mehrheit längst keine mehr sind. Fazit: Flasche immer noch leer.

Aber gut. Hatte man sich von dieser Seite ernsthaft eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema Kreislaufwirtschaft erwartet? Eben. Prinzipiell gilt: Man ist gut beraten, sich in Umweltfragen nicht von jenen belehren zu lassen, die den von Menschen verursachten Klimawandel entweder verharmlosen oder im schlimmsten Fall gleich ganz leugnen.

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