Abschied im Juni
Lothar Lockl zieht sich aus dem ORF-Stiftungsrat zurück

| Janet Teplik 
| 23.04.2025

Der Stiftungsratsvorsitzende begründet seinen Rückzug unter anderem mit dem enormen Zeitaufwand, der mit der ehrenamtlichen Arbeit einhergehe, und gab an, sich künftig auf seinen Beruf als Strategie- und Kommunikationsberater konzentrieren zu wollen.

Lothar Lockl macht Schluss mit dem Öffentlich-Rechtlichen und zieht sich mit der Neubesetzung des ORF-Stiftungsrats aus dem obersten ORF-Gremium zurück. Das hat der 56-Jährige kürzlich medial verkündet. Der österreichische Unternehmer, Strategie- und Politikberater erlangte 2016 bei der österreichischen Bundespräsidentenwahl Bekanntheit als Wahlkampfleiter von Alexander Van der Bellen. Seit 19. Mai 2022 ist er Vorsitzender des ORF-Stiftungsrats. Damit soll nun aber ab Juni 2025 Schluss sein, wie Lockl bekannt gab.

Der 56-Jährige war bereits 2020 im Gespräch, die Funktion des ORF-Stiftungsratsvorsitzenden zu übernehmen. Im Jänner 2022 kritisierte jedoch die Opposition, dass in einem sogenannten "Sideletter" im Zuge der Regierungsverhandlungen diverse Personalentscheidungen zwischen ÖVP und den Grünen vereinbart wurden – wobei das Vorschlagsrecht für den Vorsitz des ORF-Stiftungsrats bei den Grünen lag. Lockl betonte, er sei nicht Teil der Regierungsverhandlungen gewesen. Sein Name sei auch nicht in dem "Sideletter" genannt worden.

Eine neue, alte berufliche Ausrichtung

Im Juni starten die ORF-Gremien im Zuge einer Gesetzesnovelle (LEADERSNET berichtete) eine neue vierjährige Funktionsperiode. Nach fünf Jahren im Stiftungsrat, wovon er drei Jahre die Funktion als Vorsitzender innehatte, will nun Lockl seine Ressourcen anders verwenden. Denn neben seiner Funktion beim ORF betreibt der Unternehmer eine Kommunikations- und Nachhaltigkeitsberatungsagentur "Lockl & Keck" (LEADERSNET berichtete hier und hier). Auf seinen Beruf als Strategie- und Kommunikationsberater will sich der 56-Jährige künftig konzentrieren. Bis zu dem Zeitpunkt der Neu-Konstituierung werde er aber seine Aufgaben als ORF-Stiftungsratsvorsitzender in vollem Umfang wahrnehmen, heißt es. 

In seiner Funktionsperiode als Vorsitzender des Stiftungsrates fielen einige wichtige Neuerungen, wie die Finanzierung aus der Haushaltsabgabe, der Start des neuen ORF-Players und des Kids Kanals oder die Installation eines Ethikkodex. Natürlich stießen derartige Maßnahmen nicht überall auf Gegenliebe, weshalb sich Lockl auch mit teils harscher Kritik auseinandersetzen musste. Sein größtes Anliegen war wohl, dass der ORF als demokratiepolitisch zentrale Institution erhalten bleibt.

Der Parteichef der Grünen, Werner Kogler, sowie die stellvertretende Klubobfrau und Mediensprecherin, Sigi Maurer, dankten ihm via Aussendung für sein langjähriges Engagement im Sinne eines starken und unabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunks. "Lothar Lockl hat mit großem Verantwortungsbewusstsein, Weitblick und einer tiefen Überzeugung für die Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gewirkt. Er war eine verlässliche Stimme für Unabhängigkeit und zukunftsorientierte Reformen im ORF", so Kogler und Maurer. Sein Rückzug sei ein Verlust für das Gremium, aber sein Wirken habe die Unternehmenskultur geprägt und nachhaltig Wirkung entfaltet.

www.orf.at

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