Expertenmeinung
EPBD: Der stille Gamechanger im Immobilienmarkt

| Redaktion 
| 26.06.2025

Warum Investoren jetzt handeln müssen, um den Wert ihrer Immobilien zu sichern Ein Gastkommentar von Igor Strehl, CEO Dunaj Family Office Consulting. 

Die neue EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) wirkt auf den ersten Blick wie ein rein technisches Thema – für Bauunternehmen, Architekten oder Energieberater. In Wahrheit jedoch markiert sie eine Zeitenwende für die Immobilienbranche: Ab 2026 wird der Gesetz in allen EU-Mitgliedsstaaten umgesetzt - die Energieeffizienz und CO₂-Bilanz werden also zentrale Faktoren bei der Bewertung von Immobilien. Wer sich darauf nicht einstellt, riskiert deutliche Wertverluste – und das bereits in naher Zukunft.

Was die EPBD konkret vorschreibt

Ziel der Richtlinie ist die Dekarbonisierung des europäischen Gebäudebestands bis 2050. Dafür sieht die EPBD konkrete Etappen vor:

● Ab 2030 dürfen neue Gebäude nur noch als Null-Emissionsgebäude errichtet werden.
● Für Bestandsgebäude gelten gestaffelte Anforderungen: Nicht-Wohngebäude mit der schlechtesten Energieklasse G müssen bis 2027 mindestens auf Klasse F und bis 2030 auf Klasse E gebracht werden.
● In weiterer Folge ist eine vollständige klimaneutrale Transformation des Gebäudesektors vorgesehen.
Die Anforderungen betreffen sowohl Wohn- als auch Gewerbeimmobilien – und werden mit nationalen Umsetzungsplänen und Sanktionen flankiert.
Österreichs Fahrplan zur Umsetzung
In Österreich wird aktuell an der konkreten Umsetzung gearbeitet. Dabei werden folgende Eckpunkte aus Sicht des Baugewerbes wichtig:
● Keine Übererfüllung der EU-Vorgaben („Kein Gold Plating“):
Österreich plant keine strengeren Standards als von der EU gefordert, um Baukosten nicht unnötig zu erhöhen und Leistbarkeit zu sichern.
● Kostenoptimalität als Grundsatz:
Energetische Sanierungen müssen in einem sinnvollen Verhältnis zu den erwarteten Energieeinsparungen stehen.
● Mehr Sanierungen erwartet:
Zur Zielerreichung der EPBD wird ein spürbarer Anstieg an Sanierungsmaßnahmen notwendig sein – die Bauwirtschaft muss sich darauf einstellen.
● Wirtschaft soll mitgestalten:
Alle betroffenen Branchen werden frühzeitig eingebunden, um praxistaugliche und kosteneffiziente Lösungen zu entwickeln.
Immobilieneigentümer und Investoren müssen sich darauf einstellen, dass Energieeffizienz künftig nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich entscheidend sein wird.

Energieeffizienz als neuer Standortfaktor

Was bedeutet das für den Markt? Immobilien mit schlechter Energiebilanz verlieren an Attraktivität – für Käufer, für Banken, für Mieter. Gleichzeitig gewinnen energieeffiziente Objekte an Wertstabilität, besserer Finanzierbarkeit und langfristiger Liquidität. Der Markt beginnt, in Energieklassen zu denken – nicht unähnlich wie bei ESG-Ratings.
Immobilien, die heute noch als solide gelten, können morgen zum Problemfall werden, wenn sie nicht rechtzeitig saniert oder modernisiert werden.

Vier Empfehlungen für Investoren

1. Energieausweise frühzeitig prüfen – Die energetische Qualität gehört in jede Due-Diligence.
2. Sanierungskosten einkalkulieren – Wer heute investiert, sollte künftige Modernisierungen gleich mitdenken.
3. Förderprogramme nutzen – Es gibt attraktive Zuschüsse auf nationaler und EU-Ebene, die rechtzeitig beantragt werden sollten.
4. Strategisch umschichten – Portfolios sollten hinsichtlich Energieeffizienz analysiert und gegebenenfalls angepasst werden.

Regulatorische Vorgaben als strategischer Faktor

Die neuen Anforderungen der EPBD führen dazu, dass energetische Kennwerte künftig eine deutlich größere Rolle bei Investitionsentscheidungen spielen. Objekte mit schlechter Effizienzklasse geraten unter Druck, während Immobilien mit gutem energetischem Standard an Attraktivität gewinnen. Vor diesem Hintergrund lohnt es sich, energetische Sanierungen nicht nur als Pflicht, sondern auch als Teil einer vorausschauenden Strategie zu betrachten – etwa im Hinblick auf zukünftige Nutzung, Werterhalt oder Finanzierungsmöglichkeiten.

Über den Autor

Igor Strehl ist CEO der Dunaj Family Office Consulting 24/7 GmbH. Das Unternehmen mit Sitz in Wien berät vermögende Privatpersonen und institutionelle Investoren bei Standortverlagerung, Immobilienerwerb und strategischer Vermögensplanung in Österreich. Im Zentrum stehen hochwertige Dienstleistungen und umfassende Marktkenntnis.

www.dunaj-consulting.at


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