Am 12. März lud qualityaustria zur inzwischen 30. Ausgabe des qualityaustria Forums, das dieses Mal ganz im Zeichen der "Superkräfte" heimischer Unternehmen stand. Mehr als 800 Gäste, darunter zahlreiche hochkarätige Vertreter:innen aus der österreichischen Wirtschaft, folgten der Einladung des internationalen Dienstleistungsunternehmens im Bereich Systemzertifizierung und Weiterbildung, und begaben sich vor Ort im Salzburg Congress sowie online auf Entdeckungsreise ihrer eigenen Superkräfte. Unterstützt wurden sie dabei von zahlreichen Expert:innen, die Stärken und Chancen heimischer Unternehmen beleuchteten und mit konkreten Handlungsempfehlungen für einen positiven Ausblick in die Zukunft sorgten.
"Aus Krisen entsteht immer etwas Neues"
"Wir leben in krisenhaften Zeiten", leitete Trendforscher Franz Kühmayer in seiner Keynote ein. "Aber es gibt keinen Grund für den gebetsmühlenartigen Abgesang auf die Industrie, auf Europa, auf den Westen, auf die Welt. Zwar ist die Hoffnung, dass wieder ruhige Zeiten kommen werden, trügerisch und wird sich nicht erfüllen. Aber: Etwas Besseres kann uns ja nicht passieren. Aus Krisen entsteht immer etwas Neues, Abbruch-Zeiten sind Aufbruch-Zeiten! Wir leben in wunderbaren, prototypischen Zeiten von Innovation und Unternehmergeist." Der Experte prophezeite, dass wir uns in 20 Jahren an den Kopf greifen und staunen würden, welche Sorgen wir uns 2025 gemacht haben.
Wirtschaftlicher Optimismus sinkt weltweit
Den Status quo erläuterten die beiden Co-Geschäftsführer der Quality Austria Holding, Christoph Mondl und Werner Paar, in ihrem Eröffnungsvortrag, in dem sie betonten, dass gerade viel auf die heimischen Unternehmen einprasselt – von den neuen ESG- und CSRD-Regularien bis zu Risikomanagement, Cybersecurity und NIS-2. Die Neuerungen sind so umfassend, dass ganze 45 Prozent der österreichischen CEOs bezweifeln, ihr Unternehmen mit der aktuellen Strategie in zehn Jahren noch rentabel führen zu können. Das betrifft aber nicht nur die heimischen Unternehmer:innen, wie der Global Risk Report zeigt. Demnach sinkt der wirtschaftliche Optimismus weltweit, konkret erwarten 62 Prozent der Befragten, dass stürmische und turbulente Zeiten aufgrund der geopolitischen und ökonomischen Spannungen auf sie zukommen.
"Wir verstehen die Sorgen der heimischen Unternehmen und sehen gleichzeitig optimistisch in die Zukunft. Wir müssen handeln und auf Innovationen, Weiterentwicklungen und Prozessqualität setzen. Die Welt der Normen bietet gerade jetzt Stabilität und entwickelt sich analog mit unseren aktuellen Herausforderungen weiter", so die beiden Co-Geschäftsführer, und empfehlen Unternehmen, auf "Integrierte Managementsysteme" zu setzen, um damit zukünftige Geschäftsmodelle und diverse Berichtspflichten einfach und unkompliziert erfüllen zu können.
Wegweiser für regulatorische Anforderungen
Neben den zahlreichen neuen Regularien ist natürlich auch die Klimakrise als riesige wirtschaftliche Herausforderung zu betrachten. Diese brächte, so eine Studie der Harvard Business School, aber auch Chancen mit sich: Demnach würden Unternehmen, die ihr Produktportfolio auf Klimaschutzlösungen umstellen, ein schnelleres Umsatzwachstum verzeichnen. Dem stimmt auch etwa ein Drittel der heimischen CEOs zu, die selbst spüren konnten, dass klimafreundliche Investitionen in den letzten fünf Jahren zu höheren Einnahmen geführt haben. Zudem sorgt die Omnibus-Verordnung der Europäischen Kommission, die am 26. Februar 2025 in Kraft getreten ist und mit der die EU weitreichende Erleichterungen für Unternehmen angekündigt hat, für kurzzeitige Entlastung. Diese umfasst etwa weniger Berichtspflichten, eine klare Struktur und mehr Flexibilität in der Umsetzung. Besonders bei der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive), der EU-Lieferketten-Richtlinie (CSDDD) und der EU-Taxonomie-Verordnung soll es bürokratische Entlastung geben.
