WeWork: Unmoralisches Angebot in Corona-Zeiten

Der Betreiber von Co-Working-Spaces bietet 100-Dollar-Bonus für Mitarbeiter, die trotz Pandemie ins Büro kommen.

Die Herausforderungen, mit denen sich die Welt aktuell aufgrund der Coronavirus-Krise derzeit konfrontiert sind, sind so unterschiedlich und zahlreich wie die Unternehmen, denen durch den Ausbruch der Pandemie quasi über Nacht nichts anderes übrig blieb, als ihre Tore zu schließen und ihre Mitarbeiter heim zu schicken und – sofern möglich – von zuhause aus arbeiten zu lassen. Dass das die einzige Möglichkeit ist, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren und die Kurve abzuflachen ist uns mittlerweile allen bewusst. Oder doch nicht?

Einer der größten internationalen Anbieter von Co-Working-Spaces, WeWork, hat für seine eigenen Mitarbeiter nun eine äußerst fragwürdige Strategie ersonnen: denn auch wenn offiziel allen Mitarbeitern erlaubt wurde, ins Home Office umzusiedeln, gibt es einen "Haken". Angeblich wurde über ein internes Memo folgende Nachricht verbreitet: all jenen Mitarbeitern, die trotzdem in die Coworking-Spaces kommen, soll ein besonderer "Corona-Bonus" zustehen. Die New York Times, der das Memo zugespielt wurde, schreibt, dass sie mit 100 Dollar pro Tag belohnt werden sollen.

Nur teilweise Schließungen der Coworking Spaces

Derzeit betreibt WeWork rund 730 Coworking-Spaces in mehr als 30 Ländern weltweit und bietet dort nach eigenen Angaben rund 660.000 Mitgliedern einen Schreibtisch und ein umfassendes Programm aus Events und Workshops. Alle Locations wurden für die Zeit der Coronavirus-Pandemie mit Desinfektionsmittel-Spendern ausgestattet, werden häufiger gereinigt und an Mitglieder wurden Desinfektionstücher für Equipment ausgeteilt. Geschlossen werden Standorte aktuell aber nur sehr selektiv. In Asien betrifft das fast alle WeWork-Locations, in Europa jedoch derzeit keine einzige – darunter offenbar auch Räumlichkeiten in Mailand – und in den USA lediglich einen Standort in New York.

"WeWork ist Heimat für viele Mitglieder, deren Unternehmen für unsere Gesellschaft von wesentlicher Bedeutung sind – sei es im Gesundheitswesen, im Versicherungswesen, bei der Lieferung von Reinigungsprodukten oder in anderen Bereichen. Aus diesem Grund werden alle WeWork-Standorte in den USA und Kanada offen und zugänglich bleiben", schreibt der Anbieter auf seiner Homepage.

Börsengang abgesagt

Für WeWork selbst könnten flächendeckende Schließungen massive wirtschaftliche Auswirkungen haben. Hinter dem Unternehmen liegen turbulente Monate. Im September musste der geplante Börsengang abgesagt werden und es folgte eine Kündigungswelle. Mit "Space as a Service" lockte man Softbank als Großinvestor, der mehr als zehn Milliarden Dollar in das Unternehmen steckte und sich dabei die Finger verbrannte.

Im Februar übernahm mit Sandeep Mathrani ein neuer CEO die Führung von WeWork. Der Immobilienprofi hat mittlerweile das C-Level-Team neu aufgestellt und einen Fünf-Jahres-Plan ausgearbeitet, den es nun für Mehrheitseigentümer Softbank umzusetzen gilt. Der Plan sieht vor, dass das Unternehmen 2021 Profitabilität und 2022 "positive free cash flow" erreicht. (red)

www.wework.com

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