"Wir nennen uns nicht umsonst die unkomplizierteste Agentur der Welt"

Geschäftsführer Mario Strasser und Mimi Boyer, Art Direktorin und Prokuristin, im Interview, über das Erfolgsrezept von saintstephens, das hauseigene Produkt für Markenentwicklung, warum Mikromanagement nichts Gutes bedeutet und auf einer anderen Ebene Details aber ungemein wichtig sind.

LEADERSNET: "Einfach machen" lautet Ihre Devise. Wie wörtlich kann man das nehmen, was steckt dahinter?

Boyer: Ganz einfach: Wir sind die, die nicht lang herumreden, sondern anpacken. Unkompliziert, geradeaus, intuitiv und mit viel Leidenschaft. "Einfach machen" ist verschieden zu deuten und passiert auf mehreren Ebenen. Der Grundgedanke liegt darin, komplizierte Dinge zu vereinfachen. Wir verstehen darunter aber auch das Entlasten des Gegenübers, egal ob Kunde oder Kollege, und die Dinge einfach in Angriff zu nehmen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die verständliche Übermittlung von Botschaften an den Empfänger. Die Welt wird immer komplizierter und das letzte, was man heute braucht, ist eine komplizierte Agentur. Wir geben unser Bestes, um einerseits komplizierte Prozesse zu vereinfachen und andererseits klare Kommunikationslösungen für unsere Kunden zu entwickeln.

Strasser: Auch intern ist diese Haltung für uns wichtig. Wir nennen uns nicht umsonst, die "unkomplizierteste Agentur der Welt". Wir überprüfen jeden Tag, ob wir unserem Anspruch gerecht werden und nicht zu kompliziert arbeiten.

LEADERSNET: Auf welche Weise geschieht dies?

Strasser: Wenn wir merken, dass wir uns in Details verlieren oder ins Mikromanagement verfallen, dann halten wir kurz inne und stellen uns eben die Frage, ob die Herangehensweise oder Umsetzung nicht doch zu kompliziert ist. Wir haben uns in den letzten Jahren besonders darauf trainiert, das auszuschalten und immer vor Augen zu führen, was bei unseren Kunden ankommt und was sie brauchen.

Boyer: Wir versuchen uns intern untereinander als Kunden zu sehen und gehen achtsam miteinander um. Das heißt die Kreation der Kundenberatung gegenüber oder der Geschäftsleitung gegenüber usw. Damit nehmen wir automatisch die Rolle als Dienstleister einerseits und als Kunde andererseits ein. Diese Achtsamkeit hilft uns also zu erkennen, ob wir es einfach machen oder kompliziert sind.

LEADERSNET: Führt das nicht zu Spannungen innerhalb der Agentur?

Strasser: Nein, gar nicht und wenn, spornt Spannung an besser zu werden. Wie bereits erwähnt, haben wird das über die Jahre gut trainiert. Es hat natürlich seine Zeit gedauert, eine Gesprächsbasis zu etablieren, auf der das möglich ist.

Boyer: Wir halten diese Form der Kritik natürlich so, dass es nicht verletzend ist und bemühen uns darum, dass es sich um keine persönliche Kritik, sondern um ganz sachliches Feedback handelt. Doch auch das muss man klarerweise üben. Es ist uns aber wichtig, dass alle saints ihre eigene Meinung vertreten können, denn das ermöglicht vieles.

Strasser: Und dies ganz konsequent. In meiner zwei Jahrzehnte langen beruflichen Tätigkeit als Geschäftsführer der Heinemann Travel Value/Duty Free Shops am Flughafen Wien habe ich lernen dürfen, was es bedeutet, die Dinge bis zum Ende zu führen. Da ist es schon so, dass man zulassen und erlauben muss, seinen Standpunkt konsequent zu vertreten und dabei sein persönliches Ego nicht ganz so wichtig zu nehmen. Es geht uns um langfristigen Erfolg statt um kurzfristigen Profit. Und das ist, glaube ich, ganz wichtig. Wir haben es tatsächlich geschafft, Egomanie in der Agentur keinen Raum zu lassen. Wir konzentrieren uns einzig darauf einfach zu machen.

LEADERSNET: Was ist unter dem Begriff #StartUpYourBrand zu verstehen?

Strasser: #StartUpYourBrand – kurz #SUYB – ist unser Produkt für Markenentwicklung. Es legt die DNA eines Unternehmens frei, richtet sich an Neugründer und auch an bestehende Unternehmen; Neugründer, die ihre DNA finden und formulieren möchten und bestehende Unternehmen, die ihre Markenidee schärfen und im Unternehmen verankern wollen. Wir arbeiten hier nach dem Prinzip von Simon Sinek, "WHY?, HOW?, WHAT?", haben aber die Frage nach dem "WHO?" ergänzt. Die beste DNA nützt nichts, wenn die Mitarbeiter im Unternehmen diese Idee nicht kennen und diese auch nicht leben. Hier vermitteln wir und unterstützen in weitere Folge dabei, die DNA im Unternehmen zu leben.

