Sauer macht lustig? Zum Spaßen ist auch den Produzent:innen in der Öl- und Essigbranche nicht zumute – dafür bleibt die Lage allgemein weiterhin zu ernst. Aber mancher freut sich dennoch bzw. gerade deshalb über einen guten Start ins Geschäftsjahr 2025 – zum Beispiel Andreas Pirschl, Vorstand der VOG AG, der Markeninhaberin von Rapso: "Das Jahr läuft trotz des schwierigen Umfeldes sehr erfolgreich an." So konnte die Absatzmenge in den ersten zwei Monaten um satte 23 Prozent gesteigert werden. „Wir hoffen, dass dieser Trend weiter anhält und es zu keinen wirtschaftlichen oder politischen Turbulenzen kommt, welche sich negativ auf das Kaufverhalten auswirken könnten." Ein frommer Wunsch – aber schon im Vorjahr schloss das Traditionsunternehmen aus Linz trotz der komplizierten Situation erfolgreich ab. Pirschl bilanziert: "Rapso konnte 2024 seine Position als stärkstes Öl-Einzelprodukt im österreichischen Lebensmittelhandel mit einem Marktanteil von 7,5 Prozent weiter ausbauen. 2024 konnten die Verkaufsmengen auf zwölf Millionen Standardeinheiten gesteigert werden."
Somit setzte VOG im Vergleich zu 2023 zwei Millionen 750ml-Flaschen mehr ab. Der größte Teil der Produktion geht laut Pirschl mit 74 Prozent in den Export – vor allem an den internationalen Hauptabnehmer Deutschland, wo die Verkaufsmenge zuletzt um 21 Prozent gesteigert werden konnte. Vor allem profitiere man davon, dass regional produzierte Produkte aktuell wieder mehr nachgefragt werden: "Der Trend zu hochwertigen regionalen Speiseölen wird spürbar stärker." Das spielt einem Produkt wie Rapso, dessen Rohstoff vollständig von rund 700 Vertragsbauern aus Ober-, Niederösterreich und dem Burgenland bezogen wird, in die Karten.
Treffsicherheit überprüfen
Dem kann der Mitbewerber VFI nur beipflichten. VFI stellt unter anderem Marken wie Bona oder Kronenöl her. Marketingleiter Klemens Rauch: „"Menschen kaufen wieder verstärkt Lebensmittel aus gesundem, nachhaltigem Anbau. 2025 sehen wir eine allgemeine Erholung des Konsumgütergeschäfts. Insbesondere Bio-Produkte, die in den vergangenen Jahren etwas schwächer gelaufen sind, haben jetzt ihren Wachstumstrend wieder gefunden." In Wels erzielte man zuletzt einen Umsatz von 275 Millionen Euro. Der Exportanteil ist mit 61 Prozent auch hier sehr hoch. Aber noch immer hat man mit der Ursprungskrise zu kämpfen, während die Folgeentwicklungen gut im Griff behalten wurden: "Auf unser Geschäft haben sich die Preisverwerfungen aus dem Ukrainekrieg während der letzten Jahre ausgewirkt. Die aktuelle Budget- und Wirtschaftskrise weniger." Ohnehin zeichnet sich laut Rauch derzeit eine Verbesserung der Situation ab: "Wir sehen heuer einen guten Geschäftsverlauf und im Moment Wachstum in allen Geschäftsbereichen. Der Bereich Verpackte Ware Export, Lieferungen an die Lebensmittelindustrie und der Bereich Bio-Futtermittel wachsen am stärksten. Auch im LEH in Österreich sieht es heuer gut aus." Das liegt aber auch am eigentlichen Produkt, erklärt Rauch: "Grundnahrungsmittel haben einen gewissen Marktpreis und der Gesamtverbrauch ist recht konstant. Pflanzenöl ist das billigste Speisefett – billiger als Butter, Olivenöl und tierische Fette. Gemessen an der Tatsache, dass Pflanzenöle einen so wichtigen Anteil an der menschlichen Ernährung ausmachen, sind sie nach wie vor preiswert." Aber wie geschmiert läuft es dennoch nicht. Die hohen Lohn- und Energiekosten, die Bürokratie und die schlechte Vorhersehbarkeit von EU-Regelungen seien eine Herausforderung wie die geopolitische Lage an sich: "Es fehlt eine gewisse Verlässlichkeit in der Verwaltung. Die Kriege, die diversen Zölle und die insgesamt instabile Situation werden das Unternehmerleben in der nächsten Zeit nicht einfacher machen." Auch deshalb wünscht Rauch sich von der neuen Bundesregierung: "Bisherige Regulierungen sollten auf ihre Treffsicherheit und Notwendigkeit hin überprüft werden und neue auf den Aufwand, den sie für Unternehmen bedeuten. Gerade Mittelständler arbeiten inzwischen zu einem guten Teil für Dokumentation und für die Statistik."
