Der KSV1870 hat am Mittwoch seine aktuelle Hochrechnung in Bezug auf Firmenpleiten veröffentlicht. Demnach mussten im ersten Quartal 2025 in Österreich 1.741 Unternehmen (+ 3,1 %) Insolvenz anmelden. Das sind im Schnitt 19 Firmenpleiten pro Tag. Für das heurige Jahr rechnet der Kreditorenverband mit 6.500 bis 7.000 Unternehmensinsolvenzen.
Wirtschaft kommt nicht in die Gänge
Grund für das hohe Insolvenzaufkommen zu Jahresbeginn in Österreich ist den Kreditschützer:innen zufolge die anhaltend schwache Wirtschaftsleistung. Laut Wirtschaftsforschung ließ die heimische Leistungsstärke 2024 im Jahresvergleich um etwas mehr als ein Prozent nach, insbesondere im vierten Quartal des Vorjahres war ein Rückgang deutlich spürbar. Damit befindet sich Österreich weiterhin in einer der längsten Schwächeperioden der vergangenen 30 Jahre. Zudem sind Ende 2024 zahlreiche staatliche Förderungen ausgelaufen, und die Inflation ist zu Jahresbeginn gegenüber den vorangegangenen Monaten wieder leicht gestiegen – unter anderem wegen der höheren Energiekosten. Einzelne zarte positive Signale aus manchen Branchen seien laut dem KSV1870 zu wenig, damit sich die insgesamt trübe Stimmung verbessert.
"Die aktuellen Zahlen bestätigen das Offensichtliche. Österreichs Wirtschaft geht weiterhin am Stock. Sie benötigt dringender denn je frischen Sauerstoff, um wieder in Schwung zu kommen", erklärt Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz. Als Folge der anhaltenden Schwächephase mussten im ersten Quartal 2025 in Österreich 1.741 Unternehmen (+ 3,1 % gegenüber 2024) Insolvenz anmelden – davon wurden 647 Fälle (+ 8 %) mangels Kostendeckung nicht eröffnet.
© KSV1870
Drei Branchen als Insolvenztreiber
Laut aktueller KSV1870 Hochrechnung sind drei "alte Bekannte" für etwa 45 Prozent aller Unternehmensinsolvenzen in Österreich verantwortlich. Der Handel verzeichnet mit 312 Fällen (+ 0,3 % gegenüber 2024) die meisten Firmenpleiten. Dahinter folgen trotz eines jeweils recht deutlichen Rückgangs die Bauwirtschaft mit 279 (- 12 %) und die Beherbergung/Gastronomie mit 191 Pleiten (- 11,2 %) auf den Plätzen zwei und drei. In Bezug auf die Bauwirtschaft dürfte die Talsohle langsam durchschritten sein, wie es laut Wirtschaftsforschung vorsichtig heißt, wenngleich der Wohnbau jedoch weiterhin unter Druck ist. Ergänzend sei an dieser Stelle das Grundstücks- und Wohnungswesen (110 Insolvenzen) erwähnt – in dieser Branche steht mit einem Plus von 61,8 Prozent der größte Anstieg zu Buche. Gleichzeitig fallen in diesem Segment die vorläufigen Passiva* mit 1,3 Milliarden Euro immens hoch aus. Geschuldet ist dieses Ergebnis fünf weiteren Insolvenzfällen aus der "Signa-Sphäre".
Passiva* steigen auf hohem Niveau
Insbesondere im vergangenen Jahr gab es eine Vielzahl an Großinsolvenzen, wodurch die Passiva* massiv in die Höhe getrieben wurden (LEADERSNET berichtete). Obwohl zum aktuellen Zeitpunkt mit zwölf Großinsolvenzen (jeweils über zehn Millionen Euro Passiva) um sechs Fälle weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres gezählt wurden, sind die Passiva* – ausgehend von einem ohnehin bereits sehr hohen Niveau – der Analyse zufolge nochmals gestiegen. Und zwar um 6,9 Prozent auf insgesamt 2,04 Milliarden Euro. Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse müsse an dieser Stelle insbesondere Wien hervorgehoben werden. In der Bundeshauptstadt sind die Passiva laut Hochrechnung um 450 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro angewachsen. Die "Hauptschuld" an dieser explosionsartigen Entwicklung tragen demnach die bereits erwähnten "Signa-Insolvenzen", wobei vier davon jeweils Passiva von über 150 Millionen Euro aufweisen. Die bis dato größte Pleite des Jahres betrifft jene der Signa Prime CM 2017 GmbH mit einem Volumen von 479 Millionen Euro.
Prognose für das Gesamtjahr
Abschließend gibt der Kreditorenverband noch eine eher düstere Prognose für das Gesamtjahr ab. Aufgrund der anhaltend schwachen Wirtschaftsleistung sei in Österreich ein Rückgang der Unternehmensinsolvenzen aus heutiger Sicht kein Thema. Ganz im Gegenteil: Der KSV1870 hält an seiner Prognose fest und erwartet hierzulande am Ende des Jahres zwischen 6.500 und 7.000 Unternehmensinsolvenzen. "Aktuell sind keine realistischen Anzeichen erkennbar, dass sich am bestehenden Insolvenzschub in absehbarer Zeit signifikante Änderungen ergeben", so Götze und fügt abschließend hinzu: "Damit die Insolvenzzahlen mittel- und langfristig sinken, muss die Wirtschaft deutlich und rasch gestärkt werden. Erst wenn das mithilfe der neuen Bundesregierung tatsächlich gelingt, ist ein nachgelagerter Rückgang der Fallzahlen möglich."
*Die Passiva für das Jahr 1. Quartal 2025 sind vorläufige Werte und beziehen sich auf den Stichtag der Hochrechnung, den 4. März 2025. Im Zuge der fortlaufenden Insolvenzverfahren werden sich diese Passiva noch verändern.
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