"Mit Wahlkämpfen bin ich jetzt einmal fertig"

Campaigning Bureau-Chef Philipp Maderthaner im Interview über den Spitznamen "Kanzlermacher", Unterschiede zur Konkurrenz und zukünftige Projekte.

Philip Maderthaner und sein Campaigning Bureau haben sich in den vergangenen Jahren einen Namen als Erfolgsschmiede gemacht. Die Agentur hat – höchst erfolgreich – sämtliche Wahlkämpfe von Ex-Kanzler Sebastian Kurz bestritten. LEADERSNET hat den Kampagnenexperten zum Interview getroffen und sich mit ihm darüber unterhalten, wie man auf Social Media-Kanälen Geld zum Fenster rauswirft, warum man sich selbst nicht zu wichtig nehmen sollte, welche privaten Leidenschaften er hat und welche drei "C's" für einen erfolgreichen Wahlkampf entscheidend sind.

LEADERSNET: Sie wurden in diversen Medien – auch bei uns – als "der Kanzlermacher" betitelt, sehen Sie sich selbst auch in dieser Rolle?

Maderthaner: Nein, es ist zweifelsohne der Erfolg von Sebastian Kurz. Mit solchen Zuschreibungen, die natürlich medial spannend sind, muss man immer vorsichtig sein. Man soll sich da selbst nicht zu wichtig nehmen. Eine erfolgreiche Kampagne ist das Ergebnis viel harter Arbeit, die immer nur mit einem hervorragend eingespielten Team auf allen Seiten funktionieren kann.

LEADERSNET: Was macht das Campaigning Bureau aus, im Gegensatz zu anderen Unternehmen in dieser Branche?

Maderthaner: Es würde zu kurz greifen, die Antwort darauf in unserem Angebot zu sehen. Rein funktional können wir, was viele andere auch können. Der große Unterschied ist, wir schauen anders auf die Probleme unserer Kunden drauf und das produziert andere Antworten und Herangehensweisen. Unsere Methode ist in sich einzigartig und beinhaltet viel altes und neues Wissen, das wir in unserem Ansatz dann zur Wirkung bringen. Und ich denke wir sind ganz gut darin, Feuer, Leidenschaft und Begeisterung in eine Sache zu kriegen.

LEADERSNET: Was macht eine gute Kampagne für Sie aus?

Maderthaner: Sie begeistert und bewegt. Bunte Bilder sind zu wenig. Die Frage ist, gibt es einen ganzheitlichen Ansatz, der dazu führt, dass am Ende Menschen auch Teilhabe zeigen. Nur dann ist man erfolgreich. Was Wahlkämpfe angeht, sind es für mich immer die drei großen C's. Candidate, Cause und Campaign. Also Kandidat, Anliegen und die Kampagne selbst. Es braucht alle drei für den Erfolg.

LEADERSNET: Wieso denken Sie war Ihre letzte Kampagne zur Wahl so erfolgreich?

Maderthaner: Ein großer Teil des Erfolgs der diesjährigen Wahlkampagne hat mit der Aufbauarbeit der letzten Jahre zu tun. Wir haben Dinge anders gedacht als andere. Das, was man 2019 von der Kampagne gesehen hat, ist nur die Spitze eines Eisberges, etwa in Form von Plakaten, Social Media und Co. Darunter liegt das eigentliche Erfolgsfundament. Ein hochgradig identitätsstiftender Kommunikationsansatz, eine über die Jahre aufgebaute, riesige Anhängerschaft, die direkt adressierbar und mobilisierbar ist und ein Organisationsverständnis, das von der Funktionärs-Partei zur Mitmach-Bewegung gewandelt wurde.

LEADERSNET: Was sehen Sie in der heutigen, digital getriebenen, Welt als Herausforderungen und Chancen bei der Umsetzung von Kampagnen?

