"Ohne euch kenn' ma scheißn geh'n!"

3.500 Mitglieder der von der Coronakrise arg getroffenen Veranstaltungsbranche demonstrierten am Wiener Heldenplatz für Unterstützung.

Eine große Bühne und eine große Menschenansammlung vermittelten am Montagabend am Wiener Heldenplatz den Eindruck, dass nach einer gefühlten Ewigkeit wieder ein Konzert stattfinden würde, doch die anhaltende Coronakrise würde dies trotz weiterer Lockerungen nach wie vor nicht möglich machen. In der Tat handelte es sich bei der Veranstaltung, zu der sich rund 3.500 Menschen einfanden, gleichzeitig um eine Kundgebung und einen Hilferuf der heimischen Veranstaltungsbranche, die seit Monaten zum Stillstand gezwungen wurde.

Eventplaner, Licht- und Tontechniker, Künstler und viele mehr wollten ein klares Zeichen setzen und vermitteln, dass Events nicht nur unter Einhaltung der Coronavirus-Abstandsregeln möglich sind, sondern nebst höchster Professionalität und Disziplin mit Freude und Spaß und bei großer Besucheranzahl stattfinden können. 

Eine Branche in der Krise

Unter dem Motto "Ohne uns ist es dunkel und still" standen Ansprachen bekannter Künstler wie Kurt Ostbahn, Ina Regen oder Norbert Schneider, aber auch der Initiatoren rund um Katharina Rudas-Zehender und ihr Team an. Die junge Initiative ohne-uns.at machte in diesem Setting auch auf die Zahlen zur Krise aufmerksam, in der sich die Eventbranche aktuell befindet: sie erwirtschaftet laut einer IHS-Studie aus dem Jahr 2017 eine jährliche Wertschöpfung von 8,9 Milliarden Euro und sichert 140.000 Arbeitsplätze. Arbeitsplätze, die nun akut gefährdet sind: In Österreich setzt sich die Branche überwiegend aus EPU, Klein- und Mittelunternehmen zusammen, und laut aktuellen Umfragewerten wurden bereits über 90 Prozent der Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt oder gekündigt. Die geschätzten Umsatzverluste bis Jahresende addieren sich zu einem dreistelligen Millionenbetrag.

"Es ist 5 nach 12"

Der Eventbranche hat das Virus den Strom abgedreht. Seit Monaten verdient sie keinen Euro. Darauf machte die Branche aufmerksam: mit einer ungewohnt leisen Veranstaltung. Mittlerweile zählt die Branche 13 Wochen Stillstand. Es sei nun "5 nach 12", wie "Ohne uns"-Sprecherin Judy Emrich stellvertretend für die 1.500 in der Initiative vertretenen Unternehmen zusammenfasste. "Wir brauchen spezielle Unterstützungspakete für unsere gesamte Branche." Der Initiator der IG Veranstaltungstechnikerinnen und -techniker, Stiletto Stohl, erklärte: "Wir brauchen keine 600 Millionen Euro geschenkt für 1.000 Arbeitsplätze wie bei der AUA", und erinnerte damit daran, dass die Branche zu den Nettosteuerzahlern gehöre und keine Geschenke, sondern gezielte Hilfen und Erleichterungen bei der Bewältigung der Krise brauche.

"Wer ka Lobby hat, wird vergessn"

Durch den Abend führten Andy Marek und Sonja Kato, im Mittelpunkt stand neben der Formulierung von Forderungen an die Regierung aber auch das Dankeschön von Künstlern an jene, die ansonsten im Hintergrund für deren Auftritte arbeiten. Wolfgang Ambros meldete sich per Videozuspielung aus Tirol und erklärte sich "zu 100 Prozent solidarisch", Willi Resetarits, der mit Steinbäcker einen gemeinsamen Solidaritätsauftritt ablieferte, drückte das etwas drastischer aus: "Ohne euch kenn' ma scheißn geh'n!" und führte unverblümt weiter aus: "Wer ka Lobby hat, wird vergess'n." Im Namen der Branche fordert Resetarits Entschädigungszahlungen für Einnahmenverluste und erinnerte die politischen Entscheidungsträger durch die Blume daran, dass ein naher Verwandter, nämlich Kabarettist Lukas Resetarits, bereits eine Ex-Staatssekretärin das Fürchten gelehrt habe: "Wenn das nicht flott funktioniert, dann hol' ich mein' Bruadern."

Eindrücke von der Kundgebung der Veranstaltungsbranche finden Sie in unserer Fotogalerie. (red)

www.ohne-uns.at

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