KI-Kolumne von Jürgen Bogner
Stille Machtverschiebung: Was KI heute schon entscheidet – und wer morgen noch mitspielt

| Redaktion 
| 09.07.2025

Im Rahmen unserer KI-Serie, bei der KI-Profi Jürgen Bogner (CEO & Gründer von biteme.digital) regelmäßig einen Beitrag rund um das Thema Künstliche Intelligenz verfasst, erfahren LEADERSNET-Leser:innen dieses Mal, wie Google, Meta und OpenAI das Rennen um die Superintelligenz anführen – und warum Europa dabei zum Zaungast wird. 

Während Europa noch Ethikkommissionen gründet und DSGVO-Paragrafen jongliert, organisieren Google, Meta und OpenAI bereits das Wettrennen um nichts Geringeres als die Superintelligenz.

Die Spielregeln?

Wurden still und heimlich umgeschrieben.

Die Singularität, dieser sagenumwobene Punkt, an dem Maschinen uns überflügeln, ist kein Zukunftsszenario mehr. Sie ist da. Leise, aber durchschlagend. Eine sanfte Singularität, wie sie im Silicon Valley genannt wird – freundlich im Ton, radikal in der Wirkung.

Keine Laseraugen, sondern Systemarchitektur

Die neue Superintelligenz kommt nicht als Roboter mit grimmigem Blick, sondern als System aus Systemen. Googles neues MASS-Framework zeigt, was passiert, wenn KI-Agenten nicht nur einzeln arbeiten, sondern sich gegenseitig optimieren.

Eine Art Champions-League der Algorithmen, die ohne menschliches Zutun immer besser wird. Statt mehr Modelle einfach parallel zu schalten, werden Rollen verteilt, Abläufe feinjustiert, Prompts intelligent angepasst. Das Ergebnis? Eine Denkfabrik, die schneller lernt als jede Schulklasse der Welt.

OpenAI geht in die Tiefe – nicht in die Breite

Gleichzeitig bringt OpenAI das Modell O3 Pro auf den Markt. Ein Modell, das in nahezu allen Benchmarks besser abschneidet als die Konkurrenz: Mathe, Wissenschaft, Coding, Text – die Liste ist lang. Es denkt langsamer als seine Vorgänger, aber dafür gründlicher. Und wenn es Fehler macht, dann, weil es zu viel denkt, nicht zu wenig.

Das neue Problem im KI-Zeitalter?

Intelligenz wird zu billig. O3 Pro ist 87 Prozent günstiger als sein Vorgänger. Intelligenz zum Kilopreis. Willkommen im kognitiven Discounter.

Meta startet in die nächste Runde

Meta investiert Milliarden in eine neue Forschungsstruktur, rekrutiert Alexander Wang von Scale AI, startet ein eigenes Superintelligenz-Labor. Wer glaubt, das sei Hype, verpasst, dass hier die digitale Infrastruktur für die nächste Ära entsteht – ein neues Nervensystem für die Welt.

KI ersetzt nicht Jobs. Sie ersetzt Funktionen.

Neue Benchmarks und Pilotprojekte zeigen: Die Zukunft ist schneller, effizienter, selbstorganisiert – und für viele Unternehmen existenziell. Wer diese Systeme nicht versteht, nicht orchestriert oder nicht führen will, wird sie bald gegen sich arbeiten sehen.

Und ja: Sie ersetzen nicht Menschen. Sie ersetzen Funktionen. Besser. Billiger. Unermüdlich.

Europa? Will, aber kann (noch) nicht.

Mit Magistral gibt es ein europäisches Reasoning-Modell. Aber gegen das Tempo der US-Giganten wirkt das wie ein E-Scooter beim Formel-1-Start. Der regulatorische Ehrgeiz ist löblich. Aber ohne eigene Exzellenz im Systemdesign bleibt man Beobachter.

Jetzt ist der Moment. Nicht morgen.

Diese Entwicklung ist eine Bedrohung für das Mittelmaß. Aber sie ist eine Einladung für das Außergewöhnliche.

Für alle, die mutig sind, systemisch denken, Ideen in Geschwindigkeit übersetzen können. Wer begreift, dass KI nicht einfach ein weiteres Tool ist, sondern ein Partner, ein strategischer Hebel – der wird nicht ersetzt. Der setzt Maßstäbe.

Und du?

Willst du Zuschauer:in sein – oder Gestalter:in? Die sanfte Singularität fragt nicht um Erlaubnis. Sie wartet nicht. Sie überholt. Lautlos.

Und wer dann noch am Spielfeldrand steht, wird feststellen: Der Ball ist längst digital.

www.ahoi.biteme.digital


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