Skodas neues Elektro-Flaggschiff im Praxistest

| Tobias Seifried 
| 25.04.2023

LEADERSNET ist mit dem Enyaq Coupé RS von Wien nach Salzburg, durchs Umland, weiter nach Oberösterreich und zurück in die Bundeshauptstadt gefahren.

Mit dem Enyaq (Coupé) RS hat Skoda sein erstes reines E-Auto mit dem Sportlabel auf den Markt gebracht. LEADERSNET konnte die sportlichere Coupé-Variante testen. Dabei handelt es sich um den technischen Zwillingsbruder von VW ID.5 GTX und Audi Q4 50 e-tron Sportback - der neue Cupra Tavascan ist etwas stärker (LEADERSNET berichtete). Als Antrieb kommen also auch hier zwei E-Motoren mit einer Systemleistung von 299 PS zum Einsatz. Da an jeder Achse eine E-Maschine sitzt, gibt es auch einen (elektrischen) Allradantrieb. Als Energiequelle diente eine 82 kWh Batterie, die an Schnellladestationen mit bis zu 135 kW geladen werden kann und laut Skoda eine Reichweite von bis zu 505 Kilometer ermöglichen soll.

Praxistest

Im Test haben wir diesen Wert nicht ganz erreicht. Eine Fahrt von Wien nach Salzburg ohne nachladen, wobei der Tempomat auf der Autobahn auf 130 km/h eingestellt war, hat es aber gereicht. Bevor es zurück nach Wien ging, haben wir das Enyaq Coupé RS auch Überland und im Stadtgebiet bewegt. Insgesamt kamen wir auf einen Verbrauch von 20,2 kW auf 100 km gekommen, was angesichts von Größe (2,65 m lang), Gewicht (rund 2,35 Tonnen) und Leistung ein wirklich guter Wert ist. Wenn man die volle Performance ständig abruft und auf der Autobahn schneller fährt, oder es starke Minusgrade hat, ist der Akku natürlich deutlich rascher leer. Wir haben das Fahrzeug im Test jedoch so bewegt, wie ein "normales" Auto. Und da liegt die realistische Reichweite bei 380 bis 400 Kilometer. Was beim effizienten Fahren hilft ist die sehr gut abgestimmte Rekuperation, deren Stärke man über die Lenkradpaddles beeinflussen kann. Das ist aber nicht notwendig, denn die automatische Einstellung, die Navi-, GPS- und Sensordaten nutzt, funktioniert derart souverän, das es ab und an fast gespenstisch wirkt. So wird die Geschwindigkeit vor Ortseinfahrten, Kreisverkehren oder vorausfahrenden Autos stets nahezu perfekt und äußerst harmonisch reduziert. Die dabei zurückgewonne Energie (Rekuperation) fließt wieder in den Akku zurück.

Ordentlicher Antritt, aber kein Racer

Wenn man schon einmal einen RS zur Hand hat, muss es natürlich auch mal "krachen" lassen. Dazu aktiviert man den entsprechenden Modus und das Top-Modell der Baureihe strafft seine Muskeln. Die Gasannahme wird etwas giftiger, die Lenkung direkter und die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 6,5 Sekunden kann sich ebenfalls sehen lassen. Der Antritt ist zwar nicht ganz so bissig, wie man es von manch anderem potenten E-Auto kennt, an Kraft mangelt es aber nie. Dank des hohen Drehmoments sind auch Überholmanöver im Nu abgehakt. Beim Kurvenräubern sorgt der tiefe Schwerpunkt dafür, dass das Enyaq Coupé RS lange neutral bleibt und erst spät über die Vorderräder zu schieben beginnt. Lediglich das Fahrwerk könnte etwas straffer abgestimmt sein. Selbt im RS-Modus bleibt es ziemlich sanft und komfortabel. Das passt zwar gut zum Charakter des Autos, verwässert den RS Anspruch jedoch etwas. Die Höchstgeschwindigkeit wird zugunsten der Reichweite bei 180 km/h abgeregelt. Auf heimischen Straßen spielt das zwar keine Rolle, der ein oder andere RS-Käufer könnte sich aber doch zumindest eine "2" an der vorderen Stelle wünschen.

