Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler und Peter Laimer, stv. Leiter Direktion Raumwirtschaft Statistik Austria, haben am 31. Jänner die Tourismus-Bilanz des vergangenen Jahres vorgestellt. Und diese fällt durchaus beeindruckend aus. "Mit 46,71 Millionen Ankünften und 154 Millionen Nächtigungen war 2024 das bisher erfolgreichste Tourismusjahr in Österreich", sagte Kraus-Winkler und fügte hinzu: "Damit wurde das Vorjahr bei den Nächtigungen um 2,1 Prozent und das bisherige Vorzeigejahr 2019 um ein Prozent übertroffen." Dieses Ergebnis sei vor allem den Zuwächsen bei den Auslands- und auch bei den Fernmärkten zu verdanken. Wichtigster Auslandsmarkt bleibt demnach Deutschland mit 58,45 Millionen Nächtigungen, einen Rekord gab es bei Gästen aus den USA, die es auf 2,38 Millionen Nächtigungen brachten. Ein Haupttreiber war laut den Expert:innen der starke Städtetourismus, insbesondere in Wien. Der Anteil der Inlandsgäste liegt der Analyse zufolge mit 40,3 Millionen Nächtigungen minimal über den Ergebnissen aus 2019 und 2023 (je 39, 9 Millionen Nächtigungen). Dennoch sei nicht alles Gold, was glänzt. Denn die Branche hat mit einigen Herausforderungen zu kämpfen.
"Overtourism" nur in einigen Hotspots
Auch deshalb betonte die Staatssekretärin, dass man mit dem Begriff des "Rekordjahrs" im Tourismus vorsichtig sein müsse: Einerseits habe sich die Ertragssituation der Tourismusbetriebe – trotz der guten Auslastung – leicht verschlechtert. Die Betriebe könnten eigene Mehrkosten bei Energie und Personal nämlich nur teilweise an Gäste weitergeben. Andererseits können Gästerekorde aus Sicht der heimischen Bevölkerung eine Herausforderung darstellen, etwa wenn der Eindruck von Überfüllung, Lärm oder Unsicherheit entsteht.
In diesem Zusammenhang unterstrich Kraus-Winkler, dass der österreichische Tourismus sehr professionell mit den hohen Gästezahlen umgehe: "Das Phänomen des 'Unbalanced Tourism' bleibt hierzulande glücklicherweise auf wenige Hotspots beschränkt. Von Zuständen wie in Venedig sind wir weit entfernt. Das liegt auch daran, dass der heimische Tourismus proaktiv und intensiv an zukunftsfittem Besucherstrommanagement arbeitet. Österreich ist deshalb eine harmonisch gewachsene Tourismusdestination, die vielen Gästen ein hervorragendes Urlaubserlebnis bietet."
Zudem erinnerte sie daran, dass ihr Arbeitsschwerpunkt für 2024 die "Stärkung der Tourismusakzeptanz in der einheimischen Bevölkerung" war. So habe Kraus-Winkler gesetzlich verankern lassen, dass die Statistik Austria fortan mehr als 10.000 Befragungen pro Jahr zum Stand der Tourismusakzeptanz durchführt. Außerdem unterstütze das Staatssekretariat für Tourismus aktuell 17 Regionen dabei, Konzepte für ausbalancierteren Tourismus zu entwickeln und umzusetzen. Als Beispiele nannte sie u.a. Apps zur Besucherlenkung, partizipative Stakeholderprozesse oder nachhaltige Mobilitätslösungen. Projekte wie die drei neuen Tourismusdestinationen mit Österreichischem Umweltzeichen, die Informationsbroschüre "Find the Right Balance" sowie diverse Schulungen und neue Veranstaltungsreihen zum Thema "Nachhaltigkeit" gehörten ebenfalls dazu.
Mit Blick auf die Inlandsgäste sieht Kraus-Winkler die Branche am richtigen Weg: "Österreich muss attraktiv und leistbar für den Inlandsgast sein. Alles andere wäre eine 'Themenverfehlung bei der Angebotsentwicklung'."
