Kika/Leiner-Insolvenz: Finanzamt ist mit 46 Millionen Euro Hauptgläubiger

| Tobias Seifried 
| 21.08.2023

Nach der ersten Gläubigerversammlung liegen die Karten auf dem Tisch. Hohe Forderungen wurden auch von Dienstnehmer:innen gestellt. Insgesamt belaufen sich die Passiva auf über 130 Millionen Euro. Ob die Sanierung gelingt, ist noch offen.

Mit Spannung erwarteten die Gläubiger:innen von Kika/Leiner die erste Gläubigerversammlung, die am Montagvormittag (21. August) beim Landesgericht St. Pölten stattgefunden hat. Dort wurden die bisher eingelangten Forderungen bekanntgegeben und geprüft (LEADERSNET berichtete). Im Insolvenzantrag wurden 132 Millionen Euro Passiva aufgeteilt auf 440 Gläubiger:innen genannt, teilte Creditreform als staatlich bevorrechteter Gläubigerschutzverband mit.

Finanzamt ist Hauptgläubiger

Bis zur ersten Gerichtstagsatzung am 21. August 2023 haben 450 Gläubiger:innen und 3.325 Dienstnehmer:innen Forderungen in Höhe von 93,3 Millionen Euro angemeldet. Die Forderungen der Dienstnehmer:innen betragen laut den Kreditschützern 8,8 Millionen, wobei "erwartungsgemäß" das Finanzamt mit 46,5 Millionen Euro der Hauptgläubiger ist - hier geht es vor allem um Steuerstundungen. Ein Teil der Forderungen sei aus Zeitgründen vorsichtshalber zur weiteren Abklärung bestritten worden und solle in den nächsten Wochen noch nachträglich anerkannt werden.

"Gläubiger:innen, die die Anmeldungsfrist versäumt haben, können ihre Forderung noch nachträglich anmelden.", sagt Insolvenzexperte Stephan Mazal von Creditreform. Als gesetzliche Frist für nachträgliche Anmeldungen sind zwei Wochen vor der Schlussrechnungstagsatzung vorgesehen. Spätere Anmeldungen könnten nicht mehr berücksichtigt werden.

17 Filialen sind übrig geblieben

Seit der Insolvenzeröffnung am 13. Juni 2023 wird die Möbelhandelskette durch den Insolvenzverwalter mit dem Ziel einer nachhaltigen Sanierung fortgeführt. Im Zuge der bisherigen Sanierungsbemühungen wurde das Filialnetz mit Ende Juli von 40 auf 17 Filialen reduziert. Von den ursprünglich 3.300 Beschäftigten sind noch 1.770 im Unternehmen. Die Einhaltung des Liquiditätsplanes wird wöchentlich überprüft. Der Insolvenzverwalter befürwortet die Fortführung des Unternehmens.

Reicht das Angebot?

Über die Zukunft von kika/Leiner entscheiden die Gläubiger:innen bei der Abstimmung über den Sanierungsplan am 25. September 2023. Bisher wird ihnen nur die gesetzliche Mindestquote von 20 Prozent in zwei Jahren angeboten.

"Für die Annahme des Sanierungsplans wird eine Kopf- und eine Kapitalmehrheit von je 50 Prozent der anwesenden Gläubiger:innen erforderlich sein", sagt Mazal. Zudem werde die Mindestquote jedenfalls noch durch die Zahlung einer Barquote zu verbessern sein.

Das Landesgericht St. Pölten hat am Montag jedenfalls "grünes Licht" für die Fortführung des Unternehmens gegeben.

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