Überlastetes Gesundheitspersonal, lange Wartezeiten, intransparente Wege im System. Das Gesundheitswesen hierzulande leidet nicht nur an einer System- sondern auch an einer Vertrauenskrise. Das sind die Erkenntnisse der aktuellen Gesundheitsstudie anlässlich des am 13. März stattfindenden Health Makers Festival in Kooperation mit Schiefer Rechtsanwälte und der Kommunikationsberatung Ketchum.
Reform des Gesundheitssystems gefordert
Eine wichtige Erkenntnis lautet, dass wer zahlt, auch schneller gesund wird. Denn 68 Prozent sehen einen deutlichen Qualitätsunterschied zwischen privater und gesetzlicher Versorgung. Das Vertrauen in das Gesundheitssystem leidet und vor allem die jüngere Generation zeigt sich besorgt.
Die Studie zeigt eine deutliche Unzufriedenheit mit dem Gesundheitssystem in Österreich, wobei 55 Prozent eine grundlegende Reform fordern, während nur 27 Prozent an eine Verbesserung durch die neue Regierung glauben. Angst vor einer Verschlechterung des Systems haben fast 60 Prozent.
"Die Ergebnisse verdeutlichen, dass es höchste Zeit ist, zu handeln. Wir veranstalten das erste Health Makers Festival, um einen Raum zu schaffen, in dem wir als Plattform für alle Stakeholder konkrete Veränderungen in die Wege leiten können. Bei uns kommen von frisch ausgebildeten Gesundheitsberufen bis zu langjährigen Expert:innen aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens zusammen, um gemeinsam Lösungen für unsere Gesundheitszukunft zu entwickeln", sagt Julia Bernhardt, Gründerin und Vorstandsvorsitzende von Solar Plexus und Initiatorin des Health Makers Festivals.
Vom Gesundheitssystem im Stich gelassen
Laut Statistik Austria investiert Österreich elf Prozent seines Bruttoinlandsprodukts in das Gesundheitswesen, was es zu einem der teuersten in Europa macht. Dennoch sind nur 31 Prozent der in Österreich lebenden Personen mit dem Gesundheitssystem und dessen Leistungen zufrieden. 27 Prozent fühlen sich in Sachen Gesundheit sogar im Stich gelassen. "Die heimische Politik befindet sich in einer veritablen Vertrauenskrise, da wichtige Entscheidungen in der Vergangenheit nicht getroffen wurden", so Martin Schiefer, Rechtsanwalt, Vergaberechtsexperte sowie Gründer & Partner der Kanzlei Schiefer Rechtsanwälte und fügt hinzu: "Die über 50 Milliarden Euro, die Jahr für Jahr ins österreichische Gesundheitssystem fließen, müssen endlich sinnvoll eingesetzt werden. Innovative öffentliche Vergabe ist hier der Schlüssel."
In der Digitalisierung wird die Zukunft gesehen. 50 Prozent betrachten die Digitalisierung als große Chance für das Gesundheitssystem. "Besonders im Bereich der Digitalisierung liegt enormes Potenzial brach. Die öffentliche Hand muss hier als innovationstreibende Kraft fungieren und zukunftsfähige Lösungen im Sinne der Bevölkerung ermöglichen", so Schiefer.
Generationen-Gap beim Vertrauen in Schulmedizin
Nur 58 Prozent der Befragten vertrauen der Schulmedizin, mit einem klaren Generationen-Gap. 45 Prozent der Generation Z, aber 71 Prozent der Babyboomer, setzen auf wissenschaftliche Medizin. Mehr Vertrauen genießen die österreichischen Ärzt:innen mit 68 Prozent sowie die heimische Forschung mit 62 Prozent.
Nur 52 Prozent fühlen sich laut der Untersuchung ausreichend informiert, um eigenverantwortliche Entscheidungen über die eigene Gesundheit treffen zu können. 59 Prozent fühlen sich insgesamt gut versorgt, wobei es bei den unter 30-Jährigen nur 51 Prozent sind und bei den Babyboomern 68 Prozent. Der Bericht zeigt außerdem, dass 32 Prozent bei Symptomen zuerst auf Google nach Antworten suchen, und jede:r Zehnte wendet sich an Künstliche Intelligenz wie ChatGPT. Bei den unter 30-Jährigen sind es sogar 20 Prozent.
An Zustimmung verlieren auch die Impfungen. Nur 55 Prozent vertrauen den hierzulande zugelassenen Impfstoffen, 45 Prozent halten Impfungen für nicht mehr wichtig und 17 Prozent empfinden sie sogar als gefährlich.
"Ein funktionierendes Gesundheitssystem allein reicht nicht – die Menschen müssen sich verstanden und ernst genommen fühlen. Kommunikation ist der Schlüssel, um Vertrauen zurückzugewinnen. Nur wer sich sicher und gut informiert fühlt, wird das System auch annehmen", sagt Manisha Joshi, Business Director, Healthcare-Lead und DEI-Expertin bei Ketchum.
Forderung nach Chancengleichheit in der Medizin
Die Umfrage offenbart auch im Hinblick auf die gesundheitliche Chancengleichheit mögliche Problemfelder. 28 Prozent der Befragten nehmen wahr, dass Frauen in der österreichischen Gesundheitsversorgung (teilweise) schlechter gestellt sind als Männer. 17 Prozent erleben zudem, dass Menschen mit Migrationshintergrund schlechter behandelt werden. 67 Prozent empfinden, dass in Österreich nicht ausreichend auf geschlechtsspezifische Unterschiede in der Medizin geachtet wird.
"Diese Zahlen sind alarmierend. Neben notwendigen Reformen braucht es auch dringend einen gesellschaftlichen Dialog über ein faireres und inklusiveres Gesundheitssystem", sagt Kommunikations- und Gleichberechtigungsexpertin Joshi abschließend.
www.ketchum.com
www.healthmakers.at
www.schiefer.at
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