Editorial des Herausgebers
Gute Arbeiterkammer, schlechte Arbeiterkammer

| Wolfgang Zechner 
| 08.07.2025

Ich gestehe: Ich bin ein Fan der Arbeiterkammer. Dass es sie gibt, ist gut und zeigt, dass Österreich nach wie vor ein Land mit hohen Sozialstandards ist. Eine gesetzlich verankerte Institution, die die Rechte der Arbeitnehmer:innen vertritt? Das ist weltweit eher die Ausnahme und spricht klar für die Republik.

Aber: Ich bin kein Fan der Arbeiterkammer, wenn sie versucht, mit Polemik politisches Kleingeld zu wechseln – wie bei der immer wiederkehrenden Kritik am österreichischen Lebensmittelhandel. Nicht, dass man diesen nicht kritisieren dürfte – im Gegenteil. Man soll sogar! Aber bitte mit Maß und Fairness.

Gerade bei der AK hat man den Eindruck, es werde seit Jahren reflexartig dasselbe Gespenst heraufbeschworen. Immer wieder dieselben Vorwürfe, obwohl sie vielfach widerlegt wurden. Besonders ärgerlich: die ständigen Preisvergleiche mit Deutschland. Als ob man diese beiden Märkte eins zu eins vergleichen könnte!

Deutschland ist ein völlig anderes Pflaster. Dort spielen Diskonter eine viel größere Rolle und es gibt mächtigere Einkaufsorganisationen, die entsprechend bessere Konditionen bekommen. Außerdem sind die Filialennetze der Ketten viel loser gestrickt als in Österreich und es gibt in Deutschland mehr Ballungsräume und weniger abgelegene Regionen, die dennoch versorgt werden müssen. Auch die landwirtschaftlichen Strukturen unterscheiden sich grundlegend – ebenso wie der Rabattanteil, der in Österreich deutlich höher ist. 

Kurz gesagt: Es werden Äpfel mit Birnen verglichen. Leider kommt man mit Argumenten im parteipolitischen Diskurs nicht sehr weit. Ich könnte die Fakten genauso gut in ein Sackerl reden und an die Türschnalle der AK-Zentrale in Wien hängen – es würde sich trotzdem nichts ändern. Der nächste Preisvergleich kommt bestimmt. Leider.

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV