Die mittlerweile dritte Kfz-Studie der Wiener Städtischen Versicherung, die erneut vom Gallup Institut durchgeführt wurde, zeigt, dass sich Österreichs Autofahrer:innen in einem Spannungsfeld zwischen Komfort, Gewohnheit und Klimabewusstsein befinden. Das Elektroauto gewinnt laut der Umfrage an Zuspruch. Wenn es um die künftige Fahrzeugwahl geht, stehen reine Stromer bei 37 Prozent der Befragten in Österreich an erster Stelle. Der Verbrennungsmotor verliert dagegen an Attraktivität: Nur mehr rund ein Viertel würde sich heute noch für einen Benziner entscheiden, lediglich elf Prozent für einen Diesel.
Doch der Weg zur Elektro-Mobilität erweist sich nach wie vor als steinig. "Drei Viertel der Befragten wollen maximal 30.000 Euro für ein Elektroauto ausgeben. Die hohen Anschaffungskosten, (mittlerweile) fehlende Steueranreize und die Abschaffung von Förderungen, werden als massive Barrieren wahrgenommen", sagte Wiener Städtische-Vorstandsdirektorin Doris Wendler, die die Ergebnisse am Donnerstag (24. April) gemeinsam mit Gabriele Reithner vom Gallup Institut vorstellte. Zudem wünschten sich rund 50 Prozent eine Mindestreichweite von 400 Kilometern – was die Anforderungen an Hersteller deutlich erhöht. Auch der Produktionsort spiele demnach eine Rolle: Ein Stromer 'Made in Europe' werde klar bevorzugt. Vertrauen, Qualität und wirtschaftspolitische Aspekte beeinflussen hier die Kaufentscheidung spürbar, so die Expertinnen. Mittlerweile spiegelten sich die Umfrageergebnisse auch im Kaufverhalten wider. So kamen Elektroautos hierzulande im ersten Quartal bei den Neuzulassungen auf einen Anteil von 31 Prozent. Wendler verwies aber auch darauf, dass die Umfrage noch vor der Einführung der motorbezogenen Versicherungssteuer für E-Autos (LEADERSNET berichtete) durchgeführt wurde.

Fortbewegungsmittel Nummer eins
Für fast zwei Drittel der Österreicher:innen ist das Auto der Umfrage zufolge sowohl im privaten als auch beruflichen Alltag ein zentrales Fortbewegungsmittel. Besonders in ländlichen Regionen, wo Alternativen wie öffentliche Verkehrsmittel oft fehlen oder zu unattraktiven Zeitintervallen verkehren, haben acht von zehn Personen ein Auto. Der Besitz eines eigenen Fahrzeugs sei zudem in Österreich weitverbreitet: 65 Prozent der Befragten teilen mit, zumindest ein Auto zu besitzen. Bei Männern liegt dieser Wert sogar bei 70 Prozent. Die Selbsteinschätzung in puncto Fahrkönnen sei demnach ebenfalls eindeutig: 84 Prozent bezeichnen sich als (sehr) gute Autofahrer:innen. "Dass sich Österreicher:innen als (sehr) gute Autofahrer:innen sehen, scheint ein Ausdruck von Routine, Erfahrung und subjektiver Sicherheit zu sein", sagt Wendler. Jüngere bis 30 Jahre seien in ihrer Selbstbeurteilung etwas zurückhaltender als ältere Befragte, aber auch sie schätzen ihr Fahrkönnen als gut ein.
Mobilitätsverhalten bleibt stabil
Obwohl Klimadebatten und umweltfreundliche Alternativen an Bedeutung gewinnen, bleibe das Mobilitätsverhalten vieler Menschen laut der Studie konstant. Knapp 80 Prozent der Autofahrer:innen steigen täglich oder zumindest mehrmals pro Woche ins Auto. Fast drei Viertel nutzen das Fahrzeug zwischen 16 und 60 Minuten pro Tag – die meisten jedoch unter einer halben Stunde.
Bei der durchschnittlichen Tagesdistanz zeige sich ein ähnliches Bild: Rund 85 Prozent fahren maximal 50 Kilometer pro Tag. Damit liege Österreich in einem Bereich, der zwar grundsätzlich für Elektro-Mobilität geeignet wäre, der tatsächliche Wandel hin zur CO₂-neutralen Fortbewegung verlaufe jedoch weiterhin schleppend. "Diese Zahlen belegen, dass das Auto nach wie vor das praktischste bzw. bequemste Verkehrsmittel im Alltag vieler Menschen und seine Nutzung hierzulande tief verankert ist", konstatierte Wendler.

