In Österreich fahren etwa 1,2 Millionen Menschen mit dem Rad. Das bedeutet, etwa 68 Prozent der heimischen Haushalte besitzen eines der Velos, um von A nach B zu kommen. Voll im Trend sind dabei E-Bikes. Nachdem bereits 2023 erstmals mehr elektrische Fahrräder verkauft wurden als jene ohne Motor, konnten die Verkaufszahlen im vergangenen Jahr nochmals gesteigert werden. Der Marktanteil von E-Bikes am Gesamtmarkt liegt demnach im Jahr 2024 bei 57 Prozent – eine Steigerung von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr und damit der höchste Wert in Europa.
Milliarden Umsatz
Laut aktuellen Daten haben sich die Verkaufszahlen also – nach einigen Ausreißern während der Pandemiejahre – auf einem Niveau rund um 400.000 Fahrräder stabilisiert. Dazu entschieden beigetragen haben unter anderem die Förderungen im Rahmen von Dienstfahrradmodellen sowie die E-Mobilitätsförderung des Klimaschutzministeriums in Kooperation mit dem österreichischen Sport- und Fahrradfachhandel. So wurden insgesamt im vergangenen Jahr 395.426 Fahrräder (-6,1 %) von der Fahrradindustrie an den österreichischen Sport- und Fahrradfachhandel verkauft. Dabei wurden 2024 1,055 Milliarden Euro (-11,1 %) umgesetzt – das vierte Mal infolge, dass die eine Milliarde erreicht wurde. Dass die Fördermodelle wirken, zeigen etwa auch die Versechsfachung der Dienstfahrräder seit 2022 und die nach wie vor steigenden Absatzzahlen bei (E-)Falträdern und (E-)Transportfahrrädern. Deutliche Zuwächse gab es dennoch in mehreren Fahrradkategorien: Trendsetter sind weiterhin E-Falträder (+33,8 %), E-Transportfahrräder (+48,7 %), Gravel Bikes (+12,7 %) und Rennräder (20,8 %).
"Den Rückgang haben wir aufgrund der wirtschaftlich herausfordernden Rahmenbedingungen, die natürlich einen negativen Einfluss auf die Kauflust der Konsument:innen haben, prognostiziert", sagt Hans Jürgen Schoder, Sprecher der ARGE Fahrrad. "Aber er ist deutlich geringer als erwartet, gerade bei den E-Bikes haben wir zum Teil stark wachsende Segmente, das stimmt uns sehr zuversichtlich. Umso mehr braucht es jetzt alle Anstrengungen für politische Rahmenbedingungen, die die heimische Kaufkraft wieder stärken und den Wirtschaftsmotor in Gang bringen."
Gleichzeitig lasse sich von der geringeren Absatzmenge seitens der Fahrradindustrie an den Handel keine Rückschlüsse auf die tatsächliche Nachfrage nach Fahrrädern von Konsument:innen im Handel treffen, so die Branchenexperten. Die Nachfrage nach Velos im Sport- und Fahrradfachhandel sei weiterhin gut und auch der Handel decke die aktuelle Nachfrage gut aus gefüllten Lagern ab. Vor allem dem Osterngeschäft blicke die Industrie und der Handel positiv entgegen.
Notwendigkeit der Fortsetzung von Förderungen
"Bis 2024 wurden (E-)Falträder und (E-)Transportfahrräder im Rahmen der E-Mobilitätsoffensive als gemeinsame Aktion des zuständigen Klimaschutzministeriums in Kooperation mit dem Sport- und Fahrradfachhandel gefördert", erklärt Michael Nendwich, Sprecher des Sportartikelhandels in der Wirtschaftskammer Österreich und Geschäftsführer des VSSÖ. Und appelliert an die neuen politischen Verantwortlichen: "Eine starke Nachfrage und Wertschöpfung im heimischen Sport- und Fahrradfachhandel auf der einen Seite. Und ein seit Jahren starker Anstieg der nachhaltigen Elektromobilität bei Pendlerinnen und Pendlern, Transporten und vielen Wegen mehr mit dem E-Bike auf der anderen Seite. Das ist ein Tandem, das unbedingt weiter auf der Erfolgsspur bleiben muss."
Bis 2024 wurde der Neukauf eines (E-) Transportrades durch die E-Mobilitätsoffensive mit bis zu 900 Euro gefördert, bei einem (E-)Faltrad mit bis zu 500 Euro. Ein detaillierter Blick auf die Zahlen zeige weitere Erfolge der Förderung: vergangenes Jahr wurden über 8.400 (E-) Falträder von der Industrie an den Handel verkauft, bei den (E-)Transportfahrrädern waren es ebenfalls knapp 8.000. In Summe wurden 2024 seitens klimaaktiv im Rahmen der E-Mobilitätsoffensive 13.300 (Elektro-)Fahrräder gefördert.
"Die erfolgreichen Fördermodelle für (E-)Falträder und (E-)Transportfahrräder, die im vergangenen Jahr ausgelaufen sind, wieder ins Leben zu rufen, ist ein Gebot der Stunde. Diese sind ein Gamechanger für die nachhaltige Mobilität – und das auch in einem wirtschaftlich schwierigen Jahr mit zurückhaltenden Konsument:innen. Auch der Reparaturbonus trägt seinen Teil zum Fahrradtrend bei", so Nendwich.
Durch Fahrrad geschaffene Wertschöpfung weiterhin hoch
Insgesamt erwirtschaftete die Fahrradindustrie in Österreich wie eingangs erwähnt 1,055 Milliarden Euro – mehr als 77 Prozent davon mit E-Bikes. "Das Fahrrad ist in Österreich aber nicht nur ein wichtiger und verlässlicher Wirtschaftsfaktor, sondern auch immer wieder Trendsetter. Das E-Mountainbike ist seit Jahren stabil und sogar immer noch auf hohem Niveau leicht steigend. Dass wir bei Gravel Bikes (+12,7 %) und Rennrädern (+20,8 %) auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten immer noch Marktanteile und neue Fans für das Rad gewinnen können, stimmt uns auch für die Zukunft zuversichtlich", meint Schoder und führt abschließend aus: "Die ersten Rückmeldungen unserer Händler:innen zum Ostergeschäft sind auch vorsichtig optimistisch. Industrie und Handel haben ihre Hausaufgaben gemacht, sind immer nah dran an unseren Konsument:innen, wir hoffen auch 2025 auf ein starkes Fahrrad-Jahr."
www.vsso.at
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