kika/Leiner-Pleite: 1.770 Dienstnehmer können (vorerst) aufatmen

| Tobias Seifried 
| 25.09.2023

Am Montag fand die entscheidende Abstimmung statt. Insgesamt haben 512 Gläubiger:innen und rund 3.300 Dienstnehmer:innen Forderungen angemeldet. Dem verbesserten Sanierungsplan wurde zugestimmt. 

Am Landesgericht in St. Pölten ging am Montag, den 25. September die mit Spannung erwartete Sanierungsplantagsatzung der insolventen Möbelhandelskette kika/Leiner über die Bühne. Zum Verlauf des Sanierungsverfahrens seit Eröffnung wurde vom Insolvenzverwalter berichtet, dass durch den Abverkauf und die finanzielle Unterstützung des Eigentümers sowie der Mithilfe der Supernova-Gruppe als Vermieter positiver gewirtschaftet werden konnte, als die ursprüngliche Planrechnung vorgesehen habe.

Das dürfte sich positiv auf die finale Entscheidung ausgewirkt haben. Denn bei der Abstimmung über den verbesserten Sanierungsplan wurde sowohl die erforderliche Kopf- und Summenmehrheit erreicht und der Zahlungsvorschlag von den Gläubiger:innen daher angenommen. Somit steht einer Fortführung der verbliebenen Filialen (vorerst) nichts mehr im Weg. 

Gesamtpassiva von 131,6 Millionen Euro

Vom KSV1870 wurden am Montag die aktuellsten Zahlen zu der Großpleite aufgelistet. Die Gesamtpassiva berechnen sich demnach mit rund 131,6 Millionen Euro. Darin enthalten sind angemeldete und anerkannte Forderungen in Höhe von rund 74 Millionen Euro (inklusive der Forderung der Republik Österreich mit rund 49,6 Millionen Euro), Dienstnehmerforderungen von vorerst rund Millionen Euro (hinzu kommen weitere rund 22,7 Millionen Euro aus der finalen Abrechnung, sohin rund 53,7 Millionen Euro) sowie weitere, noch zu berücksichtigende Forderungen von rund 3,9 Millionen Euro (LEADERSNET berichtete).

Durch die finanziellen Zuschüsse des Eigentümers hätten die Gutscheine und die Anzahlungen abgesichert und damit ein weiterer Schaden für die betroffenen Gläubiger:innen abgewendet werden können. Die Vermieterin hat durch die Stundung des Bestandzinses während des Sanierungsverfahren, einem finanziellen Zuschuss in Millionenhöhe und durch einen Verzicht auf die Geltendmachung von Schadenersatzansprüchen aus der vorzeitigen Beendigung bei den 23 geschlossenen Filialen im Falle der Bestätigung des Sanierungsplans, ebenfalls einen beträchtlichen Anteil am positiven Fortbetrieb des Unternehmens beigetragen, heißt es vonseiten des Kreditschutzverbandes.

"Als Vertrauensbeweis in den Fortbestand des Unternehmens sind auch die zahlreichen Anzahlungen von Konsument:innen für neue Aufträge zu werten", schätzt Brigitte Dostal, Leiterin Unternehmensinsolvenz Wien/NÖ/Bgld beim KSV1870, die Lage ein.

Verbesserter Sanierungsplan und "Superquote"

In der Sanierungsplantagsatzung hat kika/Leiner folgenden, verbesserten Sanierungsplanvorschlag, der ursprünglich auf Zahlung einer Quote von 20 Prozent binnen zwei Jahren gelautet hat, den Gläubigern angeboten. 20 Prozent, zahlbar wie folgt: Zehn Prozent als Barquote, weitere fünf Prozent binnen 16 Monaten und restliche fünf Prozent binnen 24 Monaten, jeweils ab Annahme des Sanierungsplans.

Die Annahme des verbesserten Sanierungsplans wurde seitens des Insolvenzverwalters empfohlen, da die betroffenen Gläubiger:innen im Falle der Ablehnung des verbesserten Zahlungsvorschlages und der darauf folgenden Liquidation des Unternehmens, bedingt durch eine massive Erhöhung der Insolvenzforderungen (Schadenersatzansprüche aus Mietverträgen, Beendigungsansprüche der verbliebenen 1.770 Dienstnehmer:innen) lediglich mit einer Zerschlagungsquote von rund 6,6 Prozent rechnen könnten.

Zusätzlich zur Sanierungsplanquote sollen die Gläubiger:innen eine "Superquote", zahlbar in zwei Raten, erhalten – jeweils in den ersten Monaten 2024 und in den ersten Monaten Jänner 2025. Die auszuschüttende Superquote werde bis zu 14 Prozent betragen. Sie Stelle jenen Betrag dar, der aus dem Vergleich mit dem ehemaligen Eigentümer (Signa Holding GmbH) erzielt werden konnte.

1.770 Dienstnehmer:innen können (vorerst) aufatmen

Aktuell sind rund 1.770 Dienstnehmer:innen von den ursprünglich rund 3.300 (davon rund 200 vorzeitig ausgetreten) in den 17 Filialen österreichweit beschäftigt. Durch die Annahme des Sanierungsplans sei der Erhalt der Arbeitsplätze weiterhin gesichert.

Dostal abschließend: "Auch für den KSV1870 war die Zustimmung zum Sanierungsplan die bestmögliche wirtschaftliche Entscheidung, um dem Unternehmen die Chance zu geben, eine nachhaltige Sanierung unter der Führung des neuen Eigentümers zu erreichen und die 1.770 Arbeitsplätze zu erhalten."

www.ksv.at

www.kika.at

www.leiner.at

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