Ausfälle bei Äpfeln
In der Bundeshauptstadt, genauer in Wien-Simmering, hört man auch niemand lautstark ächzen – im Gegenteil: Jürgen Brettschneider, Geschäftsführer von Mautner Markhof, kann sich über die jüngsten Ergebnisse nicht beklagen: "Sowohl in der Kategorie Essig als auch Senf sind wir Marktführer. Das Vertrauen in die Marke und die Qualität unserer Produkte haben 2024 dazu beigetragen, dass wir mit der Entwicklung des letzten Geschäftsjahres zufrieden sind. Wir konnten sowohl ein Umsatz- als auch ein Absatzwachstum verzeichnen." Im Vergleich zum starken Vorjahr erwartet Brettschneider heuer zwar ein niedrigeres Wachstum, aber das kann das Unternehmen verkraften: "Wir sind insgesamt gut aufgestellt und wir investieren weiterhin in den Ausbau unserer Produktionskapazitäten. Zudem investieren wir in die Marke." Mehr als nur ein Wermutstropfen sei aber, wie für alle produzierenden Unternehmen in Österreich, die immer noch sehr angespannte Energiesituation. Zudem setze Mautner Markhof die schwierige Rohwarenbeschaffung für einige Sortimentsgruppen zu. So haben schlechte Witterungsbedingungen und die damit einhergehenden Ernteausfälle zu einer erheblichen Kostenerhöhung in der Beschaffung geführt – etwa bei Äpfeln. "Die massiv gestiegenen Produktionskosten machen uns sehr zu schaffen. Andererseits beobachten wir, dass immer mehr Handelseigenmarken im Ausland produziert werden, um so ihre Kosten zu senken. Wir hingegen stehen zu unserem Produktionsstandort in Wien und investieren hier vor allem in Automatisierung und energieeffizientere Prozesse." Und dabei wünscht sich Brettschneider von der Politik in Zukunft wieder mehr Unterstützung: "Es müssen durch die politische Führung Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es den Unternehmen in Österreich erlauben, wieder wettbewerbsfähig zu werden und zukünftig wieder wachsen zu können. Dazu zählen auch Investitionen in den Produktionsstandort Österreich."
