"Sag mir die Wahrheit" zeigt auf zwei Stockwerken rund 400 der bekanntesten Werke aus verschiedenen Schaffensperioden von Ivan Marchuk. Einige Gemälde werden im beeindruckenden, immersiven Format präsentiert: auf riesigen Wänden werden sie in einer faszinierenden, rhythmischen und musikalischen Inszenierung abwechselnd zum Leben erweckt und ziehen den Betrachter in Bann. Die Ausstellung bietet die Gelegenheit, sich einen Überblick über das gesamte Lebenswerk des ungewöhnlichen Künstlers und Querdenkers zu verschaffen. Marchuk hat im Laufe seines rund 70 Jahre währenden künstlerischen Lebens etwa 5000 Werke geschaffen und über 200 Einzelausstellungen in fünf Kontinenten der Welt eröffnet.
In Vertretung für Bürgermeister Michael Ludwig nahm Thomas Reindl, Gemeinderatsvorsitzender und Landtagsabgeordneter der Stadt Wien, an der Eröffnung teil und meinte: "Marchuks Kunst ist einzigartig und besonders, weil er in der Ukraine und in Europa sehr berühmt ist. Für uns ist es ein großes Privileg, diesen Künstler hier in Wien zu haben. Und auch, dass er hier in Wien lebt und arbeitet. Wir freuen uns, dass er in Wien bereits über 200 Gemälde geschaffen hat, die die Kunst Szene bereichern und in der Ausstellung zu sehen sind."
Günther Lutschinger, Geschäftsführende Vorstand des Verbandes für gemeinnütziges Stiften dazu: "Ein großer Erfolg ist, dass diese Ausstellung in den Händen der gemeinnützigen Stiftung liegt. Sie ist für die Ewigkeit angelegt und verbindet Menschen, Länder, Generationen und Kulturen. Diese Verbindungen sind der eigentliche Erfolg dieser Ausstellung. Wir Österreicher fühlen uns sehr geehrt, dass diese Stiftung in unserem Land gegründet wurde. Wir haben österreichische Künstler wie Klimt, Maria Lassnig, Franz West und berühmte österreichische Künstler, und wir fühlen uns sehr geehrt, dass Ivan Marchuk sich entschieden hat, diese Stiftung in Österreich zu gründen."
Der Künstler freut sich über diese Wertschätzung und Unterstützung und meint dazu: "Wenn ich durch meine Bilder mit den Menschen in Kontakt trete, bei ihnen ehrliche, wahre Gefühle und Nachdenken über unser menschliches Miteinander auslöse, macht mich das glücklich. Ich wünsche mir, dass meine Kunst für alle Menschen immer zugänglich ist. Ich bin dankbar, in Wien die Freiheit und Unterstützung gefunden zu haben, für die ich mein Leben lang eingetreten bin. Ich bin sicher, dass durch die Stiftung mein künstlerisches Werk gesichert ist, öffentlich zugänglich bleibt und zur Kunstförderung beitragen kann".
Die Kraft der Kunst für die Wahrheit.
Seine aktuelle Ausstellung ist die bereits vierte in seiner neuen Heimat Wien und beschäftigt sich, angelehnt an das berühmte Zitat des Philosophen Theodor Adorno "Kunst ist Magie, befreit von der Lüge, Wahrheit zu sein", mit dem Zusammenhang von Kunst und Wahrheit. Adorno glaubte an deren Verwandtschaft und auch Marchuk sieht in der Kunst die Kraft, ungeschönt die Wahrheit zu zeigen. Die Wahrheit ist in der heutigen Zeit heftig umstritten, was bisher internationaler Konsens war, ist brüchig geworden. Das wird gerade am Beispiel von Marchuks Heimatland, der Ukraine, deutlich. Marchuks Kunst ist mutig, weil er sich darin eindrücklich mit unterschiedlichen menschlichen Gefühlen wie Angst, Sehnsucht, Hoffnung, Trauer und Schmerz auseinandersetzt. Seine Kunst schaut hin und zeigt Wahrheiten, die sonst oftmals in den Hintergrund gedrängt werden.
Privatstiftung schützt Kultur-Gut.
Ivan Marchuk lebte stets ein asketisches Leben als Künstler, verkaufte nicht, sondern behielt seine besten Werke, denn sein größtes Anliegen ist es bis heute, seine Kunst mit den Menschen zu teilen, Seine Flucht nach Wien 2022 rettete ihm nicht nur das Leben, sondern bewahrte auch Hunderte seiner Gemälde vor der Zerstörung. Unterstützt von der lokalen ukrainischen Gemeinschaft kann er in Wien in Frieden weiterhin malen und seine Werke den Menschen zugänglich machen. Damit das auch so bleibt, wurde mit Beginn des Jahres - voller Vertrauen in das Rechtssystem seiner neuen Heimat Wien - die gemeinnützige Ivan Marchuk Privatstiftung ins Leben gerufen. Sie dient dazu, eine der wichtigsten Stimmen der ukrainischen Kunst zu bewahren und eine Auswahl von 310 seiner Werke dauerhaft für die Öffentlichkeit zugänglich zu halten, sei es durch Ausstellungen oder Leihgaben an anerkannte Museen oder Galerien weltweit.
Genie der Gegenwart mit bewegtem Leben.
Marchuk wurde - aufgrund seiner einzigartigen Maltechnik, dem Pliontanismus und seiner Auseinandersetzung mit philosophischen Themen, die das gesellschaftliche Bewusstsein beeinflussen - als einziger Ukrainer in die Liste der „100 Genies der Gegenwart" des britischen «Daily Telegraph» aufgenommen. Geboren am 12. Mai 1936 feiert er während der Ausstellung seinen 89. Geburtstag. Seit jeher verspürte er den Drang zu zeichnen, war auf der Suche nach seiner eigenen Art des künstlerischen Ausdrucks und sieht Kunst als seine Form der Kommunikation mit den Menschen. Der Wunsch, frei zu schaffen, stieß auf starken Widerstand seitens des damaligen Systems, verfolgt vom KGB musste er die Ukraine verlassen. Mehr zu seinem bewegten Leben.
"Sag mir die Wahrheit"
ist noch bis 12. Mai in Aula der Wissenschaften, Wollzeile 27 A, 1010 Wien täglich von 10 bis 19 Uhr bei freiem Eintritt zu sehen. Den Künstler treffen können Sie bei der Finissage am 12. Mai 2025, 16 Uhr.