Trotzdem sprach Anneli Fischer, Head of Corporate Sales, Quality Austria Consulting, die Empfehlung aus, sich schon jetzt auf die Berichtspflichten vorzubereiten: "Das Herzstück der CSRD, die doppelte Wesentlichkeitsanalyse, bleibt jedenfalls bestehen und bietet die perfekte Ausgangsbasis für eine nachhaltige und strategische Ausrichtung des Unternehmens. Wer bereits jetzt auf Integrierte Managementsysteme setzt, kann auch in schwierigen Zeiten auf ein stabiles Fundament bauen."
Neben dem ESG-Bereich wird aber auch die NIS-2-Richtlinie (Netzwerk- und Informationssicherheit) eine Herausforderung für Unternehmen darstellen, da es zur Umsetzung dieser EU-Richtlinie sowohl Personal, Zeit und Ressourcen, als auch Know-how benötigt. "Die stark wachsende Digitalisierung erfordert mehr Sicherheit für die IT. Auch wenn die österreichische Gesetzgebung in Hinblick auf die NIS-2-Richtlinie noch aussteht – der Fokus des neuen Regierungsprogramms liegt klar auf Resilienz und NIS-2. Unternehmen sind daher gut beraten, mit der Umsetzung zu starten und dafür bewährte Rahmenwerke wie ISO 27001 heranzuziehen, um eine strukturierte Grundlage für die Erfüllung der Cybersicherheitsmaßnahmen zu schaffen", empfahl Harald Erkinger, CEO, CIS - Certification & Information Security Services GmbH.
Brücke zwischen Stabilität und Transformation
Besonders wichtig sei aber auch ein umfassendes und strategisch integriertes Risikomanagement, da laut einer Deloitte-Studie mehr als zwei Drittel der massivsten Wertverluste in Unternehmen aus strategischen Risiken resultieren. Und auch Führungspersönlichkeiten nehmen dies wahr, so sehen 60 Prozent der CEOs strategische Risiken als größte Bedrohung und stufen sie wesentlich schwerwiegender ein als operative Risiken. Dennoch binden sieben von zehn Unternehmen das Risikomanagement kaum in strategische Entscheidungen ein.
"Viele Unternehmen implementieren das Risikomanagement nur für Compliance-Zwecke und nicht zur Risikoreduzierung. Dabei verschafft ein modernes und umfassendes Risikomanagement einen entscheidenden Vorsprung und verwandelt Risiken in Chancen", erklärte Walter Petschnig, qualityaustria Netzwerkpartner, und ergänzte, dass Innovationen wie KI nur dann einen Mehrwert bieten würden, wenn sie systematisch in ein umfassendes Risikomanagement-Framework integriert werden. Dabei betonte er, dass KI die Menschen nicht ersetzen werde, da auch in Zukunft Risikomanager und Führungskräfte die Verantwortung tragen würden. "Neben Strategien und Richtlinien braucht es in Unternehmen eine gelebte Risikokultur. Ganz gleich, ob in Phasen der Stabilität oder der Transformation – Chancen können Unternehmen nur nutzen, wenn sie auf ein stabiles Fundament und eine gesunde Fehlerkultur setzen", so der Experte.
Mit vereinten Superkräften in die Zukunft
Im Zuge des 30. qualityaustria Forums zeigte sich also, dass es vor allem gute Vorbereitung und Anpassungsfähigkeit braucht, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wer die Transformation annimmt, kann Herausforderungen in Chancen verwandeln und kontinuierlich lernen, sich dadurch wiederum neu ausrichten und mit Vertrauen wachsen. Damit das gelingt, brauche es aber natürlich auch eine gelebte Fehlerkultur, betonte Dejan Stojanovic, The Failure Institute und Gründer der Fuckup Nights. "Zu scheitern, war das Beste, was mir als Unternehmer jemals passiert ist", teilte er seine eigene Erfahrung und verwies darauf, dass Unternehmen aufgrund einer schlechten Fehlerkultur viel Geld verlieren. Der Experte führte an, dass sich nur sechs Prozent der umsatz- und mitarbeiterstärksten Organisationen mit diesem Thema beschäftigen, obwohl eine positive Fehlerkultur jährlich durchschnittlich eine Million Euro einsparen könne. Laut Stojanovic sei der Grund dafür die in Europa herrschende Kultur der Fehlerprävention, die das Prinzip "Trial and Error" oftmals verhindere. Trotzdem würden Fehler aber nun mal passieren. "Wie viele Projekte gibt es, die auf Anhieb funktionieren? In einer riskanten Welt kann man nicht risikoscheu sein", so sein Fazit.
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