Leistbare NEKP-Lösung für Österreich
ÖAMTC sieht Bio-Anteil im Sprit als Schlüssel zur Erreichung der Klimaziele

| Tobias Seifried 
| 22.01.2024

Durch eine aktuelle Studie des Mobilitätsclubs, laut der bereits eine geringe Beimengung ausreichend wäre, sieht auch die Plattform Erneuerbare Kraftstoffe (PEK) ihre Kernanliegen bestätigt.

Am 30. Juni 2024 endet die Frist für die Vorlage des endgültigen Nationalen Energie- und Klimaplans (NEKP) an die EU-Kommission. Bis dahin muss die Regierung Maßnahmen definieren, wie Österreich bis 2030 seine Treibhausgas-Emissionen um fast die Hälfte reduzieren will. Eine wesentliche Rolle spielt dabei der Verkehrssektor. Der größte Mobilitätsclub des Landes hat dazu nun eine neue Studie vorgelegt, die mobilitätserhaltende und leistbare NEKP-Lösungen für Österreich aufzeigen soll.

Parallel zu mehr E-Autos

Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung: "Der NEKP stellt im Verkehrssektor die Weichen für mindestens ein Jahrzehnt – die darin festgeschriebenen Maßnahmen sind auch für die kommenden Regierungen bindend. Im Frühjahr 2024 wird also entschieden, ob Mobilität auch in Zukunft ein leistbares, für alle verfügbares Gut bleibt."

Eine in der verfügbaren Zeit umsetzbare, realistische Lösung für diese Herausforderung soll eine vom ÖAMTC in Auftrag gegebene Studie vor Augen führen, die vom Bioenergieforschungszentrum BEST und vom Wirtschaftsforschungsinstitut Economica erstellt wurde: Neben einer weiteren Stärkung der E-Mobilität sei demnach eine Erhöhung des biogenen Anteils im Kraftstoff der Schlüssel zur Erreichung der Klimaziele bei gleichzeitigem Erhalt leistbarer Mobilität.

"Wenn sich die Elektro-Quote weiterhin positiv entwickelt, müssen wir 2030 nur geringfügig mehr an Bio-Kraftstoffen einsetzen, um das Klimaziel zu schaffen – und wir stellen damit auch sicher, dass alle Österreicher:innen weiter mobil bleiben und sich das auch leisten können", ist Wiesinger überzeugt und fügt hinzu: "Wir fordern daher: Erstens muss eine Erhöhung der Biosprit-Beimengung im NEKP verankert werden. Zweitens braucht es einen rechtlich bindenden Zielpfad in Hinblick auf die schrittweise Erhöhung des Bio-Anteils und Art der beizumengenden Kraftstoffe. Und drittens muss der Bio-Anteil von Mineralölsteuer und CO2-Abgabe befreit werden."

Klimaziele erreichen und Mobilität erhalten

"Autos sind langlebige Güter: Auch wenn 2030 die meisten neuzugelassenen Fahrzeuge elektrisch sind, wird der Anteil an Verbrennern weiterhin überwiegen. Und genau für diesen Bestand braucht es eine ökonomisch tragfähige und ökologisch nachhaltige Lösung", erklärt Christian Helmenstein, Geschäftsführer von Economica. In der Studie geht das Wirtschaftsforschungsinstitut davon aus, dass bis 2030 rund 1,1 Millionen Elektro-Autos in Österreich zugelassen sind. Zusätzlich wurde angenommen, dass der Tanktourismus, der laut Umweltbundesamt bereits stark rückläufig ist, bis 2030 komplett wegfällt.

Dina Bacovsky, Unit Head Biofuels bei BEST, erläutert: "Wird dann die Beimischung der biogenen Anteile im Sprit von aktuell zehn Prozent bei Benzin bzw. sieben Prozent bei Diesel auf einheitlich 13,5 Prozent erhöht, ist bis 2030 ein Rückgang der Treibhausgas-Emissionen im Straßenverkehr auf 12,4 Millionen Tonnen zu erwarten. Diese Reduktion entspricht einem Minus von 49,6 Prozent – das österreichische Klimaziel für den Verkehrssektor wäre damit sogar übertroffen."

