Mit dem A5 Avant startete bei Audi eine neue Nomenklatur, die mittlerweile schon wieder Geschichte ist. Der Plan war, dass alle rein elektrischen Modelle eine gerade Nummer bekommen und die Verbrenner eine ungerade. Aus diesem Grund mutierte der Nachfolger des A4 zum A5. Wenige Monate warf Audi den Plan wieder über den Haufen, weshalb beim neuen A6 die Elektro- (e-tron) und die Verbrenner-Version auf dieselbe, gewohnte Bezeichnung hören (LEADERSNET berichtete). Doch zurück zum Testauto. Mit diesem beginnt bei der Marke mit den vier Ringen auch ein neues Kapitel bei den Plug-in-Hybridantrieben. Mehr elektrische Reichweite, ein deutlich stärkeres Hybridsystem und feinere Abstimmung sollen den klassischen Business-Kombi auf ein höheres Niveau heben. LEADERSNET hat geprüft, wie gut der A5 e-hybrid diese Ambitionen im Alltag erfüllt – und ob er die Premiumkonkurrenz von BMW und Mercedes in Bedrängnis bringt.
Souverän, sicher und überraschend dynamisch
Kaum hinter dem Steuer fällt auf, dass der A5 auf einer völlig neuen Plattform basiert. Die Abstimmung des Fahrwerks wirkt äußerst souverän und lässt den ebenfalls alles anderen als schlechten Vorgänger ganz schön alt aussehen: straff genug, um das Gewicht des Plug-in-Hybrids perfekt zu kontrollieren, gleichzeitig aber feinfühlig und komfortabel auf längeren Strecken. Unebenheiten werden glatt gebügelt, ohne dass die Dynamik darunter leidet. Passend dazu arbeitet die Lenkung präzise und direkt, baut ab der ersten Kurve Vertrauen auf und lässt den Avant kleiner wirken, als er ist. Unterstützt wird das Ganze durch den quattro-Antrieb, der gerade bei nasser Fahrbahn ein spürbares Plus an Traktion und Sicherheit bietet. Zusammen mit dem niedrigen Geräuschniveau entsteht ein ausgesprochen gelassenes, souveränes Reisegefühl.
In der Nacht leisten die Matrix-LED-Scheinwerfer einen erheblichen Beitrag dazu. Sie projizieren einen regelrechten "Lichtteppich" vor das Fahrzeug, kegeln den Gegenverkehr bei Fernlicht perfekt aus und gehören damit zu den besten Lichtsystemen, die man derzeit in der Mittelklasse finden kann.
Starker Hybridantrieb und gute E-Reichweite
Mit einer Systemleistung von 270 kW (367 PS) gehört der A5 e-hybrid zu den stärksten Plug-in-Hybriden seiner Klasse. Der Zweiliter-TSI arbeitet mit einem 105-kW-Elektromotor zusammen – und das Zusammenspiel der beiden Antriebe gelingt Audi ausgesprochen gut. Der Wechsel zwischen Elektro- und Benzinbetrieb ist nahezu unmerklich, das Gesamtsystem wirkt harmonisch, kräftig und akustisch stark gedämpft. Auch unter Volllast bleibt der Kombi angenehm leise.
Entscheidend ist jedoch die elektrische Reichweite: 118 km wurden im Test nach Vollladung angezeigt, rund 95 km waren realistisch bei zehn Grad Außentemperatur. Ein Wert, der im Alltag vollkommen reicht, um die meisten Pendelstrecken mehrere Tage en suite komplett elektrisch zu fahren. Erst auf der Langstrecke übernimmt der Verbrenner, wodurch der A5 im Grunde die besten Welten vereint: lokal emissionsfreies Fahren in der Stadt, souveräne Reichweite auf Reisen. Ausbaufähig bleibt allerdings die Ladegeschwindigkeit. Während einige günstigere VW-Konzernmodelle bereits mit 50 kW DC laden, benötigt der A5 deutlich mehr Zeit, um seinen Akku zu füllen. Angesichts des Premiumanspruchs hätte Audi hier eine Schippe drauflegen dürfen.