Platzangebot und Bedienung

Im Inntenraum gibt es trotz abfallender Dachlinie und Panoramdach selbst im Fond großzügige Platzverhältnisse - auch über dem Scheitel. Die Knie kann man ob der immensen Beinfreiheit ohnehin übereinander schlagen, wenn man nicht allzu groß gewachsen ist. Auch das Kofferraumvolumen von 570 bis 1.610 Liter ist nur minimal kleiner, als jenes der normalen SUV-Variante. Lediglich beim Transport sperriger Gegenstände wie etwa Kühlschränke oder Waschmaschinen muss man Abstriche machen. Ein Mountainbike lässt sich hingegen locker verstauen (siehe Foto in der Slide oben). Vorne geht es ebenfalls luftig zu. Auf den Sportsitzen mit integrierten Kopfstützen spult man auch lange Strecken ohne ein Zwicken im Rücken ab. Die Bedienung erfolgt weitestgehend über den 13 Zoll großen Touchscreen. Dank einigen "echten" Schnellzugrifftasten gelingt sie nach kurzer Eingewöhnungsphase auch ziemlich intuitiv. Auch weil viele Funktionen per Sprache (Hey Laura") oder den echten Lenkradtasten bzw. Drehwalzen gesteuert werden können. Dadurch wird auch der unbeleuchtete und nicht sehr präzise Slider vor dem Touchscreen so gut wie nie benötigt. Für die Klimasteuerung hätten wir uns aber dennoch ein separates Bedienteil gewünscht. Das sehr kleine Kombiinstrument (5,3 Zoll), das eher schlecht ablesbar ist, fiel beim Testwagen hingegen nicht ins Gewicht. Dieser verfügte nämlich über ein sehr großes und klares Head-up-Display, das alle wichtigen Infos direkt in die Frontscheibe projiziert. Navi-Pfeile werden sogar via Augmented-Reality direkt auf die Straße gespiegelt.

Fazit

Verdient das Enyaq Coupé RS nun seine sportliche Zusatzleistung nun? Optisch auf jeden Fall. Die schwarzen Elemente, die großen Felgen, der dezente Heckspoiler, die RS-Logos und die eigens gestalteten Schürzen lassen den Stromer sehr bullig und sportlich aussehen. Lediglich der beleuchtete Kristall-Grill trägt für den einen oder anderen etwas (zu) dick auf. Dafür wurden wir im Test häufig für die schöne Farbe gelobt. Für das "Phoenix-Orange Metallic" gab es sogar einige Daumen hoch. Auch die Fahrleistungen passen, auch wenn der exorbitante Schub manch anderer Elektroautos ausbleibt. Lediglich das Fahrwerk will nicht ganz zum RS-Kürzel passen. Es ist zwar auf der straffen Seite, insgesamt aber dennoch sehr komfortabel abgestimmt und passt somit wunderbar zu dem Fahrzeug. Nur im Vergleich zu den deutlich kompromissloseren Verbrenner-RS-Modellen wirkt die Abstimmung zu komfortabel. Dem Groß der potenziellen Käufer:innen dürfte das aber ziemlich egal sein. Denn wann nutzt man ein über 2,3 Tonnen schweres Auto wirklich, um über die Rennstrecke zu heizen. Noch dazu wenn man bedenkt, dass dann auch die Reichweite schmilzt wie ein Bechereis bei 40 Grad im Sommer. Somit hat Skoda eigentlich alles richtig gemacht.

Das lässt sich der tschechische Hersteller aber auch ordentlich bezahlen. Der Einstiegspreis des Enyaq Coupé RS liegt bei 66.430 Euro. Bis auf eine empfehlenswerte Wärmepumpe ist die Serienausstattung ziemlich komplett. Dennoch gibt es Spielraum nach oben. Für den voll ausgestatteten Testwagen stehen nämlich stolze 77.112,60 Euro auf dem Preisschild.

www.skoda.at

Skoda Enyaq Coupé RS Daten

  • Spitzenleistung: 220 kW/299 PS
  • Nenndauerleistung: 77 kW/105 PS
  • Max. Drehmoment 460 Nm
  • Eingangautomatik und Allradantrieb
  • Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 6,5 s
  • WLTP-Verbrauch: 17,2 kWh
  • Testverbrauch: 20,2 kWh
  • L/B/H: 4653/1879/1607 mm
  • Radstand: 2768 mm
  • Eigengewicht: 2.352 kg
  • Kofferraum: 570 bis 1610 Liter
  • Akku: 82/77 kWh (brutto/netto)
  • Ladeleistung: bis zu 11kW/135kW

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Skoda Enyaq Coupé RS Daten

  • Spitzenleistung: 220 kW/299 PS
  • Nenndauerleistung: 77 kW/105 PS
  • Max. Drehmoment 460 Nm
  • Eingangautomatik und Allradantrieb
  • Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 6,5 s
  • WLTP-Verbrauch: 17,2 kWh
  • Testverbrauch: 20,2 kWh
  • L/B/H: 4653/1879/1607 mm
  • Radstand: 2768 mm
  • Eigengewicht: 2.352 kg
  • Kofferraum: 570 bis 1610 Liter
  • Akku: 82/77 kWh (brutto/netto)
  • Ladeleistung: bis zu 11kW/135kW

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