"Von Software getrieben": VW und Amazon kooperieren via "Industrie-Cloud"

Giganten-Kooperation vernetzt weltweit Fabriken und soll in Sachen Produktivität und Effizienz gehörig aufs Gas steigen.

Volkswagen und Amazon machen gemeinsame Sache, und das im großen Stil – das vermelden die Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter AllgemeineAus der Partnerschaft des größten deutschen Automobilkonzerns und dem Onlinehandel-Riesen soll eine "Industrie-Cloud" entstehen, die Produktion und Vertrieb weltweit vernetzen soll. Ein wahrer Deal der Giganten, der ob seiner Göße unheimlich erscheinen mag, aber sich als sehr lukrativ erweisen könnte. Das erklärte Ziel von VW-Chef Herbert Diess ist es, die Produktivität bis zum Jahr 2025 um ein Drittel zu steigern, und das ist nicht unwahrscheinlich, sollte alles so klappen wie geplant. Überdies würde VW sich sehr schnell über Einsparungen in Milliardenhöhe freuen können und fehlerfreier produzieren können, als je zuvor.

Vernetzung durch Cloud

VW führt weltweit 122 Fabriken, in denen Fahrzeuge produziert werden. Zu den von den Deutschen geführten Produktionsstätten gehören auch die Marken Audi, Lamborghini, Skoda und Scania. All diese Fabriken arbeiten mit unterschiedlichen Software-Systemen, was es schwer macht, alle Produktionsstätten zu vernetzen. So sei es der Zentrale in Wolfsburg momentan nicht möglich, die weltweite Produktion und Auslieferung direkt zu verfolgen – Amazon könnte mit seinem Cloud-Angebot die Vernetzung aller Produktions- und Vertriebszweige ermöglichen.

Expertenteams von VW und Amazon treiben den Aufbau des Produktionsnetzwerks gemeinsam voran. Mit gut 100 Spezialisten geht es los, schon bald sollen es rund 220 Mitarbeiter sein, die in mehreren Entwicklungszentren von Volkswagen gemeinsam mit ihren amerikanischen Kollegen an der Cloud arbeiten. Neben den bereits existierenden IT-Zentren von VW in Wolfsburg, Dresden und München planen die beiden Unternehmen ein gemeinsames Industrial Cloud Innovation Center in Berlin.

VW setzt auf starke IT - Partner

VW stehe auf dem Markt unter starkem Druck, weswegen die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen zuletzt forciert worden sei, so Diess. Beispielsweise sollen in Kooperation mit Ford Kleintransporter gebaut werden. Auch eine Partnerschaft mit Microsoft stehe an.

Es seien aber nicht Zukunftsängste, die solche Kooperationen begründen würden – es gehe vielmehr darum, die eigenen Prozesse zu verbessern. In der vergangenen Woche hat der VW-CEO auf LinkedIn ein Selfie von sich und Amazon-CEO Jeff Bezos veröffentlicht, das Bezos im Zuge der "Mars"-Konferenz gemacht hatte und die Gerüchteküche um eine Kooperation heftig angefeuert hatte. Im Rahmen dieses Treffens soll die Idee zur Zusammenarbeit besprochen worden sein. 

Kurs auf Industrie 4.0

Volkswagen arbeitet bereits seit einiger Zeit an der Digitalisierung der Produktion alias "Industrie 4.0". Dazu führen Manager und IT-Techniker von VW seit langem schon Gespräche mit verschiedenen Tech-Plattformen und Software-Unternehmen. Die Digitalisierung verändert in der Branche nicht nur die Produktion: auch im Auto wird Software eine immer stärkere Rolle spielen und das Fahrzeug zu einem Smartphone auf vier Rädern machen. Nicht zuletzt deswegen hat Diess die Digitalisierung neben der Wende zur Elektromobilität zu seinem zweiten großen Thema bei VW gemacht. "Wir müssen ein von Software angetriebener Autohersteller werden", so der Volkswagen-Chef. (rb)

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