"Erklärung von Zürich"
Verlegerverbände fordern Regeln für den Umgang mit KI im Journalismus

| Janet Teplik 
| 13.04.2025

Verleger:innen richten einen dringenden Appell an die Politik sowie KI-Anbieter:innen und formulierten diesbezüglich ein Postulat mit Blick auf Transparenz, Quellenausweis, Vergütung, Verantwortung und Gleichbehandlung von Medien. 

Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz ist ein Streitthema in vielen Branchen. Während die einen die technische Innovation verteidigen, einsetzen und ihren Gebrauch fördern, wollen sie die anderen bestmöglich vermeiden – und das nicht unbegründet. KI-Systeme sammeln und analysieren nämlich große Mengen sensibler Daten, wodurch das Risiko von Datenschutzverletzungen und Cyberangriffen steigt. Ebenfalls kritisch zu hinterfragen, gilt die mangelnde Transparenz und Verantwortlichkeit. So greift KI beispielsweise bei Anwendungen auf journalistische Inhalte zu, um unter anderem mit den redaktionellen Beiträgen die Technik zu trainieren – in der Regel ohne Zustimmung der Rechteinhaber:innen und ohne Vergütung. Sich über die negativen Seiten der Nutzung bewusst, haben sich kürzlich die Verlegerverbände aus Deutschland, Österreich, Luxemburg und der Schweiz (DACHLUX) als Vertreter:innen der unabhängigen privaten Medien getroffen und haben gemeinsam Forderungen formuliert, die sie sich für den Umgang der Plattformen (KI-Plattformen/ Anbieter/ Betreiber/ Entwickler) mit journalistischen Inhalten wünschen. 

Ziel sei dabei, dass die großen Plattformen die Integrität journalistischer Inhalte schützen und zu einer kontrollierten sowie ausgewogenen Verbreitung zuverlässiger und geprüfter Informationen beitragen. Außerdem beabsichtigen die Verlegerverbände, mit diesen Forderungen für einen fairen Wettbewerb einzustehen, welcher die Informationsversorgung der Gesellschaft in verantwortlicher und rechtskonformer Weise auch in Zukunft gewährleistet.

Forderungen im Überblick

Dabei haben Stefan Hilscher (Vorstandsvorsitzender BDZV), Maximilian Dasch (Präsident Verband Österreichischer Zeitungen), Michelle Cloos (Generaldirektorin/ CEO Editpress/ Tageblatt), Michl Ebner (Geschäftsführer Athesia-Tyrolia Druck Ges.m.b.H/ Südtirol), Andrea Masüger (Präsident Verband Schweizer Medien), Stéphane Estival (Präsident Médias Suisses) und Giacomo Salvioni (Präsident Stampa Svizzera) folgende Anforderungen unter "Erklärung von Zürich" unterzeichnet:

1. Journalistische Inhalte dürfen nur unter der Wahrung der Rechte der Rechteinhaber:innen und bei voller Transparenz über die Art der Nutzung verwendet werden.

2. Die Quellen dieser Informationen müssen ausdrücklich in allen Suchergebnissen und in nachgeschalteten Angeboten angegeben und verlinkt werden.

3. Die Plattformen müssen die Nutzung journalistischer Inhalte adäquat vergüten. Dies soll Geltung haben, sowohl mit Blick auf das Training als auch sämtliche Techniken zur Weiterentwicklung generativer KI-Anwendungen wie z.B. RAG (Retrieval Augmented Generation).

4. Die Plattformen und die Medienverlage müssen in einen Dialog eintreten, um gemeinsam Lösungen gegen vorsätzliche Falsch- und Desinformation zum Zweck der Manipulation der Nutzer:innen zu finden. Internationale Online-Plattformen müssen Verantwortung für ihren Einfluss im öffentlichen Raum übernehmen.

5. Internationale Online-Plattformen müssen die journalistische Pluralität achten und sich dieser gegenüber neutral verhalten, sie dürfen weder eigene Inhalte noch Inhalte einzelner Medien privilegieren; ein Vorrang der Inhalte redaktionell unabhängiger Medien, welche sich an anerkannte redaktionelle Standards halten, gegenüber Inhalten, welche solchen Standards nicht entsprechen, bleibt hiervon unberührt.

Professioneller Journalismus so gefragt wie nie

Insbesondere in unserer heutigen Zeit, in der Desinformationen grassieren, Algorithmen und einzelne Tech-Giganten an Macht gewinnen, seien klare Formulierungen für den Umgang von KI mit journalistischen Inhalten essenziell. Die Verlage investieren in hohem Maße in die digitale Transformation und in neue Angebote – doch angesichts erodierender Werbeeinannahmen, die zu Big Tech wandern, gestaltet sich die Situation schwierig. Die Medienunternehmen stellen sich jedoch diesen Herausforderungen. 

Abschließend heißt es, dass diese klaren Rahmenbedingungen der "Züricher Erklärung" für den Umgang von Künstlicher Intelligenz, mit journalistischen Inhalten eine grundsätzliche Voraussetzung für eine freie und unabhängige Meinungsbildung und eine funktionierende Demokratie sei. Die Verlegerverbände appellieren daher an die Politik und die Plattformen selbst, Verantwortung zu übernehmen, bevor es zu spät ist. Denn ohne klare Regeln für den Umgang von KI mit journalistischen Inhalten wird das Geschäftsmodell "Journalismus" erodieren. So müsse das geistige Eigentum vollumfänglich respektiert und der urheberrechtliche Schutz journalistischer Inhalte auch im digitalen Zeitalter gewährleistet sein, fordern die Verlegerverbände. 

www.voez.at

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