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Wirtschaftsgespräche Edmundsburg im Zeichen eines Gamechangers

Die Veranstaltung brachte zahlreiche Wirtschaftsvertreter:innen aus unterschiedlichsten Branchen zusammen, die sich über das Thema Governance als Teil von ESG austauschten. Dabei sprachen hochkarätige Keynote-Speaker:innen unter anderem über den Mehrwert neuer Regulatorik für Unternehmen sowie die Öffentlichkeit. 

Am 6. Februar stand der Salzburger Mönchsberg ganz im Zeichen des Themas Governance als Teil von ESG: Bei den Wirtschaftsgesprächen Edmundsburg, organisiert von der LLB Bank AG, dem Fachbereich Betriebswirtschaftslehre der Paris Lodron Universität Salzburg, der Industriellenvereinigung Salzburg, PwC Österreich, dem KSV1870 und AON, kamen zahlreiche Wirtschaftsvertreter:innen unterschiedlichster Branchen zusammen und lauschten Vorträgen und Diskussionen mit hochkarätigen Speaker:innen. Die Begrüßung erfolgte durch Bernhard Fügenschuh, Rektor Paris Lodron Universität Salzburg, und Peter Unterkofler, Präsident Salzburger Industriellenvereinigung.

Staatsmittel nicht "mit der Gießkanne an alle verteilen"

Zunächst widmete sich Peter Unterkofler, Präsident der Industriellenvereinigung Salzburg, einer Analyse der aktuellen wirtschaftlichen Lage Österreichs. Er betonte, dass man prinzipiell auf eine gute wirtschaftliche Grundlage bauen könne, es uns allerdings an einer klar strukturierten Industriepolitik in Österreich sowie in Europa fehlen würde. "Leistung muss sich wieder lohnen und Schulden dürfen nicht zum Selbstzweck gemacht werden, sondern um Innovation voranzutreiben. Wir dürfen Staatsmittel nicht weiterhin mit der Gießkanne an alle verteilen, sondern sollten diese gezielt zur Weiterentwicklung des Standortes einsetzen. Unsere Unternehmen werden mit strategischer Weitsicht geführt. In diesem Zusammenhang ist Governance ein wichtiger Puzzlestein für einen nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg", so der IV-Salzburg-Präsident.

Nachhaltigkeitsberichterstattung fordert zu viel in zu kurzer Zeit

Hinsichtlich der Themen Nachhaltigkeit und Governance brauche es vor allem Messbarkeit und Vergleichbarkeit, findet Sabine Urnik, Professorin für Rechnungslegung und Steuerlehre an der Paris Lodron Universität Salzburg (PLUS). Sie weist darauf hin, dass die nicht finanzielle Berichterstattung mit Fokus auf mögliche Auswirkungen der ESG-Praxis im Unternehmen bereits jetzt verpflichtend sei, allerdings vorerst nur für große Kapitalgesellschaften von öffentlichem Interesse mit mehr als 500 Mitarbeitenden. Die neue CSRD-Richtlinie (Corporate Sustainability Reporting Directive), deren nationale Umsetzung sich wie vielerorts verzögert, erweitert den Kreis der berichtspflichtigen Unternehmen erheblich. Zudem umfasst die Ausweitung auch einen neuen Governance-Standard mit unternehmenspolitischen Aspekten wie Korruptionsbekämpfung, Unternehmensethik, Umgang mit Lieferanten und Einflussnahme auf politische Prozesse.

Eine neue Regulierung sei zwar wichtig, meint Urnik, allerdings sehe sie mehrere Herausforderungen, darunter zu viele Neuerungen in zu kurzer Zeit, Redundanzen und inhaltlich zu weit gehende Regelungen. Dementsprechend geht die Universitätsprofessorin davon aus, dass die Berichtspflichten noch zurückgefahren werden. "Es gibt einige Bereiche, die vor allem für kleine Unternehmen schwer abzudecken sind. Ich bin mir sicher, dass es gerade für KMU noch Erleichterungen geben wird."

Berichterstattung hat "Vermögenseffekt"

Bernhard Schmitt, Leiter des Equity Research Nachhaltigkeit bei der Liechtensteinischen Landesbank (LLB Vaduz), statuierte, dass Governance etwa für Vermögensverwalter wichtig sei, und dass dahinter mehr stecke als eine "Rappotierung". Viel mehr gehe es um den Mehrwert für die Anleger:innen: "Die Berichterstattung hat einen Vermögenseffekt und ist ein guter Rückenwind für die langfristige Vermögensentwicklung. Die Betrachtung der ESG-Scores hat somit große Auswirkungen auf den Investmentbereich."