LEADERSNET: Ist es ein schwieriges Unterfangen, die Marken-DNA eines Unternehmens freizulegen?

Strasser: Wir durften die Marken-DNA schon für viele Unternehmen finden. In den letzten fünf Jahren waren es etwa 30 #SUYP-Prozesse, bei denen wir Firmen neu positioniert haben. Bei vielen haben wir in weiterer Folge auch einen Design-Relaunch durchgeführt. Was wir in den #SUYB Projekten gelernt haben und was uns sehr wichtig ist: Wir finden einen Markenkern, eine Markenbotschaft eines Unternehmens, anstatt sie zu erfinden. Weil wir gemeinsam mit unseren Kunden auf die Suche gehen. Dabei sind manche Kunden auch überrascht vom Ergebnis, weil wir bestehende, aber verborgene Qualitäten freilegen. Zugleich haben wir eine hohe Akzeptanz, da wir nichts Erfundenes aufdrängen.

LEADERSNET: Können Sie uns ein Beispiel für eine gelungene Markenführung nennen?

Strasser: Ja, TÜV SÜD Österreich beispielsweise. Wir arbeiten schon seit mehreren Jahren zusammen und dürfen mit den Mitarbeitern auch Markenbotschafter-Trainings machen. Also am "WHO?" arbeiten. Das ist eine sehr spannende Sache, weil das Unternehmen sich durch die Haltung seiner Mitarbeiter bewusst von den Marktteilnehmern abheben will. Das Unternehmen involviert die Belegschaft mit dem Ziel, die Mitarbeiter selbst zu Markenbotschaftern zu machen. Wir finden, das ist, nicht nur in Zeiten wie diesen, von enormer Wichtigkeit.

LEADERSNET: Ist es nicht auch selten, dass sich eine Kreativ-Agentur so zurücknimmt? Die meisten wollen den Kunden doch "ihren Stempel aufdrücken".

Boyer: Wir bei saintstephens haben einen anderen Zugang: Wir schauen, was das Beste für die Kunden ist. Das ist uns sehr wichtig und das stellen wir auch über alles andere.
Natürlich haben viele ihre "eigene Handschrift". Das mag dann zum Beispiel für verrückte Ideen oder zeitgeistigen Look stehen. Oder eben für Individualität, wie bei uns. Bei uns weiß man, dass man eine maßgeschneiderte Lösung bekommt.

Strasser:  Ganz wichtig ist es, zu erkennen, wie sich das Unternehmen selbst definiert. Hier ist gemeint welches Wertegerüst dem Unternehmen zugrunde liegt. Warum? Wenn beispielsweise extrovertierte, kreative Lösungen auf ein traditionelles, ruhiges oder zurückhaltendes Wertegerüst treffen, dann wird man sich mit einer lauten und kreativen Idee schwertun. Es wird möglicherweise nicht authentisch und glaubhaft wirken. Ich bin allerdings auch davon überzeugt, dass es einfühlsame Kreativität sein muss, um die gewünschte Zielgruppe richtig abzuholen und zu halten. Unsere Erfolge haben immer wieder bewiesen, dass wir den richtigen Weg gehen.

LEADERSNET: Wie gehen Sie dann ganz konkret medias in res?

Boyer: Wir investieren besonders zu Beginn viel in unsere Projekte. Ganz oft geht das ganze Kernteam zum Kunden; vom Geschäftsführer, über Projektleiter, der Kreativdirektorin bis hin zur Grafikerin. Da kann man natürlich jetzt sagen, dass das sehr kostenintensiv ist. Aber für den Kunden ist das aus unserer Sicht ein echter Mehrwert, weil alle ungefiltert die Bedürfnisse aufnehmen und interpretieren können. Im Team hat dann, wie schon erwähnt, die Chance seine Sichtweise einzubringen. Das garantiert größtmöglichen Output und Vielfalt.



Julia Emma Weninger, Chefredakteurin LEADERSNET.at, im Gespräch mit Mimi Boyer und Mario Strasser

LEADERSNET: Wie sind Sie eigentlich mit Ihren Prinzipien in der Corona-Zeit umgegangen?

Boyer: Wir haben schnell eine Remote-Situation hergestellt. Das bedeutet, dass wir, seit 16. März 2020, jeden Tag ein virtuelles Morgen-Meeting machen und so die Projekte täglich besprechen. Zugleich gibt es damit einen täglichen Fixpunkt für den Austausch im Team. Das hat dazu beigetragen, dass die Abstimmungen über Videocalls schnell zur Selbstverständlichkeit geworden sind und dadurch ein guter Austausch auch auf zwischenmenschlicher Ebene stattfinden konnte.

Das behalten wir auch heute noch bei, wir arbeiten hybrid und das wird auch so bleiben. Das ist für uns außerordentlich wichtig. An dieser Stelle geht ein lautes Danke an das ganze Team raus!

LEADERSNET: Sind Achtsamkeit, Benehmen und Zuverlässigkeit ihrer Meinung nach die wichtigsten Eckpfeiler von Dienstleistung?