Eigelb: rar und teuer
Unterm Strich war das Vorjahr auch beim Stadtnachbar in Floridsdorf ein gutes, verrät Alexander Müller, General Manager von Spak: „2024 war für uns herausfordernd, aber im Großen und Ganzen positiv. Erfreulicherweise konnten wir unsere Umsätze und Absätze neuerlich steigern. Im Gastro- und Speziallösungsbereich konnten wir erneut wachsen, neue Projekte realisieren und viele neue Partner finden." Zudem freut sich Müller, dass sich die eigene Marke gut entwickle – gerade weil der Druck auf dem Markt spürbar steige: "Hochpreisige Artikel, sowohl im Markenbereich als auch im Private Label-Segment, sind immer schwerer zu positionieren. Was Eigenmarken betrifft, merken wir, dass Ausschreibungen leider immer mehr zur Norm werden. Preis wird zunehmend zum entscheidenden Kriterium, Qualitätsanforderungen treten in den Hintergrund." Der gefühlte finanzielle Druck bei den Konsument:innen veranlasse einige von Spaks Handelspartnern, Abstriche bei der Qualität zu machen, um günstiger einkaufen zu können. Die Herkunft der Lebensmittel und das Vertrauen in etablierte, funktionierende Partnerschaften verlieren zunehmend an Bedeutung – auch in anderen Bereichen: "Ein unangenehmes Überbleibsel aus der Krisenzeit ist der legere Umgang mit Verträgen. Leider denken einige Lieferanten nach wie vor, Verträge seien eher eine lockere Willensbekundung als eine bindende Vereinbarung. Das macht es für uns als Bindeglied zwischen Lieferanten und Retailern sehr schwierig, unseren Verpflichtungen nachzukommen." Das Leben nicht leichter mache einem zudem die Bürokratisierung: „Gerade für uns als mittelständisches Unternehmen wird es zunehmend schwerer, die Unmengen an Anforderungen zu erfüllen, die uns abverlangt werden. Wir sehen uns in erster Linie unseren Kund:innen verpflichtet und wollen unsere Ressourcen darauf fokussieren." Wohl auch wegen dieser Widrigkeiten stuft der Spak-Geschäftsführer seine vorherige Prognose etwas ab: "Waren wir Ende letzten Jahres noch sehr optimistisch, spüren wir nun den Druck auf die Kaufbereitschaft durch eine schwächelnde Wirtschaftslage. 2025 hat verhalten begonnen." Und einst erwartete Preissenkungen kommen nun doch nicht wie erhofft. Eigelb ist etwa derzeit rar und somit teuer – eine Herausforderung für ein Unternehmen, bei dem Mayonnaise rund die Hälfte des Gesamtvolumens ausmacht. Für Müller insoweit aber eine Chance für andere Produkte im Sortiment: "Ein deutlich gestiegenes Interesse sehen wir an veganen Produkten. Wir arbeiten sukzessive an Optimierungen und neuen Varianten und konnten zum Beispiel auch im Bereich der veganen Mayos in den letzten Jahren erfolgreiche Akzente setzen." Müller verzagt daher nicht: "Wir behaupten uns mit Verlässlichkeit und Stabilität im Umgang mit unseren Partnern."
Mangel an Zuversicht
In der Wiener Essigbranche geht es für KEYaccount weiter nach Ottakring zu Staud's, wo auch Geschäftsführer Stefan Schauer seinen Produkten eine gewisse Krisenfestigkeit konstatiert: "Trotz Herausforderungen präsentiert sich die Kategorie Sauergemüse bereits über viele Jahre hinweg stabil. Unsere Klassiker werden immer geschätzt." Kontinuität und die Qualität der Produkte spielen weiterhin eine wichtige Rolle bei der Kaufentscheidung. "Unser Hauptziel ist es, beste Qualitäten anbieten zu können. Wir setzen auf die Auswahl feinster Selektionen, um die Qualität konstant hoch zu halten. Die größte Herausforderung ist die Auslese an besten Qualitäten, die wir unter der Marke anbieten können – und zwar vor allem auch in ausreichender Menge für den Lebensmitteleinzelhandel und die Gastronomie." Qualität und Regionalität punkten, aber nicht allein, weshalb man laufend an kreativen Marketingstrategien arbeite. Denn aktuell kommt es laut Schauer besonders darauf an, die eigenen Vorzüge zu vermarkten: "Wir wünschen uns mehr Positivität innerhalb der Kommunikation. Denn nichts schadet der Wirtschaft mehr als der Konsumverzicht. Woran es derzeit aus unserer Sicht mangelt, ist Zuversicht. Viele Menschen sparen zunehmend. Die Einsparung beginnt häufig bei hochwertigen Lebensmitteln." Aber die Produktion hochwertiger Lebensmittel werde nun einmal zunehmend kostenintensiver, weshalb sich auch Schauer neue Impulse von den politischen Entscheidungsträgern erhofft: „Zu den ohnehin hohen Energie- und Logistikkosten gesellen sich weiter steigende Lohnkosten. Hier ist die Politik gefragt, passende Rahmenbedingungen für Unternehmen zu schaffen, damit diese, besonders auch im eigenen Land, wettbewerbsfähig bleiben."
