Interview Thomas Beranek
"Das ist fahrlässig in Bezug auf Geschäftsgeheimnisse"

| Redaktion 
| 21.04.2024

Im LEADERSNET-Interview erklärt Reisswolf Österreich-Geschäftsführer Thomas Beranek u.a., dass die Akten- und Datenvernichtung nur ein Teil des Geschäftsmodells sind, wie man den Kunden absolute Sicherheit garantieren will, wieso das Unternehmen zu den Vorreitern der Digitalisierung zählt und weshalb hierzulande in Sachen Datenschutz noch Luft nach oben besteht.

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Beranek, Sie sind Geschäftsführer von Reisswolf Österreich. Man kennt Reisswolf aus der Aktenvernichtung. Dies ist jedoch nur ein Teil Ihres Geschäftsmodells. Welches Leistungsspektrum bieten Sie Ihren Kunden an?

Thomas Beranek: Das stimmt, wesentlicher Teil des Geschäftes sind nach wie vor die Akten- und Datenvernichtung. In diesem Bereich sind wir auch Marktführer in Österreich. Wachstumsmarkt und zugleich Kernexpertise des Unternehmens ist jedoch der digitale Bereich wie das Digitalisieren aller Arten von Unterlagen bis hin zur Implementierung von digitalen Arbeitsabläufen und Geschäftsprozessen in Unternehmen. Selbstverständlich steht auch hier der Kern unserer Marke an erster Stelle – der kompromisslose Datenschutz. Unsere Kunden können sich stets darauf verlassen, dass ihre Daten bei uns sicher sind, egal ob analog oder digital.

LEADERSNET: Seit wann gibt es Reisswolf in Österreich und wie viele Mitarbeiter:innen führen Sie?

Beranek: Reisswolf eröffnete im Jahr 1997 die erste Niederlassung in Österreich. Nach 27 Jahren Geschäftstätigkeit in Österreich haben wir vier Standorte – Leobendorf, Hörsching, St. Andrä sowie Innsbruck – und aktuell mehr als 170 Mitarbeiter:innen. Somit sind wir auch eine relevante Größe am Wirtschaftsstandort Österreich.

LEADERSNET: Wie hat sich das Unternehmen von analogen Dienstleistungen zu digitalen Dienstleistungen entwickelt und welche Produkte bieten Sie an?

Beranek: Die Digitalisierung hat bereits früh in vielen Unternehmen Einzug gehalten. Dadurch stieg der Bedarf an digitalen Lösungen und Dienstleistungen – vom Einzelunternehmen bis hin zu großen Bankinstituten. Wir haben bei Reisswolf sehr früh erkannt, dass sich unsere Kunden einen Partner wünschen, der rund um analoge und digitale Daten alles aus einer Hand anbietet. Ohne Kompromisse beim Datenschutz. Als logische Konsequenz daraus haben wir das digitale Portfolio stets erweitert und an die Bedürfnisse unserer Kunden angepasst. Mittlerweile bieten wir unseren Kunden die Digitalisierung von Unterlagen jeglicher Art an, von Aktenordnern, Plänen bis hin zu historischen Büchern. Ein großer Schritt war für uns, dass wir seit rund zwei Jahren unsere Kunden bei der Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse unterstützen können. Hier sprechen wir von der Einführung des digitalen Rechnungseingangs, der digitalen Personalakte sowie des digitalen Posteingangs, wo wir als Reisswolf täglich die Poststücke der Kunden scannen und digital bereitstellen.

LEADERSNET: Welche Expansion-Pläne gibt es in naher Zukunft?

Beranek: Um die wachsende Nachfrage bedienen zu können, haben wir unter anderem am Standort Leobendorf bereits 2023 die Kapazitäten in der Digitalisierung durch einen Neubau massiv erhöht. In der physischen Archivierung haben wir diese durch einen Zubau verdoppelt. Darüber hinaus sind wir sehr stolz darauf, verkünden zu können, dass wir im Mai 2024 mit dem Neubau unseres neuen, hochmodernen Standortes in Völkermarkt (Kärnten) beginnen. Die Fertigstellung und anschließend der Umzug von St. Andrä nach Völkermarkt ist für Ende 2024 geplant.

LEADERSNET: Datenschutz und die damit verbundenen Datenvernichtungen gehören zu Ihrem Alltag. Wie gehen Österreichs Unternehmer mit Datenschutz um und was kann man verbessern?

Beranek: Datenschutz betrifft uns alle – beruflich und privat. Viele Unternehmen haben die DSGVO sehr ernst genommen und die Umsetzung vorangetrieben. Dies hat sich bei uns unter anderem im steigenden Volumen der Aktenvernichtung und Datenvernichtung bemerkbar gemacht. Darüber hinaus stellen wir fest, dass das Thema Datenschutz auch im Privatkundensektor an Relevanz gewonnen hat. Dennoch beobachten wir, dass nach wie vor Papierunterlagen mit Kundendaten und firmeninternen, sensiblen Informationen einfach mit dem Altpapier entsorgt werden. Das ist fahrlässig in Bezug auf die DSGVO, aber auch auf das UWG (Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb), welches Geschäftsgeheimnisse schützt, zu denen beispielsweise Verfahrensabläufe, Kunden- und Lieferantenlisten, Einkaufskonditionen oder technische Spezifikationen gehören. Hier besteht am österreichischen Markt definitiv noch Luft nach oben.

www.reisswolf.at

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