Journalistenbarometer 2025
Journalismus zwischen Qualitätsanspruch und Sparkurs

| Redaktion 
| 06.05.2025

Mehr als 500 Medienmacher:innen aus der DACH-Region wurden zu aktuellen Themen befragt und wie sie den Wandel in der Medienwelt persönlich erleben.

Am Dienstag hat Marketagent die 21. Ausgabe des Journalist:innen-Barometers vorgestellt. Dieses Jahr war zum ersten Mal auch die Schweizer Beratungs- und Kommunikationsagentur Farner/Team Farner involviert. Die Ergebnisse zeigen die Medienmacher:innen gefangen zwischen hohen Standards und Einsparungsmaßnahmen. Dabei müssen die Journalist:innen täglich zwischen Personalmangel, Spardruck und Publikumserwartungen um Glaubwürdigkeit und Qualität kämpfen.

Mehrheit gegen Sensationsjournalismus

Über 90 Prozent der Medienschaffenden hierzulande nennen beispielsweise auf die konkrete Frage, was die österreichischen Medien gegen zunehmende Polarisierung tun könnten, eine sachliche und faktenbasierte Berichterstattung. Über 80 Prozent nennen die Aufdeckung von Fake News. Drei von vier Befragten sprechen sich für eine Vermeidung von Sensationsjournalismus aus.

77 Prozent aller befragten Journalist:innen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz beklagen auch, dass die Einsparungsmaßnahmen ihnen nicht erlaubten, journalistische Standards einzuhalten. Jede:r dritte österreichische Journalist:in gibt zu, dass sich die Bedeutung der Seriosität in der Arbeitsweise eher verringert hat.

Medien als gesellschaftliche Trendsetter

Die Mehrheit der befragten Medienschaffenden in Österreich, Deutschland und der Schweiz sieht ihre Wirkungsmacht als groß. Rund 95 Prozent (DACH-Raum: 96 Prozent, Österreich: 93 Prozent) bezeichnen den Journalismus als Kraft, welche bewusst oder unbewusst gesellschaftliche Trends beeinflussen kann. 90 Prozent in der DACH-Region und 92 Prozent in Österreich sind zudem überzeugt, dass sie einen Beitrag zum Zusammenhalt der Gesellschaft leisten kann. Um Zurückhaltung bemühen sich die österreichischen Befragten, stellt man die kritische Frage, ob Journalist:innen bewusst Trends beeinflussen sollen. "Eher nicht" oder "nein, auf keinen Fall" sagen knapp 60 Prozent. 58 Prozent der Medienmacher:innen finden, Fakten müssen im Vordergrund stehen, persönliche Standpunkte dürfen aber situativ mitschwingen.

Medien mit prägendem Einfluss auf die öffentliche Meinung © Marketagent/Farner

"Journalist:innen reflektieren ihre gesellschaftliche Rolle mit großem Bedacht", sagt Toby Felder, Partner bei der Schweizer Beratungs- und Kommunikationsagentur Farner/Team Farner und ergänzt: "Die Ergebnisse bestätigen aber auch, dass es Journalist:innen durch den wirtschaftlichen Druck zunehmend schwerfällt, diese Rolle zu erfüllen."

Kaum Einfluss durch Print und Radio

Das Barometer 2025 zeigt, dass über 80 Prozent der österreichischen Journalist:innen angaben, dass die Print-Medien an Relevanz verloren haben. Etwas mehr als 40 Prozent sehen einen Bedeutungsverlust beim Fernsehen und rund 30 Prozent beim Radio. Noch markanter fällt dieser Rückgang in Deutschland und der Schweiz aus. Bei TV sind es in Deutschland 62 Prozent und in der Schweiz 71 Prozent, bei Radio in Deutschland 43 Prozent und in der Schweiz 58 Prozent. Nach Meinung der Journalist:innen gewinnen hingegen hierzulande Social Media (85 Prozent), Online und digitale Plattformen (mehr als 75 Prozent) sowie Podcasts (fast 85 Prozent) an Gewicht.

Der Bedeutungsverlust klassischer Medien schlägt sich auch auf die Prägung der öffentlichen Meinung nieder. 84 Prozent sehen in Österreich die sozialen Medien heute an der Spitze der meinungsmachenden Medien und jeweils 61 Prozent die digitalen Plattformen bzw. das Fernsehen. Printmedien haben dagegen nur noch aus Sicht von rund 37 Prozent prägenden Einfluss auf die öffentliche Meinung. Deutlich abgeschlagen ist das Radio, nur 23 Prozent trauen ihm heute noch Deutungshoheit zu.

"Was wir sehen, ist ein klarer Paradigmenwechsel: Was früher Leitmedium war, verliert an Strahlkraft. Social Media hat sich zum mächtigsten Meinungsmacher entwickelt, digitale Newsformate stehen mittlerweile gleichauf mit dem Fernsehen. Das verändert nicht nur die Reichweite, sondern auch die Regeln des Journalismus", so Marketagent-Founder Thomas Schwabl.

Traumberuf

Zwei von drei Befragten hierzulande sind trotz aller Herausforderungen optimistisch, dass die Arbeitsplätze sehr oder eher sicher sind. Das Barometer stellt außerdem fest, dass wer noch im Beruf tätig ist, demnach auch aus Leidenschaft arbeitet. Knapp 60 Prozent bezeichnen ihren Job als Traumberuf.

Weitere Informationen entnehmen Sie dem vollständigen Bericht im Anhang.

www.marketagent.com

www.farner.ch

Journalist:innen-Barometer

Im Rahmen des "Journalist:innen-Barometer" erhebt das digitale Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent seit 2004 jährlich ein Stimmungsbild des Journalismus.

In diesjähriger Zusammenarbeit mit der Schweizer Beratungs- und Kommunikationsagentur Farner/Team Farner hat Marketagent vom 3. bis 16. März 2025 über 500 Medienschaffende im DACH-Raum, darunter 137 Journalist:innen aus Österreich, mittels CAWI (Computer Assisted Web Interviews) befragt.

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