Vor Kurzem präsentierten bei einer Pressekonferenz Vertreter:innen der Wiener Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder und der Landesgruppe Wien des Verbands der gemeinnützigen Bauvereinigungen Österreichs (GBV) gemeinsam die aktuellen Zahlen der Neubau- und Sanierungsprojekte 2025 in der Bundeshauptstadt. Mit dabei waren Michael Pisecky, Obmann der Fachgruppe Immobilien, Nicole Fürntrath, stellvertretende Obfrau der Fachgruppe Immobilien und Michael Gehbauer, Obmann der Landesgruppe Wien der gemeinnützigen Bauvereinigungen.
Qualifizierte Daten für die Immobilienbranche
Seit 2019 erstellt Exploreal im Auftrag des Fachverbandes der Immobilien- und Vermögenstreuhänder laufend Auswertungen über Neubau-Wohnbauprojekte. "Damit können wir erstmals regelmäßig die Neubauleistung in Wien so genau wie möglich und transparent erfassen, um die wertvollen Daten für die Öffentlichkeit aufzubereiten", sagt Michael Pisecky und fügt hinzu: "Mehr noch, durch die Kooperation mit den gemeinnützigen Bauvereinigungen Österreichs (GBV) können wir das Angebot von Neubaueinheiten und auf Neubau sanierten Bestand nahezu lückenlos abbilden, und damit genaue Prognosen für die Marktentwicklung ganz besonders auch für die Bundeshauptstadt Wien abgeben."
Tiefstand wurde erreicht
Laut diesen Zahlen nahm im letzten Jahr die Anzahl der fertiggestellten Neubauprojekte weniger dramatisch als angenommen ab. Die Expert:innen prognostizieren aber für 2025 einen starken Einbruch bei Neubauprojekten in Wien. Im Vergleich zu 2023 soll dieser Einbruch rund 42 Prozent betragen. Für 2026 steigen die Prognosen wieder langsam.
Die Zahlen sprechen für sich. Waren es vor zwei Jahren noch rund 16.108 Wohnungen, so sollen im Jahr 2025 nur noch 9.400 fertiggestellt werden. "Zwei Drittel der Bauleistung kommt von der gewerblichen Immobilienwirtschaft; hier mit Schwerpunkt auf Bau und Sanierung für den Eigentumssektor. Ein Drittel errichten die gemeinnützigen Bauvereinigungen; hier liegt der Schwerpunkt auf der Errichtung von günstigen Mietwohnungen", berichtet Pisecky und ergänzt: "Ab 2026 stabilisieren wir uns, wenn auch auf niedrigem Niveau, vorausgesetzt die Finanzierungsbedingungen für gewerbliche Bauträger ermöglichen, dass die derzeit eingeplanten Projekte auch wirklich gebaut werden."
GBV verlässlicher Stabilitätsanker
Vor diesem Hintergrund sei laut Michael Gehbauer, Obmann der Landesgruppe Wien der gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV), die GBV ein verlässlicher Stabilitätsfaktor. "Die Bauleistung der gemeinnützigen Bauvereinigungen ist nicht so stark abgeflacht wie bei den gewerblichen Bauträgern. Rund ein Drittel des Wohnungsneubaus in Wien geht momentan auf das Konto der gemeinnützigen Bauvereinigungen – wir tragen damit maßgeblich zur Versorgung mit leistbarem Wohnraum bei. Diese Wohnungen fallen jedoch nicht vom Himmel: Trotz großer Herausforderungen haben wir 2024 rund 4.300 Wohnungen fertiggestellt, 2025 werden es voraussichtlich weitere 3.400 sein. Das ist angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen ein starkes Zeichen – auch wenn der Rückgang zeigt, wie dringend die Rahmenbedingungen verbessert werden müssen, damit leistbares Wohnen weiterhin Realität bleibt", betont Gehbauer.
Qualität und Fläche
Der erste österreichische Neubaubericht für die Bundeshauptstadt zeigt, dass trotz sinkender Bau- und Sanierungstätigkeit die Qualität der errichteten Einheiten seit 2022 aber zunehmend steigt. "Seit 2022 haben Wohnungen durchschnittlich einen Quadratmeter Fläche dazugewonnen und belaufen sich in der Regel auf 57,5 Quadratmeter. Bereits 93 Prozent des Gesamtangebotes sind mittlerweile mit einer Freifläche von rund neun Quadratmetern ausgestattet", so Nicole Fürntrath, stellvertretende Obfrau der Fachgruppe Immobilien und weiter: "Überwiegend werden Ein- bis Zweizimmerwohnungen (57 Prozent) errichtet, gefolgt von Dreizimmerwohnungen (30 Prozent). Unter der Prämisse, dass Fläche in Wien knapper ist als in ländlichen Regionen, sind diese Zahlen sehr erfreulich. Wir schaffen gemeinsam mehr persönlichen Lebensraum samt Freiflächen."
