"Lebensmittelhandel ist kein Mitverursacher der Teuerungskrise"

| Redaktion 
| 05.11.2023

Der Endbericht der Bundeswettbewerbsbehörde widerlege die Vorwürfe von Teilen der Bundesregierung und Opposition, heißt es vonseiten des Handelsverbandes. 

Am Freitag wurde von der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) der Endbericht zur Branchenuntersuchung der gesamten österreichischen Lebensmittelwertschöpfungskette vorgestellt. Die Analysen der BWB würden bestätigen, dass der intensive Wettbewerb im heimischen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) trotz hoher Marktkonzentration gut funktioniert und der Lebensmittelhandel nicht Verursacher, sondern selbst Betroffener der Teuerungskrise war bzw. weiterhin ist.

Auskunft an BWB

Die österreichischen Lebensmitteleinzelhändler:innen hatten seit Ende letzten Jahres im Rahmen von Auskunftsverlangen eine Vielzahl an Geschäftsdaten an die BWB geliefert. Neben 700 Handelsunternehmen wurden auch 1.500 Lieferant:innen des Handels eingehend befragt. Dadurch konnte sich die Behörde einen umfassenden Überblick über die gesamte Lebensmittelwertschöpfungskette machen.

Der BWB-Endbericht soll die Anschuldigungen seitens Teilen der Bundesregierung und der Oppositionsparteien widerlegen, die den österreichischen Lebensmittelhandel für die Inflation bei Lebensmitteln verantwortlich gemacht habe, heißt es von Seiten des Handelsverbandes (HV). "Der Bericht der Bundeswettbewerbsbehörde beweist nun das Gegenteil, daher erwarten wir uns von der Politik eine sofortige Entschuldigung. Gerade der Lebensmittelhandel ist der Einzige in der Wertschöpfungskette, der seine Gewinnmargen während der Teuerungskrise nicht erhöht hat. Unsere Filialdichte wiederum liegt bei den Menschen im Land hoch im Kurs, denn nur dadurch wird die Nahversorgung in jeder Region sichergestellt", sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will im Namen der österreichischen Händlerschaft.

Die BWB-Untersuchung konnte zum Beispiel nicht feststellen, dass die gegebene Marktkonzentration im LEH sich kausal auf Preisanstiege auswirkte. "Wir hoffen, dass dieser Bericht der BWB als weisungsfreie und unabhängige Behörde endlich zu einer Versachlichung der Diskussion um Lebensmittelpreise in Österreich beitragen wird", so Will.

Gewinnmargen stiegen bei internationalen Hersteller:innen

Die Handelsspannen und somit die Erträge für die Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels stiegen vom zweiten Halbjahr 2022 bis zum zweiten Halbjahr 2023 nicht systematisch an. International tätige Hersteller:innen konnten ihre Gewinnmargen hingegen in einzelnen Produktgruppen im Beobachtungszeitraum deutlich steigern – heißt es im Endbericht. Auf diesen Umstand habe der Handelsverband immer wieder hingewiesen.

Bürokratische/teure Eingriffe in den Markt

Der BWB-Endbericht zeige außerdem, dass der Wettbewerb im Lebensmittelhandel gut funktionieren soll. Aus Sicht des Handelsverbandes gibt es keine sachliche Notwendigkeit für teure, regulative Eingriffe oder neue Preistransparenzdatenbanken, welche die Endkunden-Preise nicht senken aber den bürokratischen Aufwand deutlich erhöhen würden. Bei den im BWB-Bericht ebenfalls genannten fragwürdigen "Shrinkflation und Skimpflation"-Aktionen sieht der Handel die Lebensmittelindustrie gefordert, auf derartige Praktiken zu verzichten.

Heimischer Lebensmittelhandel kämpft Umsatzrückgang

Der Handelsverband begrüßt, dass die BWB auch die Rolle der internationalen Markenhersteller:innen kritisch beleuchtet hat. Diese haben sowohl 2022 als auch im ersten Halbjahr 2023 Gewinne erzielt, während die Ergebnisse und Umsätze im österreichischen Lebensmittelhandel eingebrochen sind. Real (inflationsbereinigt) sind die Umsätze im heimischen Lebensmittelhandel 2022 um -3,2 Prozent zurückgegangen, während die Kosten für Energie, Personal, Logistik, Mieten und Fremdkapital massiv angestiegen sind. Im Gesamtjahr 2023 werden die Haushaltsausgaben der Österreicher:innen für Nahrungsmittel voraussichtlich erneut um weitere -2,6 Prozent schrumpfen.

BWB rügt internationale Lebensmittelindustrie

Der BWB hat aber auch aufgedeckt,  dass internationale Hersteller:innen dem LEH in Österreich systematisch höhere Preise verrechnen als etwa dem LEH in Deutschland.. Dies soll auch die Preisunterschiede bei Markenartikeln zwischen Österreich und Deutschland erklären. "Die Politik ist nun gefordert, in der Diskussion um Lebensmittelpreise künftig unsachliche Anschuldigungen gegen heimische Händler:innen zu unterlassen, endlich die Rolle der globalen Hersteller gründlicher zu beleuchten und Territoriale Lieferbeschränkungen in der EU zu verbieten. Das würde die europäischen Konsumentinnen und Konsumenten um 14 Milliarden Euro entlasten", sagt Rainer Will abschließend.

www.handelsverband.at

www.bwb.gv.at

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