"Die Axt im Hause erspart den Zimmermann", dichtete Friedrich Schiller einst in seinem "Wilhelm Tell". Und ein Volk eifriger Heimwerker:innen sind auch die Österreicher:innen. Vor allem jetzt, da es wieder wärmer wird, beginnen große Teile der Bevölkerung in Haus und Garten zu werkeln. Das freut vor allem die Bau- und Gartenmärkte – schließlich lud der Frühling bislang noch nicht so sehr dazu ein, wie Thomas Marx, Geschäftsführer der Raiffeisen-Tochter Lagerhaus berichtet. Jetzt geht es aber endlich los: "Die Lagerhaus-Genossenschaften starten nach einem witterungsbedingt noch verhaltenem März gut gerüstet in die Gartensaison." Somit kann man vielleicht an das vergangene Jahr anschließen, in dem Marx zufolge sich der Umsatz im Bereich Haus und Garten insgesamt stabil entwickelt habe. "Der Gartentrend geht eindeutig weiter. Viele Kundinnen und Kunden möchten ihren Außenbereich verschönern, selbst anbauen oder einfach mehr Zeit im Grünen verbringen." Lagerhaus reagiere darauf mit einer breiten Auswahl an Produkten – die Bestseller im Heimwerkerbereich seien vor allem Farben und Werkzeuge wie etwa Bohrmaschinen. Darüber hinaus biete man viele Hilfsmittel an – von Lösungen für Bewässerung und Gartenpflege bis zu Saatgut und Pflanzen. Letztere stehen heuer besonders im Fokus: "Nachdem in den vergangenen Jahren viel in Bereiche wie Outdoorküche und Gartenteich beziehungsweise Pool investiert wurde, liegt der Fokus in diesem Jahr verstärkt auf der Pflanzengestaltung. Vor allem die mediterrane Gestaltung mit Olivenbäumen in allen Größen ist ein großes Trendthema in diesem Jahr." Ganz allein möchten viele Hobbygärtner:innen die Arbeit aber doch nicht machen und bedienen sich daher gerne der technischen Segnungen: Stark nachgefragt seien derzeit vor allem kabellose Rasenroboter. "Der Markt hat sich in diesem Bereich rasant entwickelt, da immer mehr Kunden auf innovative, zeitsparende Lösungen setzen, die eine präzise Rasenpflege ermöglichen. Hier wird stark in die Schulung der Mitarbeiter:innen investiert, um die Kundschaft bestmöglich bei der Auswahl zu beraten." Aber auch in den Baumärkten macht sich die Inflation und damit einhergehend ein verändertes Konsument:innenverhalten bemerkbar: „Kunden suchen zunehmend nach preisbewussten Lösungen, um Geld zu sparen." Der Lagerhaus-Verbund bietet daher mit seiner Marke IMPOS mehr als 1000 Artikel im Preiseinstiegssegment an. Zudem macht der Öko-Trend vor den Baumärkten nicht Halt: „Durch die verstärkte Nachfrage nach nachhaltigen Produkten, wird das Sortiment kontinuierlich um umweltfreundliche und ressourcenschonende Optionen erweitert."
Angespanntes Marktumfeld
Neben dem heimischen Platzhirsch Lagerhaus ist hierzulande seit der Übernahme der Filialen nach der Baumax-Pleite 2015 auch Obi, wie in zahlreichen europäischen Ländern, stark präsent. Hier weiß man zu berichten, dass die Häuslebauer:innen in den Regalen nicht mehr so leidenschaftlich zugreifen wie noch vor ein paar Jahren. "Das Marktumfeld bleibt angespannt. Die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen – sowohl global als auch regional – führen zu anhaltender Konsumzurückhaltung", heißt es von Unternehmensseite. Jedoch können die Baumärkte wohl davon profitieren, dass in dieser unruhigen Gesamtsituation eine Sehnsucht nach sicheren Häfen besteht: "Wir beobachten ein verstärktes Bedürfnis der Menschen nach Sicherheit, Harmonie und Zugehörigkeit. Das eigene Zuhause wird dabei zunehmend als Rückzugsort wahrgenommen – als Ort, der Geborgenheit bietet und an dem man selbst gestalten kann. Genau hier setzt der DIY-Handel an. In einer volatilen Welt wird er zur verlässlichen Anlaufstelle." Zu dem heißt es immer häufiger: Selbst ist der Mann beziehungsweise die Frau, da die Preise der Handwerker:innen gestiegen sind. Bei Obi komme man diesen Bedürfnissen mit einer Kombination aus Warenverfügbarkeit, Anleitung und Beratung – online wie offline – entgegen. Das schaffe Vertrauen und Orientierung. Als Beispiel nennt das Unternehmen seine Machbar, wo die Kund:innen vor Ort individuelle Beratung und Unterstützung bei der Umsetzung von Heim- und Gartenprojekte erhalten. Meist haben sie sich schon im Netz für den Marktbesuch akribisch vorbereitet. „Diese Entwicklung zeigt, wie wichtig es ist, sowohl online als offline ein nahtloses Einkaufserlebnis zu bieten." Dem digitalen Verkaufsraum gehöre aber nicht die Zukunft allein: "Unsere Branche steht vor Herausforderungen – etwa durch den zunehmenden Wettbewerb im Online-Handel, der aber oft auf reinen Produktverkauf abzielt. Wir setzen bewusst einen anderen Fokus: Wir schaffen Erlebnisse, liefern Inspiration und begleiten unsere Kund:innen auf dem gesamten Weg – von der Idee bis zur Umsetzung." Dazu vernetzte man sich verstärkt mit externen Helfer:innen. "Gemeinsam mit Partnern bieten wir ganzheitliche Lösungen an – etwa im Bereich Photovoltaik. Kund:innen erhalten nicht nur hochwertige Produkte, sondern auch eine Bedarfsanalyse, individuelle Beratung, Installation und auf Wunsch sogar Hilfe bei der Förderung."
