KSV1870-Analyse
Männer schlitterten 2024 viel öfter in Privatkonkurs als Frauen

| Redaktion 
| 03.02.2025

Während im Vorjahr die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren im Vergleich zu 2023 laut KSV1870-Analyse leicht rückläufig war, hat sich die Schuldenhöhe im Schnitt deutlich erhöht.

Eine aktuelle KSV1870 Analyse zu den eröffneten Schuldenregulierungsverfahren im Jahr 2024 zeigt, dass in Österreich weiterhin vor allem Männer von einem Privatkonkurs betroffen sind. Sehr oft liegen die Gründe dafür in einer ehemals selbstständigen Tätigkeit, denn es ist nach wie vor so, dass mehrheitlich Männer auf selbstständiger Basis tätig sind.

Männer häufiger in Privatkonkurs

2024 ist die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren gegenüber dem Jahr 2023 um 0,3 Prozent auf 8.822 Fälle leicht gesunken. Das sind 24 Fälle pro Tag. Dabei mussten mit 61 Prozent Männer deutlich häufiger den Weg in den Privatkonkurs antreten als Frauen mit 39 Prozent. Was die Analyse noch zeigt, ist, dass sich im Vorjahr das durchschnittliche Schuldenausmaß auf insgesamt 113.000 Euro (+ 9.000 Euro) erhöht hat. Während jenes der Männer um 10.000 Euro auf 138.000 Euro angewachsen ist, ist jenes der Frauen um 8.000 Euro auf 77.000 Euro gestiegen.

"Das erhebliche Delta in puncto Schuldenausmaß zwischen Männern und Frauen liegt auch an der vermehrten beruflichen Selbständigkeit der Männer. Häufig sind hier unternehmerische Schulden inkludiert, weshalb die Schulden deutlich höher ausfallen", sagt Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz. Insgesamt deutlich niedriger fällt das durchschnittliche Schuldenausmaß mit 66.000 Euro hingegen aus, wenn ausschließlich "echte Privat- bzw. Konsumschulden" von Privatpersonen ausgewertet werden, also jene Fälle, die nicht aufgrund einer ehemaligen Selbständigkeit entstanden sind. Unterschieden nach Geschlechtern belaufen sich diese bei Männern auf 74.000 Euro, bei den Frauen sind es 53.000 Euro.

Analyse zu Privatinsolvenzen 2024 © KSV1870

Der Bundesländer-Vergleich

Die Analyse zeigt auch, dass es im Westen Österreichs die größte Differenz zwischen Mann und Frau gibt. In Tirol und Vorarlberg verzeichnen die Männer 64 Prozent aller eröffneten Privatkonkurse und die Frauen 36 Prozent. Im Burgenland liegen Männer mit 59 Prozent und Frauen mit 41 Prozent am knappsten beisammen, wo gegenüber dem Jahr 2023 zugleich auch die österreichweit größte Veränderung (Männer +4 Prozent, Frauen -4 Prozent) zu Buche steht.

Die Gründe

Blickt man laut dem KSV1870 auf die Gründe, warum Mann und Frau in den Privatkonkurs schlittern, so ist dies bei Männern mit 32 Prozent deutlich häufiger einer ehemaligen Selbständigkeit geschuldet als bei Frauen mit 18 Prozent. Mit 24 Prozent gegenüber 20 Prozent trifft die Überschätzung der eigenen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit mehr Frauen als Männer. Was auch auffällt ist, dass zudem mehr Frauen (acht Prozent) infolge von Haftungsübernahmen in den Privatkonkurs geraten als Männer (zwei Prozent).

Derartige Schulden resultieren zumeist aus Krediten, um etwa das gemeinsame Eigenheim zu finanzieren. "Viele Frauen unterschreiben Bürgschaften, obwohl sie oft keinen oder nur in sehr geringem Maße unmittelbaren Einfluss auf die Erfüllung des Kredites nehmen können. Kommt es in weiterer Folge zur Trennung, können viele Frauen ihren finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen und müssen in den Privatkonkurs", sagt Götze.

Ältere Generationen besonders betroffen

Im Vorjahr waren die 41- bis 60-Jährigen am häufigsten von einem Privatkonkurs betroffen. Dieser Altersgruppe müssen 49 Prozent (2023: 46 Prozent) aller Fälle zugeschrieben werden, mit durchschnittlichen Schulden in der Höhe von 130.000 Euro. 38 Prozent der Fälle betreffen die 25- bis 40-Jährigen, wobei die durchschnittliche Schuldenhöhe bei 82.000 Euro liegt. Darüber hinaus sind der Altersgruppe der über-60-Jährigen (164.000 Euro Schulden) elf Prozent der über 8.800 eröffneten Schuldenregulierungsverfahren des Vorjahres zuzuschreiben. Auf zwei Prozent belief sich die Zahl der unter-25-Jährigen im Privatkonkurs. Die durchschnittliche Schuldenhöhe betrug bei den Jungen pro Schuldner 54.000 Euro.

Mehr Finanzbildung notwendig

"Immer wieder beobachten unsere Expert:innen bei Gericht, dass es den Betroffenen an Finanzbildung mangelt und die Folgen von Finanzierungen bzw. Schulden nicht erkannt werden", sagt Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG.

Der KSV1870 setzt sich aus diesem Grund intensiv für eine bessere Finanzbildung in Österreich ein und unterstützt entsprechende Initiativen.

www.ksv.at

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