Bio-Anteil im Sprit

PEK sieht sich bestätigt

Die Ergebnisse der Studie stoßen auch bei der Plattform Erneuerbare Kraftstoffe (PEK) auf großen Anklang. Sie zeichne einen klaren Weg für die Zielerreichung im Verkehrssektor vor und unterstreiche einmal mehr die Forderungen der PEK. "Nicht zuletzt aufgrund der nur mehr sehr kurzen verbleibenden Zeitspanne bis 2030 bedarf es schnell umsetzbarer und vor allem breitenwirksamer Maßnahmen. Eine solche ist die ambitionierte Steigerung der biogenen Kraftstoffbeimischung in allen Bereichen", so Obmann Johannes Schmuckenschlager.

Getreu dem Motto "Ergänzen, nicht ersetzen!" müsse schnellst möglich so viel Biokraftstoff wie möglich zum Einsatz kommen. Darüber waren sich nicht nur alle Mitglieder der Plattform, sondern auch Schlüsselakteur:innen der Branche beim diesjährigen zweiten Neujahrsempfang (LEADERSNET berichtete) einig: Treibstoff einer klimaneutralen Mobilität der Zukunft seien demnach erneuerbare Kraftstoffe samt Technologieoffenheit, Forschung und Innovationsgeist. Die dafür notwendigen Prozesse seien unverzüglich auf Schiene zu bringen und die Weichen in Richtung Zukunft zu stellen, lautet die klare Forderung.

Nur geringe Mengen zusätzlicher Bio-Kraftstoffe benötigt

Eine Frage, die im Zusammenhang mit der Erhöhung der Beimischung immer wieder aufkommt, richtet sich nach den dafür notwendigen Rohstoffen. Hierzu erklärt Bacovsky: "Der sukzessive Wegfall des Tanktourismus und die steigende Anzahl an E-Autos führt zu einem Rückgang des Kraftstoffbedarfs in Österreich. In Kombination mit der bereits jetzt vorhandenen Beimischung bedeutet das, dass die Gesamtmenge an Bio-Kraftstoffen lediglich um sieben Prozent steigen muss, um die skizzierte Erhöhung auf jeweils 13,5 Prozent zu erreichen."

In Hinblick auf die erforderlichen Rohstoffe verweist Bacovsky auf bestehende Regulierungen: Die Verwendung von Palmöl sei für eine Zertifizierung als Bio-Kraftstoff ausgeschlossen. Vorrangig müssten Biokraftstoffe aus Reststoffen wie Altspeiseöl, Holzreststoffen oder Braunlauge produziert werden. Diese stünden nicht in Konkurrenz mit der Produktion von Lebens- oder Futtermitteln. "Für die zusätzliche Beimengung kommt im Falle von Diesel beispielsweise hydriertes Pflanzenöl oder synthetischer Diesel in Frage. Der Vorteil: Ein Nebenprodukt der Produktion ist Bio-Naphtha, das sich wiederum als Beimischung zu E10-Benzin eignet", so die Expertin.

Klar sei auch, dass dieser Weg nicht völlig ohne Auswirkung auf die Preise an den Zapfsäulen bleiben könne. Helmenstein: "Unsere Studie zeigt, dass im Zuge einer höheren Bio-Beimengung Diesel bis 2030 um neun Cent, Benzin um vier Cent pro Liter teurer werden. Das allerdings nicht auf einen Schlag, sondern im Zuge allmählicher Preissteigerungen ab 2026 für Diesel und ab 2028 für Benzin. Zum Vergleich: Allein 2023 mussten wir einen Preisaufschlag von rund vier Cent pro Liter durch die zusätzliche CO2-Bepreisung hinnehmen. Dagegen sind die prognostizierten Anstiege durch die erhöhte Beimengung überaus moderat."

Bernhard Wiesinger abschließend: "Als Mobilitätsclub mit 2,5 Millionen Mitgliedern ist es uns ein Anliegen, die Klimaziele einzuhalten. Es muss aber auch sichergestellt sein, dass die Menschen weiterhin mobil sein können und dass Mobilität leistbar bleibt."

www.oeamtc.at

www.pek.energy

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