IV OÖ-Präsident: "Unser Standort steht an einem Kipppunkt"

| Tobias Seifried 
| 29.11.2023

Stefan Pierer warnte beim Adventempfang der Industriellenvereinigung Oberösterreich vor einem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit. Die gute Stimmung ließ man sich beim Networking-Event aber nicht verderben.

Im Rahmen des traditionellen Adventempfangs der Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ) in der Linzer Brauerei/Tabakfabrik gab deren Präsident Stefan Pierer (CEO Pierer Mobility) am Dienstagabend einen Rück- und Ausblick über das abgelaufene und das kommende Jahr. 2023 sei demnach von zu spät und zu stark angehobenen Zinsen, überdurchschnittlich hoher Inflation in Österreich und massiv steigenden Personal- und Energiekosten am heimischen Standort geprägt gewesen.

Verlust an Wettbewerbsfähigkeit

"Österreich befindet sich in der stärksten normalzyklischen Rezession seit 1951, die uns auch 2024 noch vor massive Herausforderungen stellen wird", sagte Pierer. Der Ausblick für das kommende Jahr bleibe verhalten, da weder aus den USA noch aus China ein wirtschaftlicher Turbo für Europa erwartet werden könne. Vor allem Deutschland und Österreich würden laut dem IV OÖ-Präsidenten 2024 wirtschaftliche Nachzügler bleiben.

Besonders besorgniserregend sei der Verlust an Wettbewerbsfähigkeit Österreichs im internationalen Standortwettbewerb. Stark steigende Lohnstückkosten, eine Steuer- und Abgabenquote im EU-Spitzenfeld, zu wenig Fortschritt beim Thema "Leistung muss sich lohnen" und nationale und europäische Überregulierung werden als die Gründe dafür genannt. Auch die Diskussion über eine 32-Stunden-Woche stößt Pierer sauer auf.

"Standort am Kipppunkt"

"Vom Leistungsprinzip, welches Österreich in den letzten Jahrzehnten wohlhabend gemacht hat, sind wir heute weit entfernt. Manche träumen weiterhin vom leistungslosen Wohlstand in unserem Land", so Pierer. Völlig unverständlich und zukunftsvergessen sei es auch, dass die öffentliche Hand bereits hohe Gehaltssteigerungen von über neun Prozent für Pensionist:innen und öffentlich Bedienstete beschlossen hat. Damit steigen die Gehälter im geschützten Sektor stärker als im exponierten privatwirtschaftlichen Sektor. "Man hat den Eindruck, als ob manche in der Politik noch nicht verstanden haben, worum es aktuell geht. Unser Standort steht an einem Kipppunkt. Das Jahr 2024 wird in jedem Fall ein Restrukturierungsjahr für die Betriebe. Großbetriebe werden Arbeitsplätze an andere Standorte verlagern, KMUs werden besonders unter Druck kommen."

Der IV-OÖ Präsident ist auch davon überzeugt, dass sich die konjunkturellen Probleme später als erhofft auflösen, die strukturellen Probleme des Standortes jedoch bleiben werden. Stark beeinflusst werde das Jahr 2024 von enorm bedeutsamen Wahlen in den USA, der EU wie auch in Österreich. "In so volatilen Zeiten muss das Gespräch und der Zusammenhalt gesucht werden und nicht der Konflikt und die Abschottung", betonte Stefan Pierer am Ende seiner Rede.

Gäste

Trotz der trüben Aussichten war die Stimmung unter den Gästen. Zum Networking genutzt wurde der Adventempfang u.a. von IV-OÖ Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch, Klaus Von Moltke (BMW), Günther Schallmeiner (Siemens), Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner, Peter Sticht (STIWA), F. Peter Mitterbauer (Miba), Rob Van Gils (HAI), Sebastian Wolf (Rosenbauer), Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß (Fronius), Christoph Merckens (Merckens), Gerald Maver (AMAG), Leonhard Schitter (Energie AG), Ulrike Rabmer-Koller (Rabmer) und Karin Strobl (Energie AG).

Fotos vom Adventempfang der IV OÖ sehen Sie in der Galerie.

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