Strasser: Wir definieren Dienstleistung als Dienst am Kunden. Wir hören genau hin, fragen nach, was verlangt ist. Erst wenn alle Fragen beantwortet sind, beginnen wir zu arbeiten. Denn Klarheit ermöglicht Schnelligkeit und gemeinsames Verständnis und das ist in der heutigen Zeit besonders wichtig. Aber: Wir opfern uns nicht auf.

Und eines ist klar: Qualitative Arbeit braucht Zeit und kann nicht von jetzt auf dann gehen. In den meisten Fällen führt das nämlich zu Fehlern, die den Kunden verärgern, und uns selbstverständlich auch. In der Kommunikation zum Kunden bauen wir sehr auf Offenheit und Transparenz. Wir machen vieles möglich, doch sollte sich ein Timing einmal nicht einhalten lassen, dann kommunizieren wir dies rechtzeitigen und bieten Lösungen an.

LEADERSNET: Wird das von den Kunden auch entsprechend gewürdigt?

Strasser: Davon sind wir überzeugt und das erleben wir in den unterschiedlichen Rückmeldungen. Aktuell ist es gerade so, dass wir zwei Kunden haben, die uns als Dank zum Essen einladen. Sowas ist eher ungewöhnlich. Eine andere Bestätigung dafür ist, dass ein Kunde nach über fünf Jahren Arbeit mit anderen Agenturen mit Überzeugung zurück zu saintstephens kommt. Das ist für das gesamte Team eine große Motivation. Wir sind stolz darauf und letztendlich ist das ja auch ein positives Feedback an unser Team, das einen guten Job macht.

LEADERSNET: Wie beeinflussen Pandemie und Kriegsgeschehen derzeit Ihr Business?

Boyer: Wir betreuen beispielsweise zwei große Shopping-Center, Wien Mitte The Mall und Millennium City. Die mussten einerseits im Lockdown plötzlich schließen und auf der anderen Seite immer sehr schnell auf jede neue Verordnung reagieren. Das war für uns alle eine besondere Herausforderung, hier kreative und rasche Lösungen zu finden. Aber so schärft man nochmal das Bewusstsein richtig zu priorisieren – inhaltlich, in der Botschaft, wie organisatorisch, in der Umsetzung. Gemeinsam haben wir es geschafft. Welche Auswirkungen die Situation in der Ukraine haben wird, wird sich erst zeigen.

Strasser:  Der Fleiß, den wir gezeigt haben, und das Verständnis, das Mimi Boyer gerade erklärt hat, führten dazu, dass wir sehr gut mit großen Erfolgen durch die Zeit gekommen sind. Wir haben sogar Kunden dazugewonnen. Wir haben auch schwierige Phasen gehabt, gerade am Anfang der Pandemie. Aber wir haben glücklicherweise sehr viele Kunden in unserem Portfolio, die ihre Unternehmen so aufgestellt haben, dass sie gegen solch eine Krise gerüstet waren.

LEADERSNET: Ein anderes Thema. Ihr Unternehmen ist nahezu 40 Jahre jung und hat das kreative Handwerk von der Pike auf gelernt. Handwerk versus Digitalisierung: Wie geht dies zusammen?

Boyer: Wir setzen ganz klar auf eine Mischung aus digital und analog. Das Wissen um das analoge Handwerk kombiniert mit den Möglichkeiten der digitalen Gegenwart ermöglichen die besten Ergebnisse. Wir nennen das mit einem Augenzwinkern "DigiLog".

Es ist wichtig die analoge Arbeit, also das pure Handwerk, zu schätzen. Es eröffnet nach wie vor neue Perspektiven und schult die Liebe zum Detail. Um das auch dem jungen im Team näherzubringen, geht’s dann auch mal in die Druckerei, um an einer alten Letterpressmaschine den Andruck abzustimmen. Das ist etwas ganz Besonderes in der heutigen Zeit. Wir wollen auch unseren Kunden die traditionellen Methoden nicht vorenthalten und bieten sie immer wieder an. Die Haptik einer mit Letterpress gedruckten Visitenkarte ist ein wunderbares Gegenstück zu einem dynamisch gestalteten Webbanner, an dem man nicht vorbeischauen kann.

Das spiegelt sich aber auch in unseren Grundwerten wider: auch Freundlichkeit und die Verwendung der alltäglichen Grußfloskeln gehen in der schnelllebigen Zeit oft verloren. Diese Grundwerte wollen wir immer zum Kunden mitnehmen, nicht nur in den Umgangsformen, sondern beispielsweise auch mit Samples auf schönem Papier mit handschriftlichen Kärtchen. Das kommt gut an. Aber wir machen das nicht, um jemanden zu beeindrucken, sondern weil wir es gerne machen.

Strasser: Aus unserer eigenen Erfahrung wissen wir: Jedes Unternehmen trägt alles für eine erfolgreiche Markenführung in sich. Wir erkennen das Potential und finden die Zutaten dazu. Gemeinsam formulieren wir den Weg und bringen Marken zum Strahlen.

Boyer: Einfach machen. (jw)

www.saintstephens.at

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