Umweltbewusstsein wächst
In Sachen Nachhaltigkeit offenbart die Umfrage ebenfalls interessante Ergebnisse. Während die ältere Generation an etablierten Mobilitätsmustern festhält, zeige sich bei jungen Menschen ein deutlicher Wertewandel. 31 Prozent aller Befragten geben an, dass ihr Umweltbewusstsein in den letzten Jahren gestiegen sei – bei den unter 30-Jährigen liegt dieser Wert bei knapp 40 Prozent. Diese Veränderung zeige sich konkret in zwei Bereichen: dem verstärkten Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel und der gezielten Reduktion des Autoverkehrs. Menschen mit höherer Bildung (Matura, Universität) zeigten sich demnach besonders sensibel für Umweltfragen. Hier hat sich bei über vier von zehn Personen die Sichtweise auf nachhaltige Mobilität in positiver Richtung verändert. "Die Studie macht auch deutlich: Wer umweltbewusster denkt, trifft aktivere Entscheidungen – etwa bei der Fahrzeugwahl oder dem Mobilitätsmix im Alltag", erklärt Wendler.
Klimabonus-Streichung und Tempolimits
Mehr als jeder Zweite meint, durch die Streichung des Klimabonus das eigene Mobilitätsverhalten überdenken zu wollen. Die Befragten geben an, dass sie mehr zu Fuß gehen, eher das Fahrrad oder E-Bike oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen werden. Besonders bei den 17- bis 30-Jährigen sei der Einfluss spürbar, während die Bereitschaft zur Veränderung bei Älteren deutlich geringer ausfalle. Wendler dazu: "Die Abschaffung des Klimabonus wirkt wie ein Weckruf – vor allem für die junge Generation. Dennoch zeigt sich: Zwischen Bewusstsein und tatsächlichem Verhalten klafft eine Lücke, besonders dort, wo Alternativen zum Auto fehlen."
Verkehrspolitische Maßnahmen sorgen in Österreich regelmäßig für hitzige Debatten. Aktuell ist es wieder einmal so weit. Ein mögliches Tempolimit von 30 km/h in Städten und Gemeinden führt bei dieser Umfrage zu einem Patt: 37 Prozent befürworten es, 38 Prozent lehnen dies ab. Zustimmung komme vor allem von Personen ohne Auto sowie Jüngeren, während Gegner vor allem höhere Staurisiken und Umweltbelastungen durch Stop-and-Go-Verkehr befürchten. Unentschlossen sei die Bevölkerung bezüglich der Erhöhung des Tempolimits auf Autobahnen auf 150 km/h: 41 Prozent der Befragten sprechen sich dagegen aus – je älter die Person, desto größer die Ablehnung. Etwas mehr als ein Drittel befürwortet die 150 km/h-Grenze.

Mehrheit befürwortet Auto-Beschlagnahmung
Ein interessantes Stimmungsbild liefert die Frage nach drastischen Maßnahmen gegen Raser:innen. Über die Hälfte der Österreicher:innen befürwortet demnach die Möglichkeit, Fahrzeuge bei erheblichen Geschwindigkeitsübertretungen (z. B. mehr als 60 km/h innerorts und 70 km/h außerhalb des Ortsgebiets über dem Limit) zu beschlagnahmen. "Die Umfrage zeigt ein wachsendes Bedürfnis nach Verkehrssicherheit in Österreich – auch wenn dies Eingriffe in das persönliche Eigentumsrecht bedeutet", so die Wiener Städtische-Vorstandsdirektorin abschließend.
LEADERSNET war bei der Studienpräsentation. Fotos sehen Sie in der Galerie.
www.wienerstaedtische.at
www.gallup.at
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