"Meine Daten darf niemand attackieren"

ÖBAG-Direktorin Christine Catasta im Interview über Digitalisierung, Liquidität, "Reverse Mentoring", Arbeitslosigkeit und die Zukunftsperspektiven der österreichischen Wirtschaft.

LEADERSNET: Frau Catasta, was können Österreichs Unternehmen Ihrer Meinung nach Positives aus der Krise mitnehmen können?

Catasta: Jede Krise ist auch eine Chance und die COVID-19-Pandemie hat die Unternehmen vor eine unglaubliche Herausforderung gestellt. Man konnte nichts planen, alles hat sich von heute auf morgen geändert und das hat ein sehr starkes Leadership gebraucht. Man musste sehr spontan sein und das hat auch gezeigt, wo die guten Mitarbeiter und die weniger guten Mitarbeiter im Unternehmen sind. Es hat auch die Kultur im Unternehmen geändert. Der hierarchische Chef, der mit niemanden spricht, den hat es nicht mehr gegeben, da dieser selbst einen Digitalisierungsschub gebraucht hat. Und dafür hat er seine jungen Mitarbeiter gebraucht. Dadurch hat es da plötzlich Kommunikation gegeben und man hat sich seinen "Reverse Mentor" gesucht. Ich denke diese kulturellen Änderungen waren ganz wesentlich. Es hat überhaupt einen extremen Digitalisierungsschub gegeben. Die Prozesse sind neu aufgestellt worden und wenn Prozesse digital neu aufgestellt werden, dann ist auch die Themen Cybersecurity und Datensicherheit ganz wesentlich, weil meine Daten darf niemand attackieren.

LEADERSNET: Das Thema Digitalisierung war und ist natürlich in aller Munde. In welchen anderen Bereichen hat es Ihrer Meinung nach durch die Krise ausgelöste Veränderungen gegeben?

Catasta: Das Thema Liquidität – im Sinne von "Cash is King" – war ganz wesentlich. Diese Liquidität musste gesichert und stabilisiert werden. Viele Unternehmen musste deshalb auch schauen, dass sie eine stärkere Kapitalbasis für die Zukunft haben, da sie praktisch von heute auf morgen gelebt haben und diese Kapitalbasis nicht hatten. Wäre der Staat nicht so schnell eingesprungen und hätte für liquiditätssichernde Maßnahmen gesorgt, hätte es für so manchen schlecht ausgeschaut. Das alles hat auch dazu geführt, dass Unternehmen ihre Kosten durchleuchtet und sich überlegt haben, wo sie effizienter sein können. In guten Zeiten überlegt man sich das oft nicht so, weil die Notwendigkeit in der Regel nicht gegeben ist. Notgedrungen haben sich sehr viele Unternehmen neue Geschäftsmodelle überlegen müssen: Der stationäre Handel setzt vermehrt auf Onlineshopping und Restaurants greifen auf Pick-up-Services zurück. Auch das Thema Meetings via Videocall abzuhalten, hat es in diesem Ausmaß vorher nicht gegeben. Nach der Krise werden wir wahrscheinlich eine Kombination aus den neuen Geschäftsmodellen und dem, was wir vor Corona kannten, haben.

LEADERSNET: Die Krise hat aber auch zur Folge gehabt, dass eine außergewöhnlich hohe Anzahl an Mitarbeitern ihr Unternehmen verlassen mussten und jetzt arbeitslos sind. Gibt es hier aus Ihrer Sicht eine Perspektive, dass sich das wieder ändern wird?

Catasta: Ja, das ist natürlich richtig. Man muss aber auch dazu sagen, dass die Regierung mit der Anpassung des Kurzarbeitsmodells sehr gut reagiert hat. Dadurch wurde nicht jeder sofort in die Arbeitslose geschickt. Es hat sich im Zuge dieser Restrukturierung und dieser Neugestaltung der Prozesse auch gezeigt, dass vielleicht der eine oder andere Mitarbeiter gar nicht richtig zum Unternehmen gepasst hat. Es gibt aber auch für diese Leute wieder eine Chance. Sie können einen neuen Berufsweg gehen, sie können sich neu bilden und sie sind vielleicht wo anders besser positioniert. Ich sehe auch hier ich eine Chance für diese Menschen, dass sie sich neu orientieren und dass sie etwas Neues machen.

LEADERSNET: Wie wird in den Unternehmen der ÖBAG (Österreichische Beteiligungs AG) mit der Krise umgegangen?

Catasta: Diese haben, auch wenn es schwierig für sie war, eine Basis für die Zukunft geschaffen. Es dürfen beispielsweise keine Headquarters abwandern. Wichtig war beispielsweise, dass man Unternehmen wie die Austrian Airlines (AUA) geschützt hat oder dass sich der Verbund mit Energieeffizienz beschäftigt. Wir haben alle festgestellt, dass es globale Risiken gibt. Diese können ganz unterschiedlich sein, von einer Pandemie wie jetzt bis hin zu Klima oder Datensicherheit. Ich glaube, allen ist bewusst geworden, dass sie diese globalen Risiken adressieren und in ihre Strategie aufnehmen müssen. Wenn wir das tun, dann sind wir in Zukunft besser für diese Herausforderungen gerüstet.

LEADERSNET: Welche Perspektive geben Sie Österreich und der österreichischen Wirtschaft 2021?

Catasta: Ich denke, es gibt ein Licht am Ende des Tunnels. Die Pandemie haben wir noch nicht überstanden, aber wir hoffen, dass sich durch die Impfungen vieles wieder normalisiert.

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