Hilfe kann eben derzeit jede:r gebrauchen. Die Let's Do it-Märkte der 3e Handels-AG spürten zuletzt die angespannte Situation, konnten aber gegenhalten, erzählt Geschäftsführer Bernhard Reiter. Man habe leicht Federn gelassen, aber trotz eines anspruchsvollen wirtschaftlichen Umfelds blicke die Gruppe auf ein solides Geschäftsjahr 2024 zurück: "Der Außenumsatz lag mit 693 Millionen Euro um 2,6 Prozent unter dem Vorjahr – eine Entwicklung, die angesichts zurückhaltender Investitionen im Haus- und Gartenbereich, wetterbedingter Einflüsse und eines zunehmend preissensiblen Marktes nicht überraschend kam." Die anhaltend schwierige Wirtschaftslage und die daraus resultierende Konsumzurückhaltung wirken sich eben spürbar auf das Geschäft aus. "Neben einem Rückgang des Umsatzes führten die gedämpfte Investitionsbereitschaft und wirtschaftliche Unsicherheit zu strukturellen Anpassungen, darunter auch vier Filialschließungen, vor allem an Standorten, die nicht mehr rentabel betrieben werden konnten."Umgekehrt zeigte sich aber auch eine verstärkte Nachfrage nach smarten und preisbewussten Lösungen, insbesondere im Werkzeug- und Gartentechnikbereich. Somit konnte man trotz alledem weiterwachsen: Der österreichische Markt entwickelte sich zwar nur seitwärts, aber auf internationaler Ebene expandierte man weiter und gewann neue Mitglieder. Daran wolle man 2025 anknüpfen: "Die Gruppe nutzt das Jahr 2025 zur gezielten Vorbereitung auf zukünftige Entwicklungen. Im Mittelpunkt stehen Maßnahmen zur Konsolidierung sowie strategische Anpassungen, etwa durch die Optimierung interner Prozesse. Darüber hinaus sollen das B2B-Geschäft weiter ausgebaut, die Eigenmarken gestärkt und regionale Besonderheiten gezielter berücksichtigt werden." Insbesondere in Südosteuropa sehe das Unternehmen weiteres Wachstumspotenzial. „Trotz des herausfordernden Umfelds geht die Gruppe von einer stabilen Seitwärtsbewegung mit positiven Impulsen aus – getragen von einer klaren Sortimentsstrategie und einer soliden Entwicklung im B2B-Geschäft."
Auch beim Mitbewerber Hornbach lässt man sich von der Krise nicht ins Handwerk pfuschen, wie Geschäftsführer Peter Eberdorfer berichtet: "Wir blicken zuversichtlich in die Zukunft und erwarten ein einstelliges Prozentwachstum für das Jahr 2025. Unser Geschäft hat gut gestartet und unsere Kundinnen und Kunden starten mit ihren Gartenprojekten. Die Prognose des WIFO, dass sich die Konjunktur erst Ende des Jahres stabilisieren wird, nehmen wir ernst, aber wir bleiben zuversichtlich." Die gesamtwirtschaftliche Lage in Österreich sei zuletzt wie für alle herausfordernd gewesen. Aber in dieser Lage wolle man ein verlässlicher Ansprechtpartner für die Kund:innen sein: "Hornbach ist der Meinung, jeder sollte sein Projekt umsetzen können, egal wie groß dieses ist. Die Dauertiefpreise machen das ganze Jahr über jedes Projekt erschwinglich, denn sie gelten auch auf Werbe- und Rabattaktionen unserer Wettbewerber. Wer Sonderangebote auslobt, holt es woanders wieder rein." Zudem habe sich in manchen Bereichen durch die Situation auch die Nachfrage erhöht: "Die volatilen Energiepreise haben die Österreicherinnen und Österreicher dazu gebracht nach alternativen Lösungen zu suchen, und hier konnten wir gerade im Bereich Photovoltaik punkten." Ohnehin stellt Eberhofer eine verstärkte Nachfrage nach nachhaltigen Produkten und zum Thema Selbstversorgung fest. Die Bedürfnisse der Konsument:innen schrumpfen also nicht, sondern wachsen sogar weiter – das fordert auch das Personal heraus: "Die steigende Komplexität und die große Vielfalt unserer Artikel erfordern eine stetige Weiterbildung unserer Fachberaterinnen und Fachberatern, denn als Projektbaumarkt steht bei uns die fachliche Beratung an oberster Stelle."
www.obi.at
www.lagerhaus.at
www.3e-ag.com
www.hornbach.at
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