Maderthaner: Die größte Gefahr für Unternehmen und Organisationen ist sicherlich, nicht der Versuchung zu erliegen, Social Media einfach nur zur Effekthascherei einzusetzen. Wer soziale Netzwerke nicht als Teil einer Gesamtstrategie versteht, schmeißt nur Geld beim Fenster raus. Damit verdienen zwar irgendwelche hippen Facebook-Berater, aber die Wahrheit ist, die meisten drücken sich damit ja nur davor, sich substanziell mit ihrem Veränderungsbedarf als Unternehmen in der Digitalen Welt auseinanderzusetzen.

LEADERSNET: Was waren eigentlich Ihre Beweggründe den Weg von der Politik hin zum Unternehmertum einzuschlagen?

Maderthaner: Ich bin jetzt seit acht Jahren Unternehmer und bin es aus tiefer Leidenschaft und mit größter Begeisterung. Ich bin überzeugt davon, dass Unternehmerinnen und Unternehmer die Möglichkeit haben, etwas Positives im Leben von Menschen zu bewirken, indem sie einen Rahmen schaffen, in dem Erfolg, Erfüllung und Verwirklichung für alle möglich wird. Für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ihre Kunden und auch für sich selbst. Damit das funktioniert braucht es mehr Unternehmer, die ihrer Leidenschaft folgen und damit begeistern. Das geht weit über Marketing oder Kampagnen hinaus, sondern tief in der DNA von Unternehmen zu lösen. Unternehmen müssen es schaffen begeisternde Anziehungskraft zu erzeugen, so wie eine Bewegung in einem Wahlkampf.

LEADERSNET: Was ist Ihr persönliches Erfolgsrezept, um in der Champions League der Kampagnen-Macher so hervorzustechen?

Maderthaner: Ich weiß nicht, ob ich mich selbst so einordnen würde. Was ich aber weiß ist: Wenn du dein Ding machst, deiner Leidenschaft folgst und mit dem ehrlichen Bestreben agierst, anderen Nutzen zu stiften und sie zu begeistern, dann lässt auch der Erfolg nicht auf sich warten.

LEADERSNET: Nach dem erfolgreichen Kurz-Wahlkampf, welche Projekte stehen als nächstes an?

Maderthaner: Mit Wahlkämpfen bin ich jetzt einmal fertig. Mein Unternehmen, Campaigning Bureau, macht das natürlich weiterhin und ich habe mit Lukas Holter jemanden in der Geschäftsleitung, der hier in meine Fußstapfen tritt und diesen Bereich nun federführend verantwortet. Stefanie Winkler-Schloffer führt unsere Kampagnen-Sparte und Christoph Schleifer unsere Technologie-Division. So kann ich mich auf das konzentrieren, worin ich am Besten bin, Dinge zünden, Vision und Werte pflegen. Und das mache ich einerseits im Campaigning Bureau mit neuen Geschäftsfeldern und auch mit einem neuen Unternehmen.

LEADERSNET: Was genau bietet dieses neue Unternehmen an?

Maderthaner: Ich möchte mein Wissen und meine Erfahrung aus Hunderten Kampagnen, aus der Arbeit mit CEOs und NGOs und auch aus dem Aufbau meiner eigenen Firma an Unternehmerinnen und Unternehmer weitergeben, damit sie noch erfolgreicher werden. Ich will sie stärken. Daher kommt auch der Name der neuen Firma, Business Gladiators. Ich habe ein geniales Team engagiert mit dem ich jetzt gerade völlig neue Wissens-Angebote entwickle. Alexander Zauner, der auch Senior Adviser im Campaigning Bureau bleibt, führt das Unternehmen.

LEADERSNET: Sie sprechen oft von großer Leidenschaft. Was ist Ihre private Leidenschaft?

Maderthaner: Ich bin ein leidenschaftlicher Esser und Genießer. Tolle Restaurants und schöne Hotels begeistern mich unendlich, man könnte mich auch genusssüchtig nennen. Als Rechtfertigung bringe ich dafür immer meinen ursprünglichen Brotberuf. Vor meinem Wirtschaftsstudium war ich auf der Hotelfachschule und wollte eigentlich immer Hoteldirektor werden.

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