Warum die Lufthansa eine "deutliche Belebung" des Geschäfts erwartet, aber 1.000 Piloten feuern will

Aussicht auf Impfungen macht Hoffnung auf Profitabilität mit 2022 doch ein Streit mit den Bestverdienern unter den Angestellten stößt der AUA-Mutter sauer auf.

Deutschland sieht sich nach jüngsten Berichten schon mit 15. Dezember "impfbereit" und geht mit Mittwoch, dem 16. Dezember, in einen harten Lockdown. Unsere Nachbarn kämpfen derzeit mit dramatischen Infektionszahlen, und die Regierung unter Kanzlerin Merkel greift zu drastischen Maßnahmen. Dennoch hört man dieser Tage optimistische Stimmen, und eine der lautesten tönt aus einer der mit am schlimmsten betroffenen Branchen - der Luftfahrtindustrie.

Wie die Krone berichtet, vermeldet die Lufthansa, Mitglied der Star Alliance und Mutterkonzern er Austrian Airlines,  angesichts der bevorstehenden Zulassungen von Corona-Schutzimpfungen in Deutschland eine Belebung ihres Geschäfts: Lufthansa CEO Carsten Spohr gab an, dass sich die Buchungen für den kommenden Sommer bereits verdreifacht hätten, wonach sich die Airline in ihren Prognosen für 2021 allgemein bereits um einiges optimistischer gibt. Ab 2022 will die AUA-Mutter wieder profitabel arbeiten.

Buchungen schon verdreifacht

Die Menschen seien zuversichtlich, hätten schon Urlaube in den Osterferien gebucht: „Seit eine konkrete Aussicht auf einen wirksamen Impfstoff besteht, haben sich unsere Buchungen für den nächsten Sommer verdreifacht", sagte Konzernchef Carsten Spohr im Gespräch mit der deutschen Wirtschaftswoche. Nach dem Krisenjahr 2020 gibt er sich für 2021 optimistischer. "Ich gehe davon aus, dass wir im kommenden Jahr durchschnittlich wieder die Hälfte des Niveaus von 2019 erreichen können, für den Sommer und den Herbst kalkulieren wir mit bis zu 70 Prozent."

Dem Lufthansa-Chef zufolge solle der Abfluss liquider Mittel bereits im kommenden Jahr gestoppt sein, und schon ab 2022 wolle die Airline wieder "profitabel arbeiten". Dass die deutsche Regierung ihre Beteiligung an der Fluglinie ab dem Jahr 2023 herunterfährt, damit rechnet Spohr weiter fix und unterstreicht, dass die Lufthansa von den öffentlichen Stabilisierungsmitteln in Höhe von insgesamt neun Milliarden Euro bisher erst drei Milliarden abgerufen habe: "Und dank unseres strikten Kostenmanagements haben wir bisher nur einen geringen Teil davon tatsächlich ausgegeben."

Lufthansa droht 1000 Piloten erneut mit Entlassung im Frühjahr

Einen Schatten über die positiven Prognosen für 2021 und 2022 wirft allerdings ein innerbetrieblicher Zwist, den die Lufthansa mit ihrem Personal ausficht. Insbesondere die Bestverdiener der Angestellten, also die Pilotinnen und Piloten, seien davon betroffen. Nun droht Spohr seinen Piloten mit Entlassungen im Frühjahr - bis zu 1.000 Pilotinnen und Piloten sollen davon betroffen sein, wie das deutsche Handelsblatt berichtet.

"Mangels Einigung wird es wohl erstmals in der Geschichte unseres Unternehmens im zweiten Quartal 2021 so weit sein, dass uns 500 Kapitäne und 500 Erste Offiziere verlassen müssen“, erklärte Carsten Spohr ebenfalls gegenüber der Wirtschaftswoche. Die Lufthansa-Kerngesellschaft beschäftigt aktuell rund 5.000 Piloten, sollte Spihr seine Drohung wahrmachen, müsste also ein Fünftel der Pilotenbelegschaft gehen. Für Spohr sei es "kaum erklärbar", dass keine Lösung absehbar sei, besonders, da es "ausgerechnet um die Beschäftigtengruppe mit den höchsten Tarifgehältern" gehe, so der Lufthansa-Chef. "Innovative Teilzeitmodelle für die nächsten Jahre müssten möglich sein, um den unzweifelhaft vorhandenen Personalüberhang mit möglichst wenig Kündigungen zu kompensieren." In den anderen Beschäftigungsgruppen gelte der jeweils vereinbarte Kündigungsschutz. Spohrs Argumentation und Blick richten sich dabei insbesondere auf die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC), mit der eine weitreichende Einigung auf Einschnitte in der Coronakrise aussteht.

Nicht die erste Drohung

Bei der Ankündigung einer Massenentlassung wie dieser handelt es sich tatsächlich nicht um die erste Drohung dieser Art seitens der Lufthansa. Das von der Coronapandemie schwer mitgenommene Unternehmen hatte sich im Vorfeld mit deer Flugbegleitergewerkschaft Ufo sowie mit Verdi auf Einschnitte geeinigt. Bisher waren VC und Lufthansa aber nur auf einen kurzfristigen Sanierungstarifvertrag für dieses Jahr übereingekommen der laut Gewerkschaft durch Streichung von Aufstockungen beim Kurzarbeitergeld, Zuschüsse zu den Betriebsrenten sowie eine Tarifsteigerung rund 150 Millionen Euro gespart haben soll. 

In diesem Zusammenhang hatte die AUA-Mutter ihren Pilotinnen und Piloten schon vom zweiten Quartal 2021 an mit betriebsbedingten Kündigungen von bis zu 1.100 Kolleginnen und Kollegen gedroht. Die Lufthansa hatte bereits entsprechende Verhandlungen für Sozialplan und Interessensausgleich mit den Betriebsräten eingeleitet. COVID-besingt hatte der Konzern bereits in den ersten neun Monaten des Jahres 5,6 Milliarden Euro Verlust gemacht und, wie auch die AUA, sein Flugangebot erheblich verringert. Die Einsparungsmaßnahmen betreffen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Laut Wirtschaftsblatt sollen noch bis zum Jahresende 2020 ganze 29.000 Stellen bei dem Konzern gestrichen werden. (red)

www.lufthansa.com

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