"Eine der spontansten, lustigsten, politischsten und empathischsten Nestroy-Verleihungen"

| 14.11.2017

Improvisierte Verleihungszeremonie im Wiener Ronacher.


Die 18. Verleihung des österreichischen Nestroy-Preises sorgte 2017 für viele spontane Überraschungen: Der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny schilderte die Veranstaltung sogar als „eine der spontansten, lustigsten, politischsten und empathischsten Nestroy-Verleihungen“ und Preisträger Joachim Meyerhoff erklärte feierlich: „Dass es so ein überraschend schöner Abend wird, hätte ich nicht gedacht, und ich war ja schon öfter hier“.

Schon zu Beginn sprang ORF III-Moderator Peter Fässlacher für die angekündigte Burgschauspielerin Regina Fritsch und die Puppenspieler Nikolaus Habjan und Manuela Linshalm ein, gemeinsam mit „Krisenmanagerin“ und Burgtheaterdirektorin Karin Bergmann eröffnete Fässlacher den unkonventionellen Galaabend im Ronacher. Auch die Reden von Birgit Stöger und Michael Turinsky mussten sich einer Änderung unterziehen und die Autorin Julya Rabinowich konnte das bestellte Textbuch für eine Bühnenshow zum Thema „Wie gefährlich ist die Kunst?“, nicht in der gegebenen Zeit realisieren.

Als Alternative holte Bergmann sich Hilfe bei Michael Niavarani: Der Parade-Kabarettist moderierte gemeinsam mit Otto Schenk die Vergabe der Nachwuchs-Preise. Maria Happel übernahm die Verleihung der Nebenrollen-Auszeichnung. Spontan entstand ein familiärer und politischer Abend dessen Inhalt weit über eine Verleihungszeremonie hinausging.

Preisverleihung ganz nebenbei

Als erste Auszeichnung des Abends wurde der ORF III-Publikumspreis an Maximilian Simonischek überreicht: Mit einem Sturz auf die Bühne und einem folgenden Telefonat mit seiner Mutter sorgte Simonischek schon zu Beginn für einen kollegialen Publikumschor.

Zum besten Schauspieler des Jahres wurde Joachim Meyerhoff mit dem Nestroy gekürt, Andrea Jonasson ging in der Kategorie Beste Schauspielerin als Sieger hervor. Elmar Goerden konnte mit der Josefstadt-Produktion „Die Verdammten“, den Regiepreis ergattern. Gemeinsam mit dem Theater in der Josefstadt freute sich Maresi Riegner: die 26-jährige punktete mit ihrer Darbietung als Hedvig in „Die Wildente“ und durfte den Preis für den besten weiblichen Nachwuchs mit nach Hause nehmen.

Besonderen Grund zur Freude hatte das Grazer Schauspielhaus: Heuer glänzte das Theater durch die beste Bundesländerproduktion mit Heiner Müllers "Der Auftrag: Dantons Tod".
Das Wiener Volkstheater durfte sich mit dem Jungregisseur Felix Hafner freuen: Für seine fulminante Regie von Molières „Der Menschenfeind“ konnte er den Preis für den besten männlichen Nachwuchs für sich beanspruchen. Birgit Stöger, die im gleichnamigen Stück als Arsinoe zu sehen war, bekam auch für ihre Rolle der Erna in „Kasimir und Karoline“ den Nebenrollen-Nestroy verliehen.

Mit dem Preis für sein Lebenswerk wurde der erfolgreiche US-Autor und Schauspieler Ayad Akhtar geehrt: Für sein Drama "Geächtet", das in der vergangenen Saison am Burgtheater und am Schauspielhaus Graz aufgeführt wurde, erhielt er bereits den Autorenpreis. Auch Publikumsliebling Kirsten Dene erhielt den Nestroy-Preis für ihr Lebenswerk.

Der Spezialpreis ging dieses Jahr an den im Rollstuhl sitzenden Tänzer Michael Turinsky. Gemeinsam mit der Choreographin Doris Uhlich glänzte er in der Performance „Ravemachine“.

Zum guten Schluss begeisterte Autor und Regisseur David Schalko das Publikum mit seiner „im Taxi geschriebenen“ Rede über die Gefährlichkeit der österreichischen Künstler.Im Anschluss an den spannenden Abend feierte man bis in die frühen Morgenstunden im Kursalon im Wiener Stadtpark.

Wer sich das Spektakel nicht entgehen ließ, sehen Sie hier und hier in unseren Galerien.

www.nestroypreis.at

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