Allerdings reiche die alleinige Betrachtung von Governance nicht aus – auch das Eingreifen im Rahmen von Stewardship sei laut Schmitt essenziell. So könnten Aktionäre durch Voting und Engagement positiven Einfluss auf Unternehmen wirken, wobei er auf ein vordefiniertes Regelset bei der LLB verwies, das die Entscheidungsfindung im Sinne von Best Practices stützt. So wird beispielsweise die Wiederernennung von Rechnungsprüfern in den meisten Fällen unterstützt und ein Veto befürwortet, wenn Vorstandsmitglieder "overboarded" – also in zu vielen Vorständen tätig – sind. Die LLB berücksichtigt Governance-Auswertungen bei Investmententscheidungen. Sobald in den Bereichen Audit, Verpflichtungen des Vorstands, Kompensation oder Aktionärsrechte auch nur eine "Red Flag" auftaucht, erfolgt laut Schmitt automatisch eine Desinvestition – selbst dann, wenn sie in allen anderen Aspekten vorbildlich abschneiden.

Mit Steuertransparenz punkten

Anna Kraus, Steuerberaterin und Managerin PwC Österreich in den Bereichen Sustainability sowie Tax Transparency, beschäftigte sich in ihrem Vortrag mit dem Zusammenhang zwischen Steuern und Nachhaltigkeit. Demnach seien viele nachhaltige Entwicklungen erst durch Steuerzahlungen, die in den Staatshaushalt eingehen, möglich. "Ich halte es für unglaubwürdig, wenn Unternehmen sich für absolut nachhaltig verkaufen, aber versuchen, in Richtung null Prozent Steuern zu gehen", unterstreicht Kraus. Also empfehle sie Unternehmen, dem Interesse von Gesetzgebern, Investoren und Ratingagenturen sowie der Öffentlichkeit nachzukommen, indem man Steuertransparenz schafft.

Dass das zur Nachhaltigkeit beiträgt, zeige sich etwa in der PwC Global Tax Transparency and Tax Sustainability Reporting Study, in der 21 Länder untersucht wurden. In dieser landete Spanien mit deutlichem Vorsprung auf Platz eins, was laut Kraus in der traditionellen Regulatorik gründet, die streng zu Offenlegung verpflichtet. Der Expertin zufolge sei es also essenziell, die Gesamtheit der Steuern zu erheben, damit sich ein vollständiger Steuer-Fußabdruck ergebe, aus dem sich wiederum der Impact eines Unternehmens auf die Gesellschaft ableiten ließe.

Der Governance-Aspekt Cybersicherheit

Über den Governance-Aspekt Cybersicherheit referierte Alexander Mitter, Geschäftsführer Nimbusec der Deutschland GmbH, einer Tochter des KSV1870. "Wir haben ein massives Problem mit IT-Sicherheit. Wir haben die Kontrolle abgegeben und versuchen diese wiederzuerlangen." Dabei erginge es Österreich ähnlich problematisch wie Deutschland. So bestehe hierzulande bei 16.000 Unternehmen ein IT-Risiko, wie das KSV Cyber Risk Rating zeigt. Die Gründe dafür sieht der Experte in fehlenden Standards, fehlendem Bewusstsein sowie Selbstüberschätzung.

Auf regulatorischer Ebene soll die NIS2-Richtlinie das Sicherheitsniveau heben und für eine Vereinheitlichung sorgen. Diese wurde allerdings noch nicht in nationales Recht umgesetzt – im Gegensatz zur auf den Finanzbereich zugeschnittenen Verordnung DORA (Digital Operational Resilience Act). Diese stellt für viele Unternehmen eine Herausforderung dar, da sie Transparenz bis zum letzten Sublieferanten fordert.

Um künftig in allen Branchen nachhaltiger zu wirtschaften, fordert Mitter offene Bewertungsstandards, Hilfestellungen für Unternehmen und die Senkung der Kosten durch Kooperationen.

LEADERSNET war bei den Wirtschaftsgesprächen Edmundsburg dabei. Eindrücke finden Sie in unserer Galerie.

www.bank.llb.at

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