Flexible Zeiten
Im Bereich Sauergemüse kommt man hierzulande an einer Marke nicht vorbei, weshalb dieser Rundgang im oberösterreichischen Hausruckviertel endet – nämlich bei Efko. Mit einem (laut NielsenIQ) Marktanteil von 44,1 Prozent ist man weiterhin Marktführer und baute seine Anteile zuletzt leicht aus, was zu 2024 einem Umsatz von 192,1 Millionen Euro führte. Geschäftsführer Thomas Krahofer: "Der Absatz der Marke ist konstant. Hier sehen wir die Marken-Power: Efko zählt zu den stärksten Marken im Lebensmittelhandel. Konsument:innen vertrauen auf die bekannte Qualität, Herkunft, Regionalität und den Genuss unserer Produkte." Deshalb ist Krahofer trotz des hohen Niveaus der Energiepreise, steigenden Lohnstückkosten und dem Bürokratieaufwand aufgrund zunehmender Regulierungen vorsichtig optimistisch: "Obgleich dieser fordernden Rahmenbedingungen sehen wir, dass die Herkunft von Lebensmitteln für Konsument:innen zunehmend wichtiger wird und die Österreicher:innen nach wie vor Wert auf Qualität und Regionalität legen. Ungebrochen ist die Nachfrage nach Frische-Convenience-Produkten – vor allem in der Gastronomie. Gerade aufgrund des Fachkräftemangels werden hier die Vorteile des Frischesortiments besonders geschätzt." Entlastung wünscht sich Krahofer von der Politik nicht nur bei den Lohnnebenkosten und Energiekosten, sondern auch bei der Regulierung der Arbeitszeit: "Um Gemüse und Obst ultrafrisch zu ernten und zu verarbeiten, braucht es flexible Arbeitszeitmodelle, die sich an der Saison und am Reifeprozess orientieren. Ebenso braucht es neue rechtliche Rahmenbedingungen und politische Regelungen, um wettbewerbsfähig zu sein. Das Thema der Erntehelfer:innen ist für die heimische Landwirtschaft, aber auch für Lebensmittelhersteller:innen, ein jährlich wiederkehrendes." Trotz dieser Widrigkeiten bewahre man aber mithilfe gezielter Effizienzmaßnahmen, der Regionalität, einer starken Marke und der Beteiligungsstruktur des Unternehmens Stabilität: 49 Prozent des Unternehmens befindet sich im Besitz jener 130 Landwirt:innen, die den Großteil der Rohstoffe sicherstellen Krahofer springt für sie entsprechend in die Bresche: "In den vergangenen Jahrzehnten waren die Preise von Lebensmitteln zu niedrig." Um der hohen Erwartung an die Eigenversorgung mit österreichischen Lebensmitteln gerecht zu werden, müssten alle Stakeholder entlang der Wertschöpfungskette angemessene Preise bekommen. Das erkläre auch den Preisanstieg von Lebensmitteln im Handel. An der eigenen Unternehmensstrategie werde das alles aber nichts ändern: "Wir stehen klar zu unseren Landwirt:innen, unserer regionalen Ausrichtung und unserer Marke. Von diesem Kurs kehren wir auch nicht ab."
www.vog.at
www.vfi.co.at
www.mautner.at
www.spak.at
www.stauds.com
www.efko.at
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