Dafür arbeitet der prädiktive Effizienzassistent hervorragend. Er nutzt Navigationsdaten, um Rekuperation und Lastwechsel vorausschauend zu steuern. Vor Ortseinfahrten oder Kreisverkehren bremst der A5 automatisch ab, rekuperiert dabei Strom in den Akku und sorgt dafür, dass selbst bei scheinbar leerer Batterie immer wieder spürbare E-Unterstützung verfügbar ist. Besonders auf der Autobahn wirkt sich das positiv auf den Verbrauch aus. Im Test lagen die Werte auf der Autobahn bei 6,3 Litern plus 4 kWh im Mischbetrieb und rund acht Litern bei leerer Batterie – gute Ergebnisse für ein 2,2-Tonnen-Fahrzeug. Überland sind im Mischbetrieb auch unter fünf Liter möglich.
Assistenzsysteme: unaufdringlich, präzise, verlässlich
In puncto Fahrerassistenz wird der A5 seinem Premiumanspruch gerecht: Souveränität ohne Übergriffigkeit. Spurführung, Abstandsregelung und prädiktive Tempomatfunktionen arbeiten äußerst harmonisch, wirken nie nervös oder hektisch und behalten selbst bei Regen oder schlechter Sicht absolute Stabilität. Bemerkenswert war, dass die Tempolimiterkennung im Test so gut wie fehlerfrei funktionierte, was selbst in der Luxusklasse keineswegs selbstverständlich ist. Für Langstreckenfahrer ist der A5 diesbezüglich eine sehr gute Wahl – entspannt, sicher und unaufdringlich.
Bedienung: viel Touch, aber zum Glück nicht alles
Wie fast alle modernen Autos setzt Audi auf ein Touch-basiertes Bedienkonzept. Im A5 funktioniert es nach kurzer Eingewöhnung gut. Menüs reagieren schnell, die Struktur ist logisch, und viele Funktionen lassen sich intuitiv steuern. Gleichzeitig hat Audi einige haptische Kurzwahltasten sowie einen klassischen Lautstärkeregler integriert. Das entlastet im Alltag spürbar. Weniger gelungen sind die Sensor-Drucktasten am Lenkrad und in der Türtafel, die gelegentlich unbeabsichtigt ausgelöst werden bzw. erst auf Nachdruck reagieren. Die Sprachbedienung arbeitet dagegen sehr zuverlässig und eignet sich im Alltag für viele Basisfunktionen. Und auch das oben und unten abgeflachte Lenkrad stört während der Fahrt, anders als zunächst angenommen, nicht. Während das gestochen scharfe Head-up-Display eine tolle Unterstützung bietet, kann man sich den (nur optional erhältlichen) Touchscreen für den Beifahrer getrost sparen. Denn im Alltag starren die Passagiere ohnehin fast immer auf das Smartphone.
Die Materialqualität im Cockpit ist im Sichtbereich über jeden Zweifel erhaben: erstklassige Verarbeitung, hochwertige Oberflächen, perfekte Passungen. In den unteren Bereichen kommt Hartplastik zum Einsatz – nicht schlimm, aber vor allem ob des stolzen Kaufpreises spürbar. Beim Raumgefühl punktet der Avant auf allen fünf Sitzen. Der Kofferraum wirkt im direkten Vergleich zur Konkurrenz allerdings etwas kleiner, ist aber sehr gut nutzbar und hochwertig ausgekleidet.
Fazit
Mit dem A5 Avant e-hybrid quattro hat Audi einen erstklassigen Business-Kombi mit souveränem Antrieb, beeindruckendem Langstreckenkomfort, brillanter Lichttechnik und einer im Alltag sehr hohen elektrischen Reichweite auf die Beine gestellt. Kritikpunkte bleiben die eher langsame Ladegeschwindigkeit und der im Segment kleinere Kofferraum. Preislich ist der A5 mit einem ab Preis von 71.550 Euro (Testwagen mit Extras 81.844 Euro) zwar im Premiumbereich angesiedelt, doch auch die Plug-in-Hybride von BMW 3er Touring und Mercedes C-Klasse T-Modell sind nicht günstiger. Im Vergleich mit dem gleich starken S5 Avant, der auf einen aufgeladenen V6 mit Mildhybridunterstützung vertraut, geht der e-hybrid fast als Schnäppchen durch. Für das S-Modell werden nämlich aufgrund der NoVA mindestens 92.300 Euro fällig. Da liegt unser Testwagen inklusive Extras rund 10.500 Euro darunter.
Wer einen hochwertigen, komfortablen und akustisch außergewöhnlich ruhigen Kombi sucht, der den Großteil der Woche elektrisch und am Wochenende entspannt über lange Strecken fährt, findet im neuen A5 Avant e-hybrid eine der derzeit überzeugendsten Lösungen auf dem Markt.
Weitere Fotos vom Test sehen Sie in unserer Galerie.
www.audi.at
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