KSR Group ist insolvent: 214 Mitar­beiter betroffen

| Tobias Seifried 
| 06.09.2023

Der österreichische Importeur und Zweiradproduzent ist in finanzielle Schieflage geraten - die Passiva belaufen sich auf mehr als 123 Millionen Euro.

Die KSR Group GmbH mit Sitz in Gedersdorf hat ihre Zahlungen eingestellt und beim Landesgericht Krems den Antrag auf Eröffnung des Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung gestellt. Das teilte der KSV1870 am Mittwoch via Aussendung mit. Das traditionsreiche Großhandelsunternehmen möchte seine Geschäftsbereiche Smart Products und Mobility, mit den Marken CFMOTO, Royal Enfield, NIU, Brixton, Malaguti, Motron, A-TO und DocGreen, dennoch wie gewohnt weiter betreiben.

Laut dem Kreditschutzverband sind von der Insolvenz 220 Dienstnehmer:innen (davon 173 in Österreich, 13 in Deutschland, 15 in Italien, 2 in Frankreich, 12 in Spanien, 4 in Belgien und ein Dienstnehmer in den Niederlanden) und 252 Gläubiger:innen betroffen. 

Verbindlichkeiten

Der Status zu Liquidationswerten weist den Angaben zufolge für den Liquidationsfall unbesicherte Verbindlichkeiten in Höhe von rund 123,3 Millionen Euro aus. Von diesen entfallen rund 50,6 Millionen auf Banken und 16,8 Millionen Euro auf Lieferant:innen, so der KSV1870. Nach dem Status im Rahmen des Sanierungsverfahrens sei von zu berücksichtigenden Verbindlichkeiten in Höhe von rund 77,3 Millionen Euro auszugehen, weil die darüber hinausgehenden Verbindlichkeiten (rund 46 Millionen Euro) aus der Beendigung von Dienst- und Mietverhältnissen sowie aus Schadenersatz gegenüber Vertragspartner:innen im Sanierungsverfahren nicht schlagend werden, sondern nur anfallen würden, wenn es zu einer liquidationsmäßigen bzw. konkursmäßigen Verwertung der der Aktiva und einer Zerschlagung des Unternehmens käme.

Gründe für die Insolvenz

Die wirtschaftliche Situation in den Märkten des familiengeführten Unternehmens habe sich innerhalb des letzten Jahres durch gestiegene Energiepreise, hohe Inflation und Kaufkraftverlust seitens der Kund:innen drastisch verändert, teilte die KSR Group in einer Aussendung mit. Sie profitierte in den Jahren 2020 bis 2022 von einer verstärkten Nachfrage nach Motorrädern, Quads und E-Bikes ("Covid-19-Boom"). In weiterer Folge habe die Nachfrage nach Freizeitgeräten nachgelassen, was zur Folge hatte, dass es bei dem Unternehmen ab Mai/Juni 2022 unerwartet zu einem erheblichen Aufbau an Lagerbeständen gekommen sei.

"Wir waren in den vergangenen Monaten intensiv darum bemüht, diesen Rahmenbedingungen gerecht zu werden", so Michael und Christian Kirschenhofer, Eigentümer der KSR Group via Aussendung. "Im Sinne einer erfolgreichen und verantwortungsvollen Fortführung unserer Geschäfte sowie zur Erhaltung der Arbeitsplätze sehen wir nun dennoch die Notwendigkeit, zur Beschleunigung der laufenden Restrukturierung ein gerichtliches Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung zu beantragen."

Die entscheidenden Ursachen für die Einleitung des Sanierungsverfahrens seien hohe Materialkosten infolge der Pandemie und dann des Ukraine Kriegs, Wechselkursschwankungen und die rückgängigen Umsätze aufgrund einer stärker als erwarteten Kaufzurückhaltung der Konsumenten in den letzten Monaten sowie volle Händlerläger.

"Nach einer intensiven Evaluierungsphase sehen wir diese Entscheidung als unumgänglich, um unser Unternehmen durch eine herausfordernde Zeit zu bringen und unsere Geschäfte im Sinne aller Beteiligten erfolgreich weiterführen zu können" so Michael Kirschenhofer.

Sanierungsplan und Ausblick

Den Gläubiger.innen wird im Rahmen eines Sanierungsplans die gesetzliche Mindestquote von 20 Prozent, zahlbar innerhalb von zwei Jahren, angeboten. Ob diese Quote angemessen und erfüllbar ist, will der KSV1870 nun eingehend prüfen. Die Finanzierungsgrundlage für den Sanierungsplan soll aus dem Fortbetrieb des Unternehmens erwirtschaftet werden, allenfalls auch mit zusätzlicher Unterstützung durch eine:n Investor:in. Detaillierte Angaben dazu liegen laut dem Kreditschutzverband noch nicht vor.

www.ksv.at

www.ksr-group.com

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