Details zu den Ergebnissen in den Bundesländern

WKÖ schlägt in selbe Kerbe
Nach der Bilanz-Präsentation meldeten sich weitere Branchenvertreter:innen zu Wort. Robert Seeber, Bundesspartenobmann der Tourismus- und Freizeitwirtschaft der WKÖ, zeigte sich über die Zahlen erfreut. "Das ist ein schöner Erfolg und vor allem der Verdienst unserer heimischen Betriebe und deren Mitarbeiter:innen, die tagtäglich enormen Einsatz und Engagement zeigen. Österreich ist dank ihnen ein beliebtes Urlaubsziel", so der oberste Tourismussprecher. Gleichzeitig mahnt aber auch Seeber zur Vorsicht: "Auch wenn diese Zahlen erfreulich stimmen, muss jedem klar sein, dass Nächtigungszahlen allein kein Indikator für wirtschaftlichen Erfolg sind. Es zählen auch Energie-, Waren-, Kapital- und Personalkosten inkl. Lohnnebenkosten sowie das niedrige Eigenkapital der Betriebe. Die Kosten sind in den letzten Jahren steil bergauf gegangen und spielen für den Betriebserfolg eine entscheidende Rolle. Umsatz ist nicht mit Ertrag gleichzusetzen."
Ein Großteil der Betriebe könne die Preissteigerungen nicht an die Kund:innen weitergeben. Laut market-Umfrage schultern sechs von zehn Betrieben zumindest die Hälfte der Mehrkosten. Dass die Gäste preissensibler reagieren, merke man auch daran, dass sie bei den Nebenkosten sparen, kürzere Aufenthalte planten und weniger konsumierten.
Burgenland schreibt Tourismusgeschichte
Besonders erfreut über die Tourismus-Bilanz zeigt man sich im Burgenland. Denn der burgenländische Tourismus hat im Vorjahr sogar ein historisches Rekordergebnis erzielt: Mit 3.287.439 Nächtigungen und einem Plus von 4,5 Prozent gegenüber 2023 wurde erstmals die Marke von 3,2 Millionen Nächtigungen überschritten. Der Bundesländervergleich der Statistik Austria sowie die Dezemberzahlen unterstreichen den Erfolg: Das Burgenland belegt hinter Wien den zweiten Platz bei den prozentuellen Nächtigungssteigerungen von Jänner bis Dezember 2024 und verzeichnet im Dezember, auch dank Winterwunder Mörbisch, eine Steigerung von 7,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Landeshauptmann Hans Peter Doskozil sagt zu der Entwicklung: "Mit den aktuell vorliegenden Tourismuszahlen und dem tollen Ergebnis im Bundesländervergleich zeigt sich einmal mehr, dass der burgenländische Tourismus auf einem erfolgreichen Kurs ist. Platz zwei bei den prozentuellen Steigerungen von Jänner bis Dezember – das ist ein starkes Ergebnis, das unsere konsequente Strategie und die hervorragende Arbeit aller Beteiligten im Burgenland unterstreicht. Der eingeschlagene Weg, Tourismus nachhaltig und innovativ zu gestalten, zahlt sich aus und wird auch in Zukunft Früchte tragen."
Didi Tunkel, Geschäftsführer der Burgenland Tourismus GmbH, hebt die Bedeutung von Initiativen wie dem "Winterwunder Mörbisch" hervor: "Die Zahlen aus Rust und Mörbisch am See zeigen, wie Veranstaltungen wie das Winterwunder Mörbisch zur Belebung des Tourismus im Burgenland beitragen. Solche Events sind wichtige Elemente unserer Strategie, um die Wintersaison weiter zu stärken und neue Impulse zu setzen. Am meisten freut es mich, dass sich bestätigt hat, dass eine ganze Region davon profitiert."
Ausblick
Statistiker Peter Laimer lieferte auch noch Zahlen für die bisherige Wintersaison 2024/25. Demnach erreichten die ersten zwei Monate der laufenden Saison ebenfalls neue Höchstwerte: Im Zeitraum November und Dezember 2024 gab es österreichweit insgesamt 18,17 Millionen Nächtigungen, die Zahl der Gäste stieg auf 6,12 Millionen und übertraf damit erstmals in diesem Zeitraum die 6-Millionen-Schwelle. Die Nächtigungen von Gästen aus Österreich nahmen im Vergleich zum Zeitraum November/Dezember im Vorjahr um 4,8 Prozent auf 4,85 Millionen zu, die Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland um 11,4 Prozent auf 13,32 Millionen. Im Vergleich zum Zeitraum November/Dezember 2019 betrug das Nächtigungsplus bei Gästen aus dem Inland 0,9 Prozent, bei Gästen aus dem Ausland 5,3 Prozent.
Der positive Saisonstart lässt somit hoffen, dass auch die Tourismus-Bilanz 2025 erfreulich ausfallen dürfte.
LEADERSNET war bei der Präsentation. Fotos sehen Sie in unserer Galerie.
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