„Geld ist nicht alles"

| 24.11.2016

Johannes Hornig, Geschäftsführer von J. Hornig, im Interview über Authentizität und flexible Büro-Lösungen.

Bei J. Hornig liegt die Lust am Kaffee in der Familie. Johannes Hornig führt das Unternehmen mit Sitz in Graz in vierter Generation. Die Österreichische Spezialitätenrösterei verarbeitet seit über 100 Jahren nur ausgesuchte Bohnen aus den besten Anbaugebieten der Welt. Wie man als Traditionsunternehmen bei der Generation Y punkten kann, was es mit "Direct Trade“ auf sich hat und wie die Wachstumspläne ausschauen, erzählt er im leadersnet.at Interview.

leadersnet.at: J. Hornig röstet seit mehr als 100 Jahren in Graz Kaffee. Was ist das Geheimnis hinter der langen Erfolgsgeschichte?

Hornig: Das Wichtigste ist, als Unternehmen authentisch zu bleiben. Jede Generation baut sinnvoll auf die vorangegangene auf. Das machen wir schon seit meinem Urgroßvater so. Das Resultat ist eine etablierte Marke, aber darauf darf man sich nicht ausruhen. Ganz im Gegenteil. Man muss immer Innovativ sein, Neues ausprobieren, an Schrauben drehen, nachjustieren – kurz gesagt: am Unternehmen bauen. Es ist niemals fertig.
 
leadersnet.at: Wie ist die Produktpalette aufgefächert? Spielen auch Tee und Zubehör eine Rolle ?
 
Hornig: Unsere Produktpalette ist sehr umfangreich und reicht von Kaffee über ausgesuchte, biozertifizierte Tees bis hin zu Kakao in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen. Das ermöglicht es uns, Büros und Gastro-Kunden ein umfassendes und maßgeschneidertes Heißgetränkekonzept anzubieten.

leadersnet.at: Was bieten Sie für Businesskunden an?
 
Hornig: Für Businesskunden haben wir flexible Büro-Lösungen zusammengestellt, die sich nach der Größe des Unternehmens und dem Kaffeeverbrauch richten. Wir haben hier einen ganzheitlichen Anspruch, das heißt: Wir liefern Kaffee, Tee und – wenn nötig – auch die passende Maschine. Und zwar direkt an die Bürotür. Ein Anruf genügt.

leadersnet.at: Liegt der Umsatz im laufenden Geschäftsjahr im Soll?

Hornig:Ja, definitiv. Wir hatten letztes Jahr ein Umsatzplus im zweistelligen Prozentbereich. Und auch heuer werden wir wieder zweistellig wachsen.

leadersnet.at: Wie sehen Ihre Marketingaktivitäten im laufenden und nächsten Jahr aus?

Hornig: Wir hatten dieses Jahr mit Cold Brew einen großen Produktlaunch und waren fast ein wenig überrascht, wie gut er bei den Kaffeetrinkern angekommen ist. Zwischenzeitlich waren wir sogar Out of Stock, weil die Nachfrage so groß war. Marketingtechnisch hatten wir 2016 also einen klaren Fokus auf kalt gebrühten Kaffee, und auch 2017 wird das wieder so sein. Ein zweiter Schwerpunkt ist sicherlich unsere direkt gehandelte Spezialitätenlinie JOHO’s.

leadersnet.at: Was hat es mit Cold Brew auf sich?

Hornig: Cold Brew ist kalt gebrühter Kaffee. Das heißt: Für die Zubereitung verwenden wir ausschließlich Wasser mit Raumtemperatur. Während der Brühvorgang mit heißem Wasser nur Sekunden bis wenige Minuten dauert, braucht der kalt extrahierte Kaffee 18 Stunden, um sein gesamtes Geschmackspotential zu entfalten. Er ist dadurch mild im Geschmack und enthält deutlich weniger Bitterstoffe. In den USA liegt Cold Brew schon längere Zeit voll im Trend, und wir haben ihn jetzt als Ready-to-Drink auch nach Österreich geholt.

leadersnet.at: Was ist das besondere an der neuen Linie JOHO’s?

Hornig: JOHO’s, das sind drei Single-Origin-Spezialitätenkaffees aus Brasilien, Äthiopien und Guatemala. Die Bohnen dafür sind direkt gehandelt, stammen also direkt von den Bauern in den Ursprungsländern. Das Schöne ist: Wir kennen die Farmer persönlich. Dieses Jahr waren wir zum Beispiel in Guatemala zu Besuch und haben uns angeschaut, wie der Kaffee angebaut und aufbereitet wird. Das ist die Idee, die hinter „Direct Trade“ steht. Wir vereinbaren mit den Farmern einen fixen Preis auf hohem Niveau, und sie liefern uns dafür nur ihre besten Bohnen. Der Kaffeetrinker bekommt dadurch ausgezeichnete Qualität und kann jederzeit nachvollziehen, woher die Bohnen für seinen Lieblingskaffee kommen.

leadersnet.at: Welche Rolle spielt das Röstverfahren?

Hornig: Die Röstung hat einen großen Einfluss darauf, wie der Kaffee später in der Tasse schmeckt. Wir sind der Meinung, dass man mit der traditionellen Trommelröstung den besten Geschmack aus den Bohnen herausholen kann. Geröstet wird bei ca. 200 Grad, das macht die Trommelröstung zu einem besonders schonenden Röstverfahren. Durch die vergleichsweise niedrige Temperatur – bei anderen, industriellen Röstverfahren werden bis zu 600 Grad erreicht – verlängert sich zwar die Röstdauer, dadurch werden aber gleichzeitig Chlorogensäure und Bitterstoffe abgebaut, was den Kaffee bekömmlicher macht. Darüber hinaus hat die Bohne genügend Zeit, Aromakomplexe für einen ausgewogenen Geschmack zu bilden.

leadersnet.at: Sind hohe Kosten in der Werbung erforderlich, um sich am Markt behaupten zu können?
 
Hornig: Geld ist nicht alles. Wir leben von unserer Authentizität. Die Generation Y sucht authentische Marken, und dem wollen wir entsprechen. Das schafft man aber nicht mit Euros, sondern indem man glaubwürdig ist. Und damit waren wir bis jetzt sehr erfolgreich.
 
leadersnet.at: Wie beurteilen sie die Geschäftsaussichten 2017?

Hornig: Gut. Es sollte munter weiter gehen.

www.jhornig.com

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