Am 27. April 2025 fanden in Wien die Gemeinderats- und Bezirksvertretungswahlen statt. Alle Wahllokale haben um 17 Uhr geschlossen. Im Anschluss wurden die Stimmzettel bis in die Abendstunden ausgezählt und ein vorläufiges Endergebnis bekanntgegeben. Vorläufig deshalb, weil alle Briefwahlkarten, die erst am Samstag oder Sonntag abgebeben wurden, erst am Montag (28. April) ausgezählt werden - das gilt auch für die Wahlkarten der EU-Bürger:innen, die an der Bezirksvertretungswahl teilgenommen haben. Große Veränderungen wie etwa Mandatsverschiebungen wird es aber ziemlich sicher nicht mehr geben.
SPÖ kann sich Koalitionspartner aussuchen
Die meisten Stimmen erreichte - wie erwartet - die SPÖ, die auf 39,5 Prozent kam und somit gegenüber 2020 leicht verloren hat. Auf Platz zwei landete die FPÖ, die mit einem Ergebnis von 20,8 Prozent am stärksten zulegen konnte. Die Freiheitlichen kamen aber von einem äußerst niedrigen Niveau, da sie 2020 auf rund sieben Prozent abgestürzt sind - 2015 erreichten sie noch 30 Prozent. Am dritten Platz landeten die Grünen mit 14,2 Prozent, die damit ihr Ergebnis von 2020 nahezu halten konnten. Auf Platz vier landet der aktuelle Koalitionspartner der SPÖ in Wien, die NEOS. Sie erreichten mit 9,8 Prozent ihr bisher bestes Ergebnis in der Bundeshauptstadt. Bitter fiel das Ergebnis der ÖVP aus, die sich mit einem Ergebnis von 9,7 Prozent quasi halbierte.
Das vorläufige Endergebnis bedeutet, dass sich Bürgermeister Michael Ludwig seinen künftigen Koalitionspartner aus drei Parteien aussuchen kann - eine Koalition mit der FPÖ schloss der Stadtchef bereits im Vorfeld kategorisch aus. Mit den drei anderen Parteien kommt die SPÖ jeweils auf eine Mehrheit. Über einen Wunschpartner äußerte sich Ludwig nicht. Er wolle sich aber bereits am Montag in den SPÖ-Gremien den Auftrag für den Start von Sondierungsgesprächen mit den drei möglichen Parteien einholen. Vieles deutet auf eine Fortführung der Koalition mit den Neos hin. Fix sei das aber noch nicht.
Reaktionen der Spitzenkanditat:innen
Die Spitzenkanditat:innen der fünf Parteien, die es in den Wiener Landtag geschafft haben, fielen wie folgt aus (gereiht nach Stimmenanteil):
"In aller Demut bin ich mit diesem Ergebnis sehr zufrieden. Wir sind mit Abstand auf dem ersten Platz und haben mehr Zustimmung als die zweit- und drittplatzierte Partei zusammengerechnet", sagte Bürgermeister und SPÖ-Spitzenkandidat Michael Ludwig nach der ersten Hochrechnung zu Medien. Er will so schnell wie möglich mit Sondierungsgesprächen starten: "Mein Ziel ist es, vor dem Sommer eine stabile Stadt- und Landesregierung zu haben". Er schloss keine Koalitionsvariante aus – bis auf eine Zusammenarbeit mit der FPÖ.
FPÖ-Spitzenkandidat Dominik Nepp ortete einen "enormen Vertrauensvorschuss" der Wähler:innen. Die FPÖ hätte sich bei Stimmen und Mandaten verdreifacht. Er forderte Bürgermeister Michael Ludwig auf, „seine Ausgrenzungspolitik zu beenden". In einer Oppositionsrolle werde die FPÖ "noch stärkere Kontrolle ausüben", kündigte Nepp an.
Die grüne Spitzenkandidatin Judith Pühringer sprach in einem ersten Statement für Medien von einem "fantastischen Ergebnis. Wir haben eine beispiellose Aufholjagd gemacht. Ich sehe einen klaren Auftrag der Wähler:innen, Klimagerechtigkeit und soziale Gerechtigkeit miteinander zu verbinden." Die Grünen würden für "eine stabile Koalition" zur Verfügung stehen, brachte Pühringer die Grünen als Partnerin für die Bürgermeisterpartei in Stellung.
Vizebürgermeisterin Bettina Emmerling (NEOS) freute sich über "das beste liberale Ergebnis, das es in Wien je gegeben hat" Das zeige, "dass eine Regierungspartei auch in Zeiten wie diesen gewinnen kann. Das Plus bestärkt uns, dass wir unsere ehrliche Arbeit fortsetzen können und wollen." Vor allem im Bildungsbereich habe die "Fortschrittskoalition" vieles vorangebracht. Ebenso verwies Emmerling auf die zu 97 Prozent umgesetzten Vorhaben im Regierungsmonitor.
ÖVP-Spitzenkandidat Karl Mahrer räumte ein, dass die ÖVP "massiv an Stimmen verloren" habe. Allerdings sei das Ergebnis der letzten Wahl 2020 ein außergewöhnliches gewesen. Nun gelte es, Themen, die den Wähler:innen wichtig sind, anzusprechen. Wenn dem Bürgermeister an "einer Politik der politischen Mitte, der wirtschaftlichen Stabilität und des sozialen Zusammenhalts" gelegen sei, stehe die ÖVP für eine Zusammenarbeit zur Verfügung, so Mahrer.
Zum vorläufigen Endergebnis der Gemeinderatswahl kommen Sie hier.
www.wien.gv.at
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