"Es ist entscheidend, dass wir uns auf neue Situationen so schnell wie möglich einstellen"

| Tobias Seifried 
| 08.10.2023

Die Country Risk Conference befasste sich anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens mit der "Welt im Wandel" inklusive Ausblick ins Jahr 2043. 180 Finanz- und Bankenprofis folgten der Einladung in den Kursalon Hübner. LEADERSNET.tv fragte bei Expert:innen u.a. über die Herausforderungen von morgen nach.

Die Welt im Wandel von 2003 über die Gegenwart bis 2043 war das Thema der Country Risk Conference (CRC), die heuer ihr 20-jähriges Bestehen feierte. Dabei folgten vor wenigen Tagen 180 Gäste aus der Finanz- und Bankenbranche der Einladung von Coface in den Kursalon Hübner. Dagmar Koch, Country Managerin der Coface in Österreich fasste ihren Rück- und Ausblick auf den Punkt gebracht zusammen: "Es ist entscheidend, dass wir uns auf neue Situationen so schnell wie möglich einstellen."

Zu LEADERSNET.tv sagt Koch, dass die CRC nach wie vor aus drei Säulen besteht: "Die erste Säule ist, etwas Wissenswertes über Länder, Branchen, Risken und die Entwicklungen der Zukunft zu vermitteln. Die zweite Säule besteht darin, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen. Deshalb haben wir hier Wissenschafter:innen, Journalist:innen aber auch Andersdenkende eingeladen, um unsere Perspektiven zu erweitern. Bei der dritten Säule, die nicht minder wichtig ist, handelt es sich um das anschließende Netzwerken, bei dem man das Erlebte gemeinsam reflektieren, diskutieren und im besten Fall auch weiterentwickeln kann."

Zwei Keynotes und Paneldiskussion

Die Keynotes der Konferenz gestalteten der Extremwanderer, Digital-Unternehmer und Buchautor Florian Astor und die KI-Expertin Claudia Bünte. Das Panel zum Thema "Wandel der Herausforderungen" wurde mit namhaften Expert:innen besetzt: Winzerin Marion Ebner-Ebenauer, Sicherheitsexperte Walter Feichtinger und AVL-CFO Yorck Schmidt saßen gemeinsam mit Dagmar Koch und der Moderatorin Eva Komarek auf dem Podium.

Florian Astor wollte mit seiner Rede "Hike to Happiness" Inspiration und neue Sichtweisen einbringen. "Jede Weiterentwicklung bedingt eine Veränderung", ist der Extrem-Hiker überzeugt. Er hatte selbst seine erfolgreiche Konzernkarriere aufgegeben, und aus einer Pause nach dem Job wurden zwei Jahre Wandern und Abenteuer. "Irgendwann wird man verändert oder man verändert sich selbst", sagt Astor, der allen empfiehlt, ihre Komfortzone zu verlassen. "Es können auch die kleinen Schritte sein, es müssen nicht immer die großen sein", betont er und unterstreicht: "Wenn man auf seine Ziele zu stark fokussiert ist und ihnen nur hinterherläuft, verpasst man sehr viel."

Claudia Bünte nahm sich dem Trendthema Künstliche Intelligenz (KI) an. Für sie sei klar, dass die Entwicklung der Digital Skills zu den Kernherausforderungen des Managements gehören: "Die Hauptaufgabe ist, die Mannschaft dahin mitzunehmen und die Fähigkeit zu bekommen, KI vernünftig anzunehmen." Eine Bedrohung durch KI sehe sie nicht. "Menschen können mehr gleichzeitig. Dass KI so viel kann wie wir, wird kommen, aber das wird noch dauern" sagte Bünte. Die Expertin rät dazu, die Perspektive zu wechseln und bringt das Beispiel, dass ein Kutscher mit der Einführung des Autos arbeitslos sei. Wenn seine Aufgabe ist, Menschen von A nach B zu bringen, wird er mit dem Auto zum Taxifahrer. Dann koste ihm das Auto nicht den Job, sondern er habe ein "tolles Werkzeug“.

Mit "gemischten Gefühlen" in die Zukunft

Die Coface-Ökonom:innen Christiane von Berg und Grzegorz Sielewicz gaben einen volkswirtschaftlichen Ausblick auf die aktuellen Branchen- und Länderrisiko-Einschätzungen der Coface. Sie sehen laut eigenen Angaben "mit gemischten Gefühlen“ in die Zukunft. Die "Country Risk Assessment Map" zeige, dass Nordamerika, Japan, Australien und Skandinavien die Spitzenreiter sind. Die Mehrheit der Länder – wie auch Österreich – würden weit schwächere Wertungen zeigen. Sielewicz unterstreicht, dass "sich die Schwellenländer dem Wirtschaftsrückgang anschließen." Von Berg betont, dass "es dem privaten Konsum nicht gut gehe". Daher werde eine milde Erholung "Schritt für Schritt“ erst im Jahr 2024 erwartet. "Die Preise drücken das Wachstum. Das ist das Problem, dem wir aktuell gegenüberstehen", so die Ökonomin.

Paneldiskussion "2003 – 2023 – 2043"

"Der Wandel der Herausforderungen" von 2003 über 2023 nach 2043 war das Thema der Paneldiskussion. Walter Feichtinger war "die Welt 2003 noch in Ordnung. Die USA waren bereit, die Rolle des Weltpolizisten einzunehmen." Im Lauf der letzten beiden Jahrzehnte habe sich aus dem unipolaren System eine multipolare Welt entwickelt. "Eine der größten Herausforderungen: Kann Europa ein Akteur sein oder wird es zur Spielwiese?", betont der Sicherheitsexperte. Yorck Schmidt zeigte sich überzeugt: "Wir können mit Innovation und Investition Probleme lösen", und erläutert, dass sein Unternehmen bereits früh intensiv in Forschung und Entwicklung investiert habe. Seine Zukunftsempfehlung: "Neugier haben." Winzerin Marion Ebner-Ebenauer erzählte, wie vor allem die jüngsten Krisen ihre Neuausrichtung forciert haben. Sie setze nun auf heimische Arbeitskräfte und macht vieles wie der Großvater. "In 14 Generationen gibt es viele Aufs und Abs", so die Winzerin. Dagmar Koch betonte, dass sich in den letzten 20 Jahren die "politischen und klimatischen Risiken erst entwickelt haben". Diese seien in den Coface-Analysen sukzessive dazugekommen. Sie unterstreicht auch für die Zukunft die entscheidende Rolle von menschlicher Flexibilität und Expertise, die keine KI übernehmen könne. "Wenn Unvorhergesehenes passiert, stoßen wir an die Grenzen der KI. Dafür braucht es Expert:innen", so die Coface Österreich Country Managerin abschließend.

Gegenüber LEADERSNET.tv gaben Dagmar Koch, Florian Astor, Claudia Bünte, Marion Ebner-Ebenauer, Grzegorz Sielewicz, Christiane von Berg, Yorck Schmidt und Walter Feichtinger im Rahmen der CRC noch weitere Erkenntnisse über kommende Herausforderungen preis.

Eindrücke von der Veranstaltung sehen Sie in unserer Galerie.

www.coface.at

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