Fotos der Pressekonferenz
Frauengesundheitsreport beleuchtete offen, was sonst im Verborgenen bleibt

| Janet Teplik 
| 19.05.2025

Im Rahmen einer Pressekonferenz wurden aktuelle Ergebnisse einer Studie präsentiert, die u. a. aufzeigen, dass Schönheitsideale der Gesundheit von Frauen schaden.

Frauen haben Angst vor dem Älterwerden – und zwar ganze 68 Prozent von ihnen, wie aus einer Studie hervorging, die von Pure Encapsulation verantwortet wurde. Die Untersuchung verdeutlichte: Für Frauen ist Altern mehr als nur ein biologischer Prozess. Vielmehr ist es ein gesellschaftliches Stigma. Während das Reifen von Männern oftmals mit dem eines Weins oder edlen Tropfens verglichen wird, sie im Alter als attraktiver und erfahrener gelten, leiden Frauen unter einem tief verankerten Altersbias – auch zulasten ihrer Gesundheit, wie sich zeigte.

Erst kürzlich berichtete LEADERSNET über den noch immer klaffenden Gender Health Gap und seine Folgen für die Gesundheit von Frauen. Nun zeigt der Frauengesundheitsreport erneut offen, was sonst im Verborgenen bleiben würde: Älterwerden ist für Frauen mit gesellschaftlichem Druck, fehlender Aufklärung und dem Mangel an authentischen Vorbildern verbunden. Daher haben 68 Prozent der Befragten Angst vor dem Älterwerden und mehr als die Hälfte (51 %) fühlt sich aufgrund der herrschenden Schönheitsideale nicht wohl im eigenen Körper. Infolgedessen greift beinahe fast jede dritte Frau zu radikalen Diäten (28 %) oder extremen Sportprogrammen, und beinah jede vierte Frau plant oder hat bereits ästhetische Maßnahmen gegen Alterserscheinungen durchführen lassen (23 %). 

Bedeutung des "Male Gaze"

Dabei unterstrich die Studie insbesondere, dass der Großteil der Frauen davon überzeugt ist, dass die Gesellschaft ein bestimmtes Bild davon zeichne, wie Frauen im Alter auszusehen haben. Ganze 81 Prozent haben diese Frage bejaht. Zudem haben 64 Prozent von ihnen angegeben, dass sie das Gefühl haben, immer jünger aussehen zu müssen, um attraktiver wahrgenommen zu werden. Und 40 Prozent fühlen sich durch Medienbilder von jungen, makellosen Frauen unter Druck gesetzt, ihr Aussehen zu verändern. Eine Rolle spielt dabei der sogenannte "Male Gaze". Gemeint ist damit die Darstellung von Frauen aus einer männlichen, heterosexuellen Perspektive. Geprägt wurde dieser Begriff durch die britische Filmkritikerin Laura Mulvey in den 1970er-Jahren, die damit der sexualisierten Darstellung von Frauen durch die metaphorischen Augen eines Mannes einen Namen geben wollte. Und auch heute noch bestimmt der Male Gaze wie Frauen wahrgenommen werden – wenig verwunderlich, immerhin leben wir in einem Patriarchat und somit in einer Welt von und für Männer.  

So bewirken die durch den Male Gaze diktierten Schönheitsideale, dass Altern für viele Frauen kein natürlicher Übergang ist, sondern viel mehr ein Drahtseilakt zwischen Schönheitsdruck, Unsichtbarkeit und der Angst vor sozialer Ausgrenzung. Während die Jugend gefeiert wird, verschwindet das Bild der älteren Frauen zunehmend aus der öffentlichen Wahrnehmung. So sind gereifte Frauen kaum bis gar nicht in der Werbung zu sehen, nicht mehr in den Medien präsent und selbst in Filmen spielen sie keine Rolle mehr. Fast so, als hätte ihre Existenz nach den Jahren der Reproduktionsfähigkeit keine Berechtigung mehr. Als wären ältere Frauen nur mehr eine Belastung und sollten unter den Teppich gekehrt werden. Doch viele Frauen fordern ein neues Narrativ des Älterwerdens, um den patriarchalen Kreislauf zu durchbrechen und sich zu befreien. "Das Narrativ des Alterns muss sich verändern – besonders für Frauen. Unser Report zeigt klar, was fehlt: Wertschätzung, Information und echte Vorbilder jenseits jugendlicher Ideale. Healthy Aging bedeutet nicht nur, körperlich gesund zu bleiben, sondern auch mentale Stärke, soziale Teilhabe und echte gesellschaftliche Anerkennung", so Tina Werner, Pharmazeutin und Nährstoffexpertin bei Pure Encapsulation.

