Interview mit Julia Frey
"Das nachhaltigste Gebäude ist das, welches wir nicht neu bauen, sondern intelligent adaptieren"

Julia Frey, Architektin und Gründerin des Start-ups White Wall System, setzt mit ihren Innovationsformaten auf interdisziplinäre Netzwerke, um nachhaltige Transformationen in der Bau- und Immobilienbranche zu fördern. Im LEADERSNET-Interview spricht sie über Herausforderungen, Chancen und Schritte zur Beschleunigung der Bauwende.

LEADERSNET: Sehr geehrte Frau Frey, was ist die Bauwende, und warum ist sie dringlich?

Julia Frey: Die Bauwende ist ein umfassender Transformationsprozess, der die Bau- und Immobilienbranche hin zu Nachhaltigkeit, Inklusion und Ästhetik lenkt, wie es auch die Ziele des New European Bauhaus vorgeben. Angesichts multipler globaler Krisen – vom Klimawandel bis zu Ressourcenknappheit – ist es essenziell, dass wir vom ressourcenintensiven Neubau hin zu zirkulärem Bauen und Bestandstransformation übergehen. Die Dringlichkeit ergibt sich aus der Notwendigkeit, unsere gebaute Umwelt an aktuelle ökologische und soziale Anforderungen anzupassen, ohne weitere ökologische Schäden zu verursachen. Das nachhaltigste Gebäude ist das, welches wir nicht neu bauen, sondern intelligent adaptieren.

LEADERSNET: Warum ist interdisziplinäre Zusammenarbeit entscheidend?

Frey: Konventionelle Prozesse stoßen an ihre Grenzen, wenn es darum geht, Innovationen in der gesamten Wertschöpfungskette zu implementieren. Die Komplexität der Bauwende erfordert die Zusammenarbeit von Architekt:innen, Ingenieur:innen, Konzernen, Finanzinstituten und Regulatoren. Unser Anspruch schafft Räume für Wissensaustausch und Synergien. Vertrauen, gestützt durch transparente, akademisch fundierte Kooperation, ermöglicht neue Benchmarks und markttaugliche Innovationen.

LEADERSNET: Welche Chancen bietet das Bauen im Bestand?

Frey: Bauen im Bestand reduziert den CO₂-Fußabdruck durch Nutzung vorhandener Ressourcen und eröffnet kreative Anpassungsmöglichkeiten wie energetische Sanierungen oder Umnutzungen. Nutzerzentrierte Planung und zirkuläres Bauen fördern neue Geschäftsmodelle, etwa nachhaltige Dienstleistungen rund um Immobilien.

LEADERSNET: Welche Rolle spielt die Regulatorik?

Frey: Die Regulatorik ist zentral, doch EU-Vorgaben wie die des New European Bauhaus fehlen oft wissenschaftliche und operationalisierungsfähige Prozesse für die Umsetzung. Unser Ziel ist es, innovative Ansätze im Sandbox-Status zu testen, um kreislauffähige, praxistaugliche regulatorische Empfehlungen zu entwickeln.

LEADERSNET: Was sind die größten Hürden, und wie können sie überwunden werden?

Frey: Die größten Hürden sind Silodenken, fehlendes Vertrauen zwischen Akteur:innen und die Angst vor Risiken bei der Implementierung neuer Ansätze. Um diese zu überwinden, brauchen wir transparente Prozesse und neutrale Plattformen wie "synchronize.", die den Dialog fördern und Silos aufbrechen. Ein weiterer Punkt ist die Bindung von Talenten – die nächste Generation von Fachkräften will purpose-driven arbeiten. Durch akademisch gestützte, branchenübergreifende Netzwerke können wir nicht nur Innovationen vorantreiben, sondern auch attraktive Arbeitsumfelder schaffen. Letztlich geht es darum, Prozesse transdisziplinär zu gestalten und Mut zur Transformation zu zeigen – sowohl in der gebauten Umwelt als auch in unseren Denkstrukturen.

www.at.linkedin.com/in/julia-frey

Zur Person

Julia Freys Engagement für die Bauwende zeigt, dass nachhaltige Transformation nur durch Zusammenarbeit und mutige Innovation gelingen kann.

Mit "synchronize." legt sie den Grundstein für eine Zukunft, in der Bauen nicht nur funktional, sondern auch nachhaltig, ästhetisch und inklusiv ist. Die letzten Jahre verantwortete Frey für die Baumschlager Hutter Partners Gruppe vom Standort Wien aus die Bereiche Business Development & Creative Strategies.

Bereits seit 2018 engagiert sich die 44jährige Wienerin in Konferenzen und Research zu nachhaltigen Strategien in der Kreativ- und Bauwirtschaft und gründete das Start-up White Wall System, das die F&E basierte Produktentwicklung einer neuen, nachhaltigen Bauform zum Innenausbau verfolgt.

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Julia Freys Engagement für die Bauwende zeigt, dass nachhaltige Transformation nur durch Zusammenarbeit und mutige Innovation gelingen kann.

Mit "synchronize." legt sie den Grundstein für eine Zukunft, in der Bauen nicht nur funktional, sondern auch nachhaltig, ästhetisch und inklusiv ist. Die letzten Jahre verantwortete Frey für die Baumschlager Hutter Partners Gruppe vom Standort Wien aus die Bereiche Business Development & Creative Strategies.

Bereits seit 2018 engagiert sich die 44jährige Wienerin in Konferenzen und Research zu nachhaltigen Strategien in der Kreativ- und Bauwirtschaft und gründete das Start-up White Wall System, das die F&E basierte Produktentwicklung einer neuen, nachhaltigen Bauform zum Innenausbau verfolgt.

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