Transaktionszahlen steigen
Ab 2022, erklärt Fürntrath, sind die Verwertungszahlen in Wien bekanntlich um ein Vielfaches stärker eingebrochen als in den Bundesländern. "Jetzt hingegen steigen sie kontinuierlich an. Für unsere Mitgliedsbetriebe ist dies ein sehr wichtiges Signal, denn gerade in Wien waren Makler und Bauträgerunternehmen vom Einbruch sehr schwer getroffen", so die stellvertretende Obfrau der Fachgruppe Immobilien.
Fürntrath warnt jedoch gleichzeitig eingehend vor einer zukünftigen Verknappung des Angebots: "Durch steigende Nachfrage bei sinkenden Fertigstellungszahlen wird es am Immobilienmarkt enger und im Eigentumssegment teurer", so die Expertin.
Gemeinnützige Bauträger geben Maximum
In Wien versuchen allen Herausforderungen zum Trotz die gemeinnützigen Bauträger, die Bauleistung so hoch wie möglich zu halten und damit für ausreichend leistbaren Wohnraum zu sorgen, erläutert Gehbauer bei der Pressekonferenz. "Gerade Wien ist durch die Bauleistung gemeinnütziger Bauvereinigungen massiv geprägt. Diesen Standard beizubehalten, hat für uns eine große Priorität", sagt Gehbauer und ergänzt: "Schließlich stecken hinter den Fertigstellungszahlen immer noch zigtausend Menschen, die in diesen Wohnungen leben."
Gewerbliche Immobilienwirtschaft leistet ihren Beitrag
Laut Pisecky leistet auch die gewerbliche Immobilienwirtschaft zur Wohnraumversorgung ihren Beitrag. "Ohne unsere Rekordbautätigkeit in den vergangenen Jahren wäre der Wiener Immobilienmarkt heute nicht auf gesicherten Beinen. Ob dies so bleibt und die Prognosen für 2026 halten, hängt vor allem von der Wohnbau- und Finanzierungspolitik ab", sagt der Obmann der Fachgruppe Immobilien.
Dringender Appell
Bei dieser Gelegenheit nutzten die Expert:innen die Chance und drängten auf wohnpolitische Maßnahmen. "Wenn nicht rasch wesentliche Forderungen umgesetzt werden, welche leistbaren Wohnbau fördern und Sanierungen von Bestand beschleunigen, können viele schon angemeldete Projekte in Wien nicht umgesetzt werden. Die Finanzierungshürden durch FMA und Basel IV sind für gewerbliche Bauträger enorm. Ich fürchte um einen weiteren dramatischen Einbruch im Neubaubereich ohne politisches Handeln", so Pisecky.
"Um in Wien noch mehr gemeinnützige Wohnungen bauen oder sanieren zu können, sind dringend erleichterte Rahmenbedingungen erforderlich – wie etwa beschleunigte Bauverfahren", ergänzt Gehbauer und fügt hinzu: "Es gibt mit Sicherheit zahlreiche Hebel, die wir ansetzen können, um den Wohnbau in der Stadt weiter voranzutreiben."
Geeint für mehr politischen Umsetzungswillen
Die drei anwesenden Gesprächspartner waren sich einig: "Die stichhaltige Analyse von Exploreal im Auftrag des Fachverbands Immobilien in Kooperation mit der GBV ist jedenfalls eine wichtige Grundlage für politische Entscheidungsträger:innen und für alle Teilnehmer:innen am Markt."
"Mit der Wohnbau-Offensive 2024+ der Stadt Wien erhoffen wir uns eine signifikante Steigerung der Bauleistung, die es uns ermöglichen wird, noch mehr leistbaren Wohnraum zu schaffen. Diese Initiative ist ein wichtiger Schritt, um den dringenden Bedarf am Mietwohnungsmarkt zu decken und die bestehenden Herausforderungen im Bauwesen zu überwinden", hält Gehbauer fest.
"Wien braucht eine steigende Bau- und Sanierungsrate, um allen Menschen qualitativ hochwertigen, klimafitten Wohnraum zu ermöglichen. Damit wird es aber in naher Zukunft sehr knapp", schließt Pisecky.
LEADERSNET war bei der Pressekonferenz. Einen Eindruck können Sie sich hier machen.
www.wko.at/wien/immobilien-vermoegenstreuhaender
www.gbv.at
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