An Wiens öffentlichen E-Auto-Ladesäulen wird bald nach kWh abgerechnet

| Tobias Seifried 
| 24.07.2023

Bei der aktuellen Abrechnung nach Minuten zahlen Autofahrer:innen häufig drauf. Künftig sollen sie nur noch für die tatsächlich geladene Energie in Form von Kilowattstunden bezahlen.

Es gibt mehrere Gründe, weshalb den Elektroautos der große Durchbruch am Markt noch nicht gelungen ist. In Österreich ist ihr Marktanteil im ersten Halbjahr 2023 zwar auf 18,4 Prozent gestiegen (LEADERSNET berichtete), dennoch werden nach wie vor deutlich mehr Verbrenner verkauft. Neben den höheren Preisen, der geringeren Reichweite und der unzureichend ausgebauten Ladeinfrastruktur nennen potenzielle Interessent:innen häufig die Intransparenz bei den Tarifen an öffentlichen Ladesäulen als Grund, der gegen einen Kauf spricht. Letzteres wird auch von zahlreichen Expert:innen immer wieder bemängelt.

Riesige Auswahl

So rechnete der ÖAMTC unlängst vor, dass den Elektroauto-Fahrer:innen in Österreich allein bei den 45 größten Betreibern von Ladestationen über 300 Tarife mit unterschiedlichsten Konditionen zur Auswahl stehen. Roaming-Lösungen ermöglichen an fast jedem der 18.000 öffentlichen Ladepunkte die individuelle Auswahl von Strom-Anbieter und Tarif. Weiters müssten Besitzer:innen von reinen Stromern wissen, dass es verschiedene Abrechnungssysteme (Zeittarife, kWh-Tarife, Pauschaltarife), gepaart mit unterschiedlichen Tarif-Typen (Tarife mit bzw. ohne monatliche Grundgebühr, monatliche Servicepauschalen, einmalige Kartenentgelte usw.) gibt. Dazu kommen verschiedene Roaming-Vereinbarungen unter den Betreibern – all das mache es Endkund:innen schwer, den Durchblick zu behalten und den für sie passenden aktuellen Ladetarif zu finden. Der ÖAMTC hat deshalb ein eigenes Vergleichstool für Ladetarife gelauncht (LEADERSNET berichtete). 

Abrechnung nach Minuten bringt Nachteile

An vielen öffentlichen Ladesäulen wird derzeit noch nach der Ladedauer und nicht der geladenen Energie abgerechnet. So auch in Wien. Grund dafür ist, dass es bis vor Kurzem noch keine rechtliche Grundlage für eine Abrechnung nach Kilowattstunden (kWh) gab. Seit 1. Juni 2023 gelten aber neue Eichvorschriften für E-Tankstellen, die das möglich machen. Konkret ist seither die neue Verordnung "über Eichvorschriften für elektrische Tarifgeräte zur Messung von elektrischer Energie in Ladeeinrichtungen für E-Fahrzeuge (Eichvorschriften für Ladetarifgeräte)" in Kraft. 

Am Montag wurde bekannt, dass die Wien Energie aufgrund der neuen Verordnung des Bundesamts für Eich- und Vermessungswesen bereits an einem kWh-basierten Ladetarif arbeitet. Der Energieanbieter betreibt alleine in der Bundeshauptstadt mehr als 1.000 öffentliche E-Auto-Ladestation und rund noch einmal so viele im halböffentlichen Raum, zu dem beispielsweise Parkgaragen zählen. An all diesen Säulen wird derzeit noch nach Minuten abgerechnet, was den E-Auto-Fahrer:innen teils deutlich höhere Kosten verursacht. Das liegt vor allem daran, dass die Ladezeit von vielen Faktoren abhängt. Bei kühlen Temperaturen oder ab einem gewissen Füllstand des Akkus dauert der Vorgang deutlich länger. Wenn nach der tatsächlich geladenen Energie abgerechnet wird, spielen diese äußeren Einflüsse keinerlei Rolle mehr. Eine Sprecherin von Wien Energie bestätigte nun gegenüber Radio Wien, dass das Unternehmen noch für dieses Jahr die Einführung eines kWh-basierten Ladetarifs plane. 

www.wienenergie.at

www.oeamtc.at

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