LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Wölbitsch, nach einer Politkarriere bei der ÖVP Wien sind Sie sozusagen zum Handwerk heimgekommen. Was machen Sie heute?
Markus Wölbitsch: Es gibt zwei Dinge, die mich wirklich bewegen: die Arbeit mit Menschen – und die Arbeit mit der Natur. Ich bin dankbar, dass ich die letzten Jahre so intensiv mit bzw. für Menschen arbeiten durfte. Gleichzeitig wächst in mir schon länger der Wunsch, wieder mehr mit der Natur zu leben und zu arbeiten. Meine Familie hat einen biologischen Obst- und Weinbaubetrieb in der Wachau und im Kamptal. Ich habe nebenbei die Abendschule für Weinbau gemacht und meinen Facharbeiter abgeschlossen. Ab 1. Jänner 2026 werde ich den Betrieb übernehmen und damit auch mein Herzensprojekt.
LEADERSNET: Mit Ihrer Firma Landgut Schöne Erde setzen Sie auf die Power regionaler Produkte. Wie sieht Ihr Produktportfolio aus und welche Qualitätsstandards geben Sie vor?
Wölbitsch: Auf derzeit zehn Hektar wachsen bei uns Wein und Obst, vor allem die berühmte Wachauer Marille. Neben klassischen Rebsorten wie Grüner Veltliner oder Riesling experimentieren wir mit neuen (PIWI) Rebsorten, die wir als Naturweine ausbauen. Daneben produzieren wir auch eine zunehmende Anzahl an alkoholfreien Getränken. Auf all unseren Flächen betreiben wir eine nachhaltige Bewirtschaftung (Demeter) in einem sorgsamen Umgang mit der Natur und unseren Böden. Wir wollen, dass unsere Ernte möglichst unverfälscht ins Glas kommt.
LEADERSNET: Regionale Produkte und regionale Wertschöpfung werden bei Ihnen großgeschrieben. Mit einer neuen Location planen Sie, auch ins Veranstaltungsgeschäft einzusteigen. Welche Strategie steckt dahinter?
Wölbitsch: Meine Freundin Kristina Rausch und ich sind gerade dabei, ein Objekt auf der rechten Donauseite der Wachau zu erwerben, wo wir bereits Obst- und Weingärten bewirtschaften. Dort soll ein zentraler Ort für unser Unternehmen entstehen – mit Greißlerei, Gastronomie und Raum für Veranstaltungen. Uns ist wichtig, nicht nur hochwertige Produkte anzubieten, sondern auch die besondere Atmosphäre dieses Kraftplatzes erlebbar zu machen und die oft unterschätzte Schönheit der rechten Wachau-Seite hervorzuheben.
LEADERSNET: Wachauer Wein, Wachauer Marille und Heurigenkultur – welche Faszination hat das für Sie und wie transportieren Sie diese Faszination hin zu Ihren Gästen?
Wölbitsch: Die Wachau vereint ein mediterranes Lebensgefühl mit einer einzigartigen Naturlandschaft und viel Geschichte. Die Leichtigkeit des Seins lässt sich hier wunderbar erleben, und genau solche Momente möchten wir schaffen. Raus aus der Stadt oder dem Arbeitsalltag, hin zu einem Kurzurlaub mit viel Natur und Lebensfreude. Wir zelebrieren diese Momente auch in unserer Familie bzw. mit unseren Freund:innen und das soll jede:r spüren.
LEADERSNET: Ab wann darf man mit wie vielen Gästen typisch österreichische Heurigenkultur in Ihrem Hause erleben?
Wölbitsch: Bereits jetzt heißen wir viele Gäste bei Verkostungen in unserem Weinkeller in Langenlois/Kamptal willkommen. In der Wachau möchten wir unsere Greißlerei mit Verkostungsbereich, wenn möglich, noch in diesem Jahr eröffnen. Zusätzlich möchten wir durch kleine Pop-Up-Formate schon vor dem offiziellen Start erste Einblicke geben. Der große Auftakt unseres neuen Projekts ist dann für Anfang nächsten Jahres geplant.
LEADERSNET: Unter dem Motto "Sich neu erfinden", um die Kraft des sinnstiftenden Arbeitens zu genießen, haben Sie sich beruflich völlig neu positioniert. Welche Philosophie steckt dahinter?
Wölbitsch: Ich glaube, dass jeder Mensch in seinem Leben eine Bestimmung, einen Auftrag, einen Weg, wie auch immer man es benennen möchte, hat. Viele erkennen das schon in einem frühen Lebensabschnitt und haben Umfeld, Mittel und Wege, ihren Traum auch zu leben. Bei manchen schlummert es unter der Oberfläche, oft bis ins hohe Alter. Ich verwirkliche gerade meinen Kindheitstraum und möchte alle bestärken, das auch zu tun. Es gibt genug eigene Muster und manchmal auch Menschen, die einem ständig erzählen, warum etwas nicht (mehr) geht. Wir möchten einen Ort schaffen, wo Menschen weggehen und sich denken: "Warum eigentlich nicht!". Das wäre unser Beitrag zu einer besseren Welt, wenn man so will.
LEADERSNET: Wird man bei Ihren Veranstaltungen auf die Klischees "Mariandl aus dem Wachauer Landl" treffen?
Wölbitsch: Die wunderbare Landschaft der Wachau ist als schönes Klischee ausreichend, denke ich. Wir ehren die Traditionen, aber so wie bei unseren Weinen darf es auch ein bisschen anders, einzigartig und vielleicht auch ein bisschen überraschend sein. Wir sind spirituelle Menschen, wir möchten Erlebnisse schaffen, die inspirieren und das Herz berühren.
LEADERSNET: Vielen Dank!
www.schoeneerde.at
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