Frauen wollen endlich gesund altern dürfen

Für Frauen bedeutet gesundes Altern vor allem körperlich fit (53 %) sowie geistig und emotional gesund (22 %) zu bleiben. 91 Prozent von ihnen achten deswegen auf eine ausgewogene Ernährung und 67 Prozent setzen auf regelmäßige Bewegung. Die Studie zeigt, dass bereits 25- bis 34-jährige Frauen dem Thema hohe Bedeutung beimessen (89 %). Dennoch fühlen sie sich gesellschaftlich dazu gedrängt, im Alter jünger auszusehen, um als attraktiver zu gelten. 96 Prozent der Befragten zeigen sich dabei davon überzeugt, dass diese Schönheitsideale auf Kosten der Gesundheit gehen. Beinahe jede vierte Frau hierzulande (23 %) hat daher bereits kosmetische oder ästhetische Maßnahmen gegen Alterserscheinungen vorgenommen oder plant diese. 20 Prozent fühlen sich sogar dermaßen unter Druck gesetzt, derartige Behandlungen in Betracht zu ziehen und das trotz Risiken. Zudem geben 68 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen an, Pflegeprodukte zur Vorbeugung gegen Falten, Altersflecken und Pigmentierungen zu verwenden. Doch die Studienergebnisse zeigen auch: es gibt ein alternatives Ideal des Alterns. So verbinden 77 Prozent Schönheit im Alter mit innerer Zufriedenheit und Selbstakzeptanz. Für 63 Prozent ist es auch das natürliche Aussehen. Und nur eine Minderheit nennt klassische Schönheitsmerkmale wie eine glatte Haut (21 %), makellose Beine (13 %) oder das Fehlen von Altersflecken (12 %). Es zeigt sich also: Hier herrscht Diskrepanz. Frauen wollen natürlich altern, doch der gesellschaftliche Druck, glatter, jünger und schöner zu erscheinen, bleibt massiv. 

"Kaum ein Thema ist so sensibel behaftet wie das Älterwerden – besonders, wenn es um das eigene Aussehen geht. Sich für ästhetische Behandlungen zu entscheiden, ist etwas sehr Persönliches und sollte niemals von äußeren Erwartungen oder gesellschaftlichem Druck bestimmt sein. Gleichzeitig wissen wir, wie tief solche Normen in unserem Alltag verankert sind – oft unbemerkt, aber wirkungsvoll. Als Ärztin sehe ich es als meine Herzensaufgabe, Frauen nicht nur medizinisch zu begleiten, sondern sie auch darin zu bestärken, auf sich selbst zu hören. Es geht darum, Entscheidungen zu treffen, die ihrem eigenen Wohlgefühl und inneren Gleichgewicht entsprechen – frei, selbstbestimmt und ganz bei sich", erklärt Yvonne Helmy-Bader, Fachärztin für Gynäkologie, spezialisiert auf Hormonmedizin und Anti-Aging.

Fehlende Vorbilder

68 Prozent der befragten Frauen empfinden, dass ältere Frauen in den Medien, in der Werbung und generell der Popkultur unterrepräsentiert sind oder einseitig dargestellt werden. Der Druck, bestimmten Idealen zu entsprechen, kommt laut den Umfrageteilnehmerinnen großteils aus der Modebranche (70 %), gefolgt von Medien (67 %), Kosmetikindustrie (67 %) und Social Media (64 %). Dabei sagen mehr als die Hälfte der Frauen (51 %), dass diese Schönheitsideale zur Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper führen. Sie wünschen sich deshalb weniger Fixierung auf Äußerlichkeiten (34 %), mehr offene Gespräche (27 %) und echte Vorbilder (20 %). Was jedoch fast alle Frauen unisono fordern: Gesundheit soll wichtiger sein als Schönheit (98 %). Zudem kritisieren sie, dass viel zu selten über die positiven Seiten des Alterns gesprochen wird (94 %). 

"Wir alle unterliegen Schönheitsnormen – sie sind Ausdruck eines Systems, das insbesondere Frauen über ihr Aussehen bewertet. Nur eine sehr kleine Gruppe kann diesen überhöhten Idealen überhaupt entsprechen. Auch wenn wir uns versuchen, bewusst dagegen abzugrenzen, beeinflussen diese Normen unser Selbstbild, unseren Selbstwert und letztlich auch die psychische Gesundheit. Die Gesundheit von Frauen, insbesondere von älteren Frauen, müsste gesamtgesellschaftlich mehr in den Fokus genommen werden. Als Psychotherapeutin sehe ich häufig, dass diese überhöhten Ideale Druck auf Frauen ausüben und zu psychischen Erkrankungen führen können", so Barbara Schrammel, Psychotherapeutin, Beraterin und Vorständin beim Verein Frauen beraten Frauen*.

Mari LangGründerin und Host des Podcasts Frauenfragen, Autorin und Speakerin, ergänzt: "Es ist kein Zufall, dass Frauen beim Thema Altern zwischen Selbstoptimierung und Unsichtbarkeit pendeln. Auf Social Media wird Jugend romantisiert – aber echte Vorbilder, die zeigen, dass Altern auch Kraft und Würde bedeutet, fehlen fast völlig. Ich wünsche mir mehr ehrliche Bilder und mehr Stimmen, die sagen: Du bist genug – egal, wie alt du bist."

LEADERSNET war bei der Pressekonferenz und hat für Sie Fotos in der Galerie aufbereitet